Das „Pepples“, Düsseldorf
Champagnerbar des Hyatt-Regency, Düsseldorf

Auf Düsseldorfs Hafenspitze glitzert ein Pavillon mit dem Rhein um die Wette. Das eiförmige Gebäude – Pebble´s, genannt – entwarfen SOP Architekten für die Hotelkette Hyatt, die hier ihren Gästen Champagner ausschenkt. Hier lohnt nicht nur gestalterisch, sondern auch konstruktiv den Blick hinter die Glanzfassade.

Zwei gläsern-glatte Hochhausbügel ragen in den Himmel, ein fulminanter Abschluss für mehrere hohe Neubauten, die sich wie Lego-steine hintereinander auf der Düsseldorfer Hafeninsel reihen. Die zwei Gebäude bilden in ihren Fluchten einen Kubus und sitzen auf einem Sockel, der sich bis zur Spitze der Insel erstreckt. SOP Architekten gewannen mit diesem Entwurf im Jahr 2000 einen Wettbewerb für ein Designhotel. Ganz an der Spitze dieses Areals, auf dem Sockelgeschoss des Hyatt, funkelt ein kleiner Pavillon. Die Architekten tauften ihn Pebble´s, weil er sich rund und silbern wie ein Kiesel im Rhein präsentiert. Es handelt sich um die hoteleigene Champagnerbar

Die Konstruktion der Außenhülle

Die Hülle des Kiesels bilden Spanten aus Funierschichtholz, die in einer CNC-Fräse auf Maß geschnitten und als Bausatz an die Baustelle geliefert wurden. Dort nagelten die Handwerker die Bauteile zu Spanten zusammen und montierten sie in Stahlschuhen auf einem Ringfundament aus Beton. Dieses überträgt die Last des Pavillons gleichmäßig auf die Decke des Sockelgeschosses. Die Montage auf der Baustelle war wegen des kleinen Bauplatzes und der windigen Verhältnisse am Rhein schwierig. Projektleiter Daniel Kohlmeyer erinnert sich: „Sobald die aussteifenden Querbinder montiert waren, war die Freiform äußerst stabil.“ Kein Wunder, denn die Spanten sind teilweise bis zu ca. 1,5 m tief. Das ist zwar tiefer als statisch notwendig wäre, aber die Spanten bilden auch die tragende Konstruktion des Innenausbaus und so folgen ihre Kanten der gewünschten Raumflucht.

Innenausbau

Die Architekten planten zunächst die innere Beplankung der Konstruktion mit Bambusholz. Doch die Krümmung der Form in unterschiedlichen Radien wäre so weder preislich und noch im Arbeitsaufwand angemessen umsetzbar. Also entschied man sich für eine zweifache Beplankung mit Gipskartonplatten. An stark gekrümmten Stellen ist die Beplankung mit diagonal verschraubten, schmalen Streifen gelöst, die hier sogar dreifach übereinanderliegen und so der Krümmung eine gute Aussteifung geben. Für den Trockenbau war eine eigene Unterkonstruktion aus freispannenden U-Profilen notwendig. Die Umsetzung verlangte viel handwerkliches Können, wie Kohlmeyer sagt: „Die Handwerker mussten die Metallprofile auf der Baustelle mit einer Biegemaschine in die individuelle Krümmung bringen.“ Die innere Lage der Deckenbeplankung ist in großen Feldern ausgespart. In den so enstehenden 2 cm tiefen Versätzen sind Akustikmatten flächenbündig eingelassen – eine Notwendigkeit bei den harten Oberflächen des Pavillons. In der Decke eingelassene LEDs und vor allem der metallische Farbauftrag auf den Trockenbauwänden unterstützen den schimmernden Raumeindruck und knüpfen an das äußere Erscheinungsbild des Pavillons mit seiner metallischen Außenhaut an.

Außenhaut

Auch die Planung der Außenhaut aus Edelstahlschindeln und deren Verteilung war durch die unterschiedliche Krümmung der Freiform aufwendig. Kohlmeyer sagt: „Wir gaben die Linien der Edelstahlschindeln vor, die gleichmäßige Anordnung der Schindeln dagegen erforderte handwerkliches Geschick.“  Weil die Schindeln auf der Krümmung teilweise nur flach geneigt sind, brauchte die Konstruktion zwei Abdichtungsebenen und eine zweischalige, außen auf den Spanten sitzende Rauspundschalung. Die Planung der Freiform forderten die Architekten, wie Kohlmeyer resümiert: „Eine Herausforderung, die mit all den Detaillösungen die Planungsleistung an sich unwirtschaftlich machte, die wir dennoch mit großer Leidenschaft angenommen haben.“

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