Bushof Aachen. Da capo! Al fine?

„Schandfleck“, „Brachialarchitektur“, „brutale Betonkiste“, der Aachener Bushof kommt bei den Aachener BürgerInnen nicht gut weg. Zumindest, wenn man die lokale Presse liest. Zwar ist der andernorts gerne „ZOB“ genannte Busterminal als Verkehrsträger im bestehenden ÖPNV nicht wegzudenken, seine ganze Anlage allerdings, die unentschlossenen Basteleien ringsum, die Workshops und Bürgerforen haben dem Verkehrsknotenpunkt bis heute weniger genutzt als ihm vielmehr Stück für Stück seine Legitimation geraubt.

2009 hatte der Rat der Stadt (CDU/Grüne) ein Entweder-oder in den Koalitionsvertrag aufgenommen: Entweder, man macht den Bushof neu, oder reisst ihn ab (die Grünen wünschen sich bis heute dort einen Park, ohne konkret zu erklären, wie der Verkehrsknoten wo ersetzt werden soll).

Es folgten Gutachten, es gab Bürgerentscheide, ein „Innenstadtkonzept 2022“ wurde entwickelt, es folgten politische Absichtserklärungen. Insbesondere von Seiten der oppositionellen SPD, die gerne mehr Fahrräder in Aachen sehen möchte; was zwangsläufig das Aus des Bushofs wäre? Der BDA beklagt die Entscheidungsunfähigkeit der Planungsbehörde, deren Leitung langjährig krank und schließlich Ende 2018 das Amt verlassen hatte. Nachfolger in Sicht? Im Mai 2019 war Frauke Burgdorff im Gespräch, zurzeit steht auf der Website der Stadt an dieser Stelle aber immer noch ein „NN“ (Nomen nescio=die Stelle gibt es, es fehlt bloß noch der/die BesetzerIn).

Der Bushof wurde 1973 feierlich eröffnet. Konzeptionell bot der Neubau ein Dach über dem hier schon bestehenden Busbahnhof. Auf dem Dach wurden einzelne Punkthäuser verschiedener Geschossigkeit verteilt, hier sollte nach dem Konzept der Architekten Siegfried Reitz und Willy Frings, Aachen, die 1968 den Realisierungswettbewerb gewannen, eine Stadt in der Stadt realisiert werden. Auf dem flachen Bushofdach war neben Büroräumen für den Bushofbetreiber auch ein siebengeschossiger Wohnturm (zur Petersstraße) realisiert worden sowie ein Pavillonbau gegenüber dem Peterskirchplatz, in welchen die Eltern, die die Einkaufspassage unten besuchten, ihre Kinder zum Spielen abgeben konnten (ein schwedisches Möbelhaus hat das nachgeahmt). Heute sind diese Bauteile un- oder umgenutzt, so haben heute die VHS und Büros für die Verkehrsverwaltung im Wohnturm und den Büroaufbauten Flächen gemietet. Unter dem Bussteig wurde eine Tiefgarage mit gut 500 Stellplätzen angelegt.

Neben dieser Tiefgarage, deren Vorhandensein in der innersten Innenstadt heutzutage eigentlich nur noch Fahrrädern und elektrisch betriebenen Fahrzeuge vorbehalten sein sollte, ist insbesondere die sehr dunkle, zugige Bushalle das Problem. Die Heliostaten-Anlage wurde 2016 abgeschaltet, man beauftragte Künstler, Farbe in die düstre Halle zu bringen. Ein weiteres und kaum diskutiertes Problem stellt die stark befahrene, sich vor dem Bushof aufweitende Kurhausstraße dar, die den Bushof von der inneren Altstadt trennt (das sollte ein später angelegter Fußgängertunnel beheben, der – klassischer „Angstraum“ – längst geschlossen ist, seine Zugänge sind schlechtere Müllplätze). Und nicht zuletzt gibt es das Problem, dass die Immobilie zwei Eigentümer hat, 2011 verkauft die Stadt die halbe Immobilie für 4 Mio. € an den Aachener Investor Gerd Sauren. Damals wollte man den Bushof „einvernehmlich entwickeln“, lange her, diese Absichtserklärung.

Gut 50 Jahre sind nun seit dem Wettbewerb vergangen, die Rufe nach Abriss werden lauter. Es soll mit der anliegenden Stadtbücherei und der für Umnutzung bereitstehenden Kirche St. Peter innerstädtische Kultur generiert werden, was ­neben Büro- und Retailflächen eine Irgendwienutzung wäre, auf die sich am Ende alle einigen können. Dass man diesen Bahnhof für eine Verkehrswende zum E-Bahnhof umbauen könnte, dass man die Wohnnutzung wiederbeleben und Kultur in den Pavillonbau bringen könnte, davon ist keine Rede zurzeit. Noch domminieren das Auto und seine Schneisen, die die eigentlichen Angsträume sind, denkt man an Unfälle, Luftverschmutzung, Lärm. Wer hier nicht ansetzt, wird für den Bushof nur teure Sonderlösungen finden, die demnächst dann wieder infrage stehen. Jetzt aber, Aachen! Be. K.

www.aachen.de (Bushof)
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