Der Sonne entgegen

Nicht lang reden – einfach machen! Unter diesem Motto wächst derzeit das Entwicklungsgebiet „die Macherei“ in München. Mit dem Incubator ist nun das erste Leuchtturmprojekt des ­neuen Bürostandorts fertig. Und das Unternehmen Colt hat mit seinem nachgeführten Sonnenschutz dafür gesorgt, dass die künftigen NutzerInnen auch klimatisch die besten Bedingungen vor Ort vorfinden werden.

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Im Münchener Osten nimmt eins der großen Infrastrukturprojekte der bayerischen Landeshauptstadt Fahrt auf: die Macherei. Unter der Leitung OS A Ochs Schmidhuber Architekten hat sich das Projekt seit dem Baubeginn in 2018 schnell entwickelt. Gemeinsam mit dem Studio Vulkan (Zürich/München), die als Partner für den Entwurf des Freiraumkonzeptes verantwortlich zeichnen, hat das Münchener Büro den Masterplan für das Areal gestaltet. Als erstes Gebäude des Ensembles wurde im vergangenen Jahr der sogenannte Incubator fertiggestellt. Er stellt das attraktive Portal des Stadtquartiers dar, das aus insgesamt sechs Baufeldern besteht. Für dieses Gebäude designte Colt International den umlaufenden Sonnenschutz am Bauteil 42 im vierten und fünften Obergeschoss, den das Unternehmen anschließend auch vor Ort installierte. Der von OS A Ochs Schmidhuber Architekten geplante Incubator markiert die Nord-Ost-Ecke des Quartiers. Er befindet sich an der Levelingstraße und erstreckt sich über eine Fläche von 15.000 m2. Die wichtigsten und repräsentativsten Zugänge zum Incubator liegen an der zentralen Piazza des Areals, auf der das öffentliche Leben stattfinden wird.

Designidee – Gerüstdiele

Bereits zu Beginn des Projektes entstand das Design der Lamellen-Sonnenschutz-Fassade von Colt nach den Plänen von O S   A. Diese sahen eine Adaption aus dem Gerüstbau vor, die sich hinsichtlich Funktionalität, Design und Haptik an Laufrosten für Gerüstbauer orientiertet. So ist in der letzlichen Ausführung der Alumium Streckmetalllamellen für den Sonnenschutz dann auch eine deutliche Anspielung auf die gewählte Desingsprache von O S   A zu erkennen, da sie an gekantete Lochblechwannen oder Kabelrinnen erinnern.

Idealerweise sollte eine Mischfassade aus Gussglas, Alusion (einem siliciumhaltigen Aluminiumschaum) und Streckmetall entstehen. Nach intensiven Recherchen und Prüfungen wurde diese Variante jedoch nicht weiter verfolgt, da die Verwendung von Gussglas in einer beweglichen Fassade technische Einschränkungen mit sich gebracht hätte und die benötigten Alusionelemente nicht termingerecht zur Verfügung standen.

Prägendes Element

Ein prägendes Detail der Lamellenfassade ist die fehlende Oberflächenbeschichtung. Dabei handelt es sich nicht um einen Produktionsfehler, sondern um eine ästhetische Entscheidung, die den Werkstatt-Charakter des Ortes unterstreicht. Denn schließlich sollen sich die Nutzer des Inkubators hier künftig auf das Wesentliche konzentrieren und ihre unfertigen Ideen gemeinsam mit anderen entwickeln. Ihre Aufgabe verrichtet die Streckmetalllamelle dabei zum größten Teil nicht statisch, sondern drehbar und damit sehr flexibel. Die Aufgabe des außenliegenden Sonnenschutzes ist es, die solare Strahlungsbelastung im Gebäudeinneren zu reduzieren, in dem sie den Eintritt kurzwelliger Solarstrahlung verringert. Allerdings ist gleichzeitig eine hohe Lichttransmission erwünscht. Durch den Einsatz der Aluminium-Streckmetalllamelle gelang es den Sonnenschutz-Experten von Colt, die ideale Balance zu finden.

Incubator – ein klassischer Block

Als klassischer Gebäudeblock in Form eines Donuts geplant, umschließt der Incubator einen innenliegenden Hof. Sein Baukörper ist indes zweigeteilt: Er besteht aus dem dreigeschossigen Sockel mit Backsteinfassade der Erdgeschoss, erstes und zweites Obergeschoss umfasst. Getreppt darauf liegt das 3.  OG als Basis für einen markanten zweigeschossigen Korpus mit flexibler Lamellenfassade aus Metall, Glas und Alu-Streckmetall. Diese rhythmische Baumassengliederung schafft auf Ebene des 3. OG Platz für große Terrassen mit viel Freiraum, Grün und weiten Ausblicken. Die Zwei­teilung der Architektur verbindet alte und neue ­Stilelemente: Während der rot-braune Sockel mit hinterlüfteter Ziegelfassade an klassische Industriearchitekturen erinnert, steht der optisch leichte Aufsatz mit seiner metallenen Elementfassade und dem außenliegenden Sonnenschutzlamellen für Fortschritt und Zukunft – der Incubator steht so im Zeichen von Tradition und Innovation. Das Loftbürogebäude bietet eine große Auswahl an abwechslungsreichen Flächen für Gewerbe, Offices und Maker- sowie Co-Working-Spaces mit unterschiedlich großen Miet- und Nutzungseinheiten. Die Donutform erlaubt neben der kleinteiligen auch eine Nutzung auf großen, zusammenhängenden Flächen auf einer Ebene. Die überwiegend begrünten Dachflächen dienen der Verbesserung der Work-Life-Balance. Start-Ups sollen hier gehegt und gepflegt werden, wie es schon der Name des Gebäudes nahelegt.

572 Lamellen aus Aluminium-Streckmetall

Am 4. und 5. OG, dem optisch leichten Aufsatz des Incubators, wurden insgesamt 572 Sonnenschutzlamellen aus Aluminium-Streckmetall installiert. Diese Elemente sind mit einem durchgängigen Lochmuster in den Dimensionen 44 x 8,7 mm bei einer Stegbreite von 3 mm versehen. Jede einzelne der vertikal ausgerichteten Lamellen wartet mit einer beachtlichen Höhe von 3695 mm bei einer Breite von 470 mm auf. Da beide Stockwerke mit diesem umlaufenden Sonnenschutz versehen sind, verbindet er die beiden Geschosse auch optisch zu einer Einheit. Das Gesamtgewicht allein der Lamellenfüllung aus Streckmetall beträgt rund 3,6 Tonnen.

68 lineare Stellmotoren

Um eine ideale Verschattung zu gewährleisten, wurde das Gesamtsystem größtenteils drehbar ausgelegt. Nur an der Nordseite wurden die Lamellen starr verbaut. An der Nord-Ostseite ist die Hälfte der Lamellen starr verbaut, der Rest kann auf Wunsch dem Sonnenstand nachfahren. Sowohl die West- als auch die Südseite sind vollständig sonnenstandsnachgeführt. Angetrieben werden die Lamellen von linearen 230 Volt Schubspindelmotoren mit einer maximalen Verstellkraft von 1.200 N. Insgesamt wurden 68 Stellmotoren verbaut. Die Aufteilung erfolgte folgendermaßen: Auf der Ost-Fassade sind sechs Motoren verbaut, 46 Motoren kommen an der Süd-Fassade zum Einsatz und 16 Stellmotoren verrichten ihre Arbeit an der Westfassade.

Jeweils fünf Lamellen werden zu einem Feld zusammengeschlossen und über einen Stellmotor angetrieben. Das ergibt eine Feldbreite von je 2,5 m bei einer Höhe von 3.695 mm. Die Stellmotoren treiben die Antriebshebel über Schubgestänge an, wodurch sich die Lamellen im Winkel von 0° bis 90° verstellen lassen.

Das Streckmetallgeflecht der Lamellen sind auf ein stranggepresstes Rahmenprofil aufgenietet. Um größtmögliche Stabilität zu erzeugen, wurden die Rahmenprofile über Eckverbinder zu einer Gesamtlänge von 4.765 m verstiftet und verklebt. Das Gesamtgewicht der Rahmenprofile beläuft sich auf 7,6 t. Jede einzelne Lamelle ist wiederum über Edelstahlzapfen in horizontalverlaufenden Aluminiumtragprofilen mit den Maßen 160 x 60 x 4 mm gelagert. Die Bewegungsübertragung zwischen Lammele und Profil stellen wartungsfreie Gleitlager sicher. Die Tragprofile weisen eine Gesamtlänge von 625 Laufmetern auf und summieren sich auf ein Gesamtgewicht von 2,95 t

189 Konsolen

Zur Befestigung des Sonnenschutzsystems wurden an den vier Seiten des Gebäudes insgesamt 189 Konsolen installiert. Die Konsolen verbinden den Baukörper mit der Sonnenschutzkonstruktion. Diese wurden vorwiegend mit vier M12 Schlagankern an den Stahlbeton gedübelt. An der Ostseite erfolgte die Anbindung an die Stahlwangen des Treppenhauses über HV-Garnituren nach EN 14399.

FC-Wert besser als gefordert

Neben der Herausforderung, ein Design nach höchsten Ansprüchen umzusetzen, waren die Sonnenschutzspezialisten von Colt auch mit der Aufgabe konfrontiert,  einen FC-Wert <= 0,30 zu realisieren. Dieser Wert stellt den Grad der Verschattung durch den Sonnenschutz dar und wird immer projektspezifisch in Kombination mit dem g-Wert der Fassade ermittelt. Mit der Streckmetall-Sonnenschutz-Fassade gelang es, den vorgegebenen Wert noch zu unterschreiten. So konnten die Experten die dynamische Kenngröße für die Süd- und Ost-Seite im Jahresmittel auf einen FC-Wert von 0,21 und für die Westseite auf einen FC -Wert von 0,27 reduzieren.

Nachhaltigkeit und Design im Zusammenspiel

Der Sonnenschutz am Incubator der Macherei in München ist ein optimales Zusammenspiel von Design und Nachhaltigkeit. Auf expliziten Wunsch der OS Architekten wurden sämtliche Materialien aus hochwertigem, unbehandeltem Aluminium gefertigt. So blieben selbst die Streckmetalllamellen unbehandelt, was sowohl den Verzicht auf Polyester als auch auf Farbe bedeutet. Dies hat auch Auswirkungen auf den Reflexionsgrad der Anlage, der bei unbehandeltem Aluminium höher ist als beispielsweise bei dunklen, absorbierenden Farben. In der Folge tritt weniger langwelliger Strahlungsaustausch zwischen Gebäudehülle und Sonnenschutz auf.

Für die Gesamtkonstruktion kann man von einer extrem hohen Recycelingfähigkeit jenseits der 90%-Marke  ausgehen – falls sie, nach langer Nutzungsdauer, irgendwann wiederverwertet werden. Kombiniert mit wartungsfreien Lagern, energiesparenden 230 Volt Linearmotoren und einem vorzüglichen FC-Wert, trägt der Colt Sonnenschutz nicht nur ästhetisch, sondern auch energetisch zur Aufwertung des Incubators bei.

Neues Lebens- und Arbeitsumfeld

Als Brutkasten der New Economy haucht der Incubator der ehemaligen Produktionsstätte der Temmler Gruppe, in der früher Arzneimittel hergestellt wurden, neues Leben ein. Es ist das Kernstück eines Areals für Erfinder, Start-ups und Coworker und bietet ein breites Spektrum an unterschiedlichen Flächen: Tagungs- und Eventeinrichtungen ebenso wie Entwicklungsräume für den new Life-Style, der Büros, Studios, Restaurants, Bars, Cafés, Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten und Gästebetten unter einem Dach vereint. Colt International lieferte dafür den passenden Sonnenschutz als vertikale Streckmetalllamelle, die sonnenstandsnachgeführt ausgelegt ist.

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