14. Brillux Architektenforum in Hamburg

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„Wachstum mit Weitsicht“, unter diesem Motto stand das 14. Brillux Architektenforum in Hamburg, in dessen Mittelpunkt stadtspezifische, gesamtgesellschaftliche und klimatische Aspekte für die Zukunft der Stadt im 21. Jahrhundert standen. Was bot sich da besser an, als Hamburg als Veranstaltungsort für das Brillux Architektenforum zu wählen? Denn die im März 2013 eröffnete Internationale Bauausstellung IBA Hamburg gibt Antworten auf die Fragestellungen zur städtebaulichen Zukunft. Rund 250 Gäste folgten am 15. April 2013 der Einladung in die Hansestadt, um mehr über die IBA zu erfahren und dabei ausgewählte Projekte zu erleben. Bevor es jedoch mit fachlich kompetent geführten Touren los ging – zu Fuß, per Bus, mit dem Schiff oder dem Fahrrad – stellte IBA-Projektkoordinator René Reckschwardt die Intention der Hamburger IBA 2013 vor: „Die Elbinsel ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer Standort: Vom Verkehr zerschnitten, sturmflutgefährdet und mit schlechtem Image – aber auch mit vielen Grün- und  Wasserflächen, einer multikulturellen Bevölkerungsstruktur und zentral in Hamburgs Mitte gelegen. Hamburg will mit der IBA den Stadtteil Wilhelmsburg innovativ und nachhaltig verbessern.“ Über die Grenzen der Hansestadt hinaus könne man Antworten

geben auf Themen wie Stärkung vernachlässig-ter Stadtrandgebiete – die eigentlichen Ressourcen neuen Stadtwachstums –, Inklusion von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Einkommen sowie Klimawandel und nachhaltige Energieversorgung, betonte Reckschwardt.

Im 23. Obergeschoss des Emporio-Towers, der einstigen Unilever Firmenzentrale, ging es am Nachmittag bei spektakulärer Weitsicht auf Hamburg und unter der Moderation von Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der DBZ Deutsche BauZeitschrift, um sehenswerte Bauprojekte der geladenen Architekten Jürgen Mayer H., J. Mayer H. Architekten, Berlin, Michael Ziller, zillerplus Architekten und Stadtplaner, München, und Prof. Amandus Sattler, Allmann Sattler Wappner Architekten, München.

Jürgen Mayer H. gilt als einer der international präsentesten deutschen Architekten. Er stellte seine deutschen Projekte ebenso vor wie die internationalen, vor allem die in Georgien und ausführlich das „Metropol Parasol“ in Sevilla. „Wenn Architektur mitten in der Stadt es schafft, für soziale Faktoren genutzt zu werden, dann hat sie einen wichtigen Beitrag zur Stadtgestaltung geleistet“, so Jürgen Mayer H.

Auch für den Architekten Michael Ziller wird der Standort eines Projektes Teil des Entwurfkonzeptes, er sieht Potentiale bei städtischen Bauten: „Unsere Objekte sollen das städtische Leben bereichern und emotionale Faktoren für Menschen stärken.“ Er und sein Team beschäftigen sich schon seit geraumter Zeit mit Studien zur Mischnutzung in urbanen Projekten und mit der Forschung sowie dem Bau ressourcensparender und innovativer Gebäudehüllen und -strukturen. Für die IBA Hamburg realisierte Michael

Ziller eines der vier exemplarischen „Smart Material Houses“, es trennt Tragwerk, Hülle und Ausbau.

Zum Abschluss der Vortragsreihe stellte Prof. Amandus Sattler verschiedene Projekte aus seinem Büro vor. In seinen Ausführun-gen legte er das heutige Verständnis von

Architektur dar, das er mit dem Zitat wiedergab: „Es wird nur Bewährtes, Festgelegtes produziert. Wie beim Malen nach Zahlen schaut alles gleich aus, ist gleich schön.

Architekten sind Erfüllungsgehilfen der Kapital-Investmentpolitik.“ Sattler plädierte da­-
für, dass Architektur wieder die Verbindung schafft zwischen neuer Ästhetik und Funktion. Dabei könne man gar nicht oft genug über Nachhaltigkeit sprechen, denn 90 % der Menschen wüssten immer noch nicht, was das sei: „Wir dürfen den Begriff nicht unter den Teppich kehren“, so Sattler. Im Rahmen der IBA Hamburg plante das Büro den „Hallenkomplex in der Mitte“. Er ist Teil des Projektgebiets Wilhelmsburg-Mitte und markiert, gemeinsam mit dem sich nördlich anschließenden Eingangskomplex zum Inselpark, den Zugang zur internationalen Gartenschau. Prof. Sattler ging auf die Herausforderung ein, die enorme Baumasse zweier großer Sportstätten in die eher kleinteilig geprägte Umgebung des neuen Quartiers einzufügen. Durch eine Außenfassade mit vier verschiedenartig gestalteten Oberflächen schufen sie um die Halle eine schmückende Hülle, die sich an der Nachbarschaft orientiert und einen erkennbaren Beitrag zur Vielfältigkeit des Ortes leistet. „Die Halle in Wilhelmsburg-Mitte war schon so, wie sie sein muss, wir mussten nur noch die Fassade bringen“, so Sattler. Sein abschließender Tipp an das Auditorium: „Öffentliche Schwimmbäder sind der letzte Ort einer klassenlosen Utopie. Wenn man eine Gesellschaft verstehen will, muss man ins Schwimmbad gehen.“

Weitere ergänzende Eindrücke zum Brillux Architektenforum in Hamburg vermitteln ein Video sowie reichhaltiges Bildmaterial im Netz.

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