BIM als Marktchance für Architekturbüros

Für JSB Architekten − JUNDI SCHRADE BAUMEISTER Architekten PartGmbH, Stuttgart − ist Building Information Modeling (BIM) die Arbeitsgrundlage ihres Büros und wirtschaftliches Rückgrat des Unternehmens. Sie haben sich auf die Leistungsphase 5 der HOAI, die Ausführungsplanung, spezialisiert und entwickeln für ihre Auftraggeber detaillierte BIM-Modelle, mit denen das Planen, Bauen und Betreiben in der Zukunft einfach und verlässlich werden soll.

Die drei Büropartner, Sirri El Jundi, Daniel Schrade und Jan Baumeister, kennen sich seit dem Studium. Nach ihrer Architektur-Ausbildung, alle drei sind Diplom-Ingenieure, arbeiteten sie in verschiedenen Architekturbüros und erwarben dort umfassende CAD- und BIM-Kenntnisse. Ende 2016 gründeten sie ihr gemeinsames Büro in Stuttgart. BIM war dabei vom ersten Tag an gesetzt. Die Neugründung bot die Chance, passende Arbeitsprozesse für Projekte und Teams schnell und effizient aufzusetzen. Hierin sieht Sirri El Jundi
einen wesentlichen Marktvorteil für die Zukunft des noch jungen Architekturbüros. JSB betreiben ihre eigene Forschungsabteilung. Sie ist wichtig, um die internen und externen Arbeitsprozesse kontinuierlich zu optimieren und zeitintensive Arbeitsschritte zu automatisieren. Sirri El Jundi: „Unsere Forschung ist unerlässlich, um sich am Markt zu behaupten und sich von der Konkurrenz abzuheben.“

JSB Architekten erkannten früh die Chancen, die ihnen BIM bietet und nutzen es zielgerichtet: Anders als Büros, die aktuell mit ersten Pilotprojekten bauteil- und modellorientiert mit BIM schon ab der Entwurfsphase starten, setzen sie mit ihren Dienstleistungen erst nach der Baugenehmigungsplanung an. Dabei steht außer Frage, dass mittelfristig der Großteil der Architekturprojekte in Deutschland und international vom Entwurf bis zur Realisierung BIM-basiert geplant werden. Aktuell bietet der Einstieg in BIM zu einem späteren Zeitpunkt für viele Architekten jedoch Vorteile: Sie können ihren Entwurf konventionell in 2D oder 3D vorplanen und nach der Baugenehmigung in eine BIM-Planung überführen. Auf den ersten Blick ist dies ein Bruch in der Durchgängigkeit der Prozesse, denn ein BIM-Modell muss von Partnern wie JSB komplett neu erstellt werden. Auf der anderen Seite bietet dieses Vorgehen die Option, zu einem relativ frühen Planungszeitpunkt eine ganzheitliche Planung zu forcieren und kollaborativ zu arbeiten.

Mit ihrem Büro sind JSB Architekten zwar neu am Markt, doch absolut keine Neulinge. Ein Jahr nach der Bürogründung haben sie 16 Projekte mit einem Bauvolumen von bis zu 35 Mio. € und einer BGF bis 25 000 m2 in der Planung, an denen zehn festangestellte Mitarbeiter modellieren.

Die ganzheitliche Arbeitsweise aller Planungsbeteiligten ist aus Sicht von JSB Architekten essentiell für die Projektarbeit. Dabei ist OPEN BIM unabdingbar. OPEN BIM ist eine Initiative verschiedener Bausoftwarehersteller, die die Realisierung von offenen BIM-Standards in der Bauindustrie vorantreibt und zugleich eine Methode,
die das Planen, Bauen und Bewirtschaften von Gebäuden reibungslos und effizient gestaltet. Vorteil der Zusammenarbeit mit OPEN BIM: Die Planungspartner können mit ihren eigenen Werkzeugen und Softwarelösungen planen und dank des IFC-Austauschformates ihre BIM-Teilmodelle mit dem Gesamtmodell abgleichen. IFC steht für den hersteller- und plattformübergreifenden Datenaustausch von BIM Daten und ist als Dateiformat technischer Standard für die modell- und bauteilorientierte Planung.

JSB nutzen ARCHICAD als Modellierungs-Programm. Mit der BIM-Software bauen die Mitarbeiter ein komplett neues Datenmodell auf Basis der vom Auftraggeber gelieferten Genehmigungsplanung. Mit voranschreitender Planungstiefe wird dieses BIM-Modell stetig ergänzt, abgeglichen und sein Detaillierungs- und Informationsgrad erweitert. Wichtiges Werkzeug im Planungsprozess ist außerdem die Kollisionskontrolle in ARCHICAD 21 oder im Model Checker von Solibri, die eventuelle Planungsfehler früh erkennt und so teure Nachbesserungen minimiert. Sirri El Jundi stellt fest: „BIM macht die Planung transparent, minimiert Risiken und fördert die ganzheitliche Arbeitsweise. Zeitressourcen können neu verteilt und über den gesamten Projektablauf sogar eingespart werden. Diese nutzen wir für zusätzliche Projekte oder den Ausbau unserer Fähigkeiten“.

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