Architektur-Triennale Lissabon – war da was?

Noch bis zum 15. Dezember 2013 findet die dritte Lissaboner Architektur-Triennale statt – ein guter Anlass, jetzt noch schnell in den Süden zu reisen und auch ein paar Sonnenstrahlen einzufangen. Unter dem Titel „Close, closer“ werden drei Ausstellungen und etwa 100 dezentrale Projekte wie Workshops, Installationen und Performances angeboten.
Architektur wird allerdings kaum gezeigt. Viel­mehr will sich das Kuratorenteam um die Britin Beatrice Galilei kritisch mit der Gestaltung des Raums auseinandersetzen und angesichts der aktuellen Krise die zukünftige soziale, politische und gesellschaftliche Rolle der Architektur hinterfragen.

So entwirft die Ausstellung „Future Perfect“ eine fiktive Stadt der Zukunft – als Anregung zu Themen, die Architekten künftig beschäftigen: Wie beeinflussen etwa Gentechnologie, Algorithmen und Androide künftig unsere Lebensräume ? Das mutet an wie Science-Fiction und ist, inszeniert in einem E-Werk aus dem 19. Jahrhundert, ein schöner Kontrast.

Noch enger bindet sich die Ausstellung „The Real and Other Fictions“ in ihren Schauplatz ein: Im „Palacio Pombal“ erzählen sieben Installationen indirekt die Geschichte des sterbenden Palastes aus dem 17. Jahrhundert. Sie thematisieren dabei die Funktionen, die das Gebäude über die Jahre hatte.

„The Institute Effect“ im sehenswerten MUDE (Museum für Design und Mode) erarbeitet die Rolle von Instituten in der Architektur. Das mag für die Involvierten spannend sein, doch für Außenstehende ist das Präsentierte schwer nachvollziehbar.

„Close, closer“ bietet ein ambitioniertes und anspruchsvolles Programm voller Ideen und Denkanstöße. Doch es fehlt der rote Faden, die Inhalte muss man sich hart erarbeiten, und in der Stadt ist das Festival kaum präsent. Ein Spaziergang durch Lissabon entschädigt für Vieles und zeigt deutlicher und greifbarer, wie das Bauen und Planen in der Krise aussieht. Zusammen ergibt das eine gute Mischung – vorausgesetzt man bringt gute Schuhe und viel Muße mit. Gisela Graf

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