Das denken die deutschen Kommunen
Handlungsfelder heute und im Jahr 2030

Welche Anforderungen sind an die Stadt der Zukunft zu stellen? Und welchen Beitrag können Ingenieure für das Zusammenleben im Jahr 2030 leisten? Antworten auf diese Fragen hat die VDI-Initiative Stadt:Denken vor einem Jahr vorgelegt. Erarbeitet wurden sie unter anderem von zahlreichen VDI-Gesellschaften sowie von externen Experten. Sie haben gemeinsam folgende Handlungsfelder identifiziert: Mobilität, Energie, urbane Produktion und Logistik, Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz, Stadtklima, Gebäude der Zukunft, Demografie und Beteiligung.

Nun legt die Initiative Stadt:Denken mit ihrer großen Kommunalbefragung neue Ergebnisse vor. Sie erweitern den bisherigen Fokus um zwei Aspekte: Zum einen blickt die Initiative nicht nur auf Städte, sondern auch auf kleine und mittlere Gemeinden. In ihnen lebt nach wie vor ein Großteil der Menschen in Deutschland. Zum anderen geht es der Initiative um die Sicht der Kommunalverwaltungen. Daher hat der VDI zusammen mit der Universität Hohenheim sämtliche 11 084 Gemeinden in Deutschland befragt. 10,2 % der (Ober-)Bürgermeister haben den Online-Fragebogen beantwortet. Sie repräsentieren alle Gemeindegrößen.

Nach Auffassung der Befragten sind im Jahr 2030 fünf Themenbereiche deutlich wichtiger als derzeit. 68,3 % der Befragten prognostizieren, dass der Ausbau intelligenter Energienetze und Energiespeicher wichtiger sein wird als derzeit. Es folgt das Mobilitätsmanagement inklusive alternativer Mobilitätskonzepte. Die Anpassungen an Klimafolgen und an Wetter-Extremereignisse belegen Platz 3 und 4. Der Ausbau des ÖPNV folgt auf Platz 5.

Damit unterscheiden sich die künftigen Aufgaben teilweise deutlich von den aktuell verfolgten Themen der Kommunen. Aktuell belegen die Sanierung des öffentlichen Gebäude­bestandes und der Neubau Platz 1 der kommunalen Agenda. 78,1 % der Befragten geben an, dass diese Aufgabe für ihre Kommune derzeit wichtig oder sehr wichtig ist. Auf Platz 2 folgt die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden. Und auf Platz 3 der aktuellen Themen-Rangliste befinden sich die Themen Wasser und Abwasser.

Die konkrete Ausgestaltung der aktuellen und der künftigen Aufgaben variiert je nach Gemeindegröße, Problemdruck und Ressourcen. Alles in allem ist die Diskussionsreife in den Handlungsfeldern „Energie“ und „Mobilität“ am größten. Einfach umsetzbare Lösungen werden realisiert – etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. Hinsichtlich des Ausbaus und der Sanierung der Energie- und der Verkehrsinfrastruktur fordern die Kommunen allerdings Unterstützung. Darüber hinaus seien komplexe Systemansätze erforderlich. Vor allem die kleinen Gemeinden sind hier auf regionale Zusammenarbeit angewiesen.

Ein großer Handlungsdruck wird im Bereich „Lokales Klima“ gesehen. Neben den Anpassungen an Klimafolgen werden hier vor allem die Reduzierung der Wärmebelastung in Städten sowie die Lufthygiene genannt, insbesondere die Reduzierung von Stickoxiden, Feinstaub und Ozon. Während technische Lösungen zur Anpassung an den Wandel angegangen werden, ist ein strategisches Vorgehen derzeit nur bei einigen Städten erkennbar.

Das Handlungsfeld „Ressourceneffizienz“ schließlich nehmen die Kommunen als relevant wahr, die gesamte Bandbreite dieses Handlungsfeldes wird jedoch noch nicht durchdrungen. Es bestehe erheblicher Beratungsbedarf. Auch seien umfassende Förderprogramme nötig. Für den Vorsitzenden der VDI-Initiative Stadt:Denken, Prof. Dr.-Ing. Ralf Holzhauer, ergeben sich daraus zahlreiche Aufgaben für Staat, Unternehmen und Ingenieure.

Detaillierte Ergebnisse der Studie können hier heruntergeladen werden: www.vdi.de/stadtdenken

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