Von Hanf bis Klimawand

Publikumspreis bei DGNB Sustainability Challenge 2024

Bei der DGNB Sustainability Challenge, dem Innovationswettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), hat es mit 145 Einreichungen einen Teilnehmerrekord gegeben. Aus den Bewerbungen wählte die Jury jeweils drei Finalisten in den Kategorien „Innovation“, „Forschung“ und „Start-up“ aus. Hinzu kommen drei Nominierte für den erstmals vergebenen Sonderpreis „Biodiversität“. Kategorienübergreifend wird es zusätzlich einen Publikumspreis geben. Die Abstimmung hierfür startet am 14. Mai 2024 am Rande einer Online-Veranstaltung. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt am 18. Juni beim DGNB-Tag der Nachhaltigkeit in Stuttgart, teilt die DGNB mit.

In der Kategorie „Innovation“ schaffte es der formgepresste Lehmstein Conclay der Firma Kimm aus dem nordhessischen Wabern-Udenborn ins Finale. Dank eines industriellen Herstellungsverfahrens ließen sich Lehmsteine und -planelemente in großen Mengen auch für den tragenden Einsatz produzieren. Sie böten eine Alternative zu energieintensiv hergestellten Wandbaustoffen, heißt es in der Pressemitteilung. Ebenfalls in der Endauswahl stehe das aus dem nachwachsenden Rohstoff Rattan gefertigte Nature Tech Material karuun vom gleichnamigen Unternehmen in Kißlegg. Der Verbundwerkstoff werde als Alternative zu Kunststoff in einem patentierten Verarbeitungsverfahren zu Produkten wie Platten, Blöcken und Furnieren für den Innenausbau verarbeitet. Mit dabei sei zudem das gebäudeintegrierte Solardach Roofit.Solar der Firma Roofit Solar Energy aus Beetzendorf in Sachsen-Anhalt. Bei dem Dach- und Fassadensystem sei die monokristalline PV-Folie kaum sichtbar in die Metallpaneele der Doppelstehfalz-Module integriert.

Kategorienübergreifend wird es einen Publikumspreis geben. Die Abstimmung hierfür startet am 14. Mai 2024.
Foto: DGNB

Kategorienübergreifend wird es einen Publikumspreis geben. Die Abstimmung hierfür startet am 14. Mai 2024.
Foto: DGNB

In der Kategorie „Start-up“ überzeugte das Unternehmen ecoLocked aus Berlin mit ihrem Betonzusatzstoff aus Biokohle, der Gebäude zu Kohlenstoffsenken mache. CO2 werde dauerhaft im Baumaterial gespeichert, der Bedarf an fossilen Rohstoffen reduziert und die Materialeigenschaften hinsichtlich Isolierung, Haltbarkeit und Herstellungszeit verbessert. Ebenfalls dabei ist die im Saalkreis in Sachsen-Anhalt ansässige, genossenschaftlich organisierte Hanffaser Geiseltal eG. Diese kaufe das Hanfstroh von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region und verarbeite es in einer Faseraufschlussanlage zu Baustoffen, Dämmmaterialien und Halbzeug, das beispielsweise als Zuschlag für Lehmprodukte zum Einsatz komme. Das dritte nominierte Start-up ist Optocycle aus Tübingen, dessen KI-gestütztes, optisches Erkennungssystem der Trennung von Baumischabfällen direkt auf der Baustelle diene. Mit Hilfe der Sensortechnik werde eine effiziente Wieder- und Weiterverwendung von mineralischen Materialien und Bodenaushub im Sinne von Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft möglich.

In der Kategorie „Forschung“ fiel die Wahl zum einen auf das Projekt circularWOOD vom Lehrstuhl für Architektur und Holzbau an der TU München, das Möglichkeiten der Integration zirkulärer Prinzipien im Holzbau untersuche. Neben der Analyse bestehender Hindernisse würden praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Transformation erarbeitet. Ebenfalls unter den drei besten Forschungsprojekten landete das Projekt Fertigteil 2.0 vom Fachgebiet Entwerfen und Nachhaltiges Bauen an der TU Darmstadt, das sich mit der Wieder- und Weiterverwendung vorhandener Betonstrukturen befasse. Genutzt werde eine real-digitale Prozesskette, bei der zunächst digitale Zwillinge aus Bestandsstrukturen erzeugt würden, worauf Planung, Entnahme und Aufbereitung folgten. Der dritte Finalist dieser Kategorie ist das Projekt PointClouds2LCA vom Lehrstuhl für Computergestützte Modellierung und Simulation an der TU München als digitale Methode zur zeiteffizienten Aufnahme von Bestandsgebäuden. Punktwolken und Bildaufnahmen würden in vollautomatisierten Teilschritten direkt in Energiemodelle überführt, um das Potenzial der Gebäude zu identifizieren.

Wie in den vergangenen Jahren wird auch ein Sonderpreis für studentische Projekte ausgelobt. Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an die Masterthesis von Bernadette Lang-Eurisch. Zur Ermittlung einer optimalen Grünfassadenstrategie vergleiche die Arbeit am Institut für Statik und Konstruktion der TU Darmstadt umwelt- und mikroklimatische Effekte urbaner Quartiere mittels Ökobilanzierung und mikroklimatischer Analyse.

Erstmalig wird in diesem Jahr der Sonderpreis „Biodiversität“ vergeben. Hier hat die Jury ebenfalls drei Finalisten bestimmt. Die wilde Klimawand, ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Stuttgart, der HELIX Pflanzensysteme GmbH und des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, führe zu einer signifikanten Steigerung der Ökosystem- und Artenvielfalt im urbanen Raum. Das Grünfassadensystem für Bestandsgebäude werde auf die vorhandene Artenvielfalt der Umgebung angepasst, Habitatsysteme böten geschützte Räume für Insekten und Vögel. Die Firma istraw aus dem bayerischen Kirchanschöring macht sich für ihre Trockenbauplatten aus Moorbiomasse die Paludikultur, also die landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte, zunutze. Lebewesen würden dabei nicht beeinträchtigt. Durch die in Verbindung mit der Ernte einhergehende Rückvernässung werde das Mikroklima unterstützt. Neben seiner Nominierung in der Kategorie „Innovation“ hat es das Unternehmen karuun mit seinem Nature Tech Material auch beim Sonderpreis „Biodiversität“ unter die besten Drei geschafft.

Jury:  Prof. Dr. Philipp Bouteiller (Artprojekt Entwicklungen GmbH), Dr. Anna Braune (DGNB), Prof. Dr. Michael Braungart (Leuphana Universität Lüneburg), Gerhard Breitschaft (Deutsches Institut für Bautechnik), Dominik Campanella (Concular GmbH), Prof. Moritz Fleischmann-Bergstein (Hochschule Düsseldorf), Gregor Grassl (Drees & Sommer SE), Johannes Kreißig (DGNB), Dr. Christine Lemaitre (DGNB), Martin Pauli (Arup Deutschland GmbH), Martin Prösler (Proesler Kommunikation GmbH), Martin Rodeck (Blacklake GmbH), Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen (FH Münster), Gudrun Sack (Tegel Projekt GmbH), Sven Schulz (Bodensee-Stiftung), Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel (CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN) und Prof. Meike Weber (Stadt München)

Online-Pitch und Abstimmung zum Publikumspreis

Darüber hinaus gibt es bei der DGNB Sustainability Challenge einen Publikumspreis. Die Abstimmung startet am 14. Mai parallel zu einer Online-Pitch-Veranstaltung. Ab 14 Uhr präsentieren die Teilnehmenden ihr Projekt in Kurzvorträgen. Die Stimmabgabe erfolgt über ein Online-Voting, das bis zum 16. Juni geöffnet bleibt.

Anmeldung zur Online-Pitch-Veranstaltung unter www.dgnb.de/sustainability-challenge

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