Serpentine Pavilion 2020

Counterspace entwerfen den diesjährigen Serpentine Pavilion

Der diesjährige Serpentine Pavilion stammt von drei jungen Architektinnen, die zusammen das Counterspace Studio in Johannesburg führen. Sie werden Low-Tech- und High-Tech-Ansätze zur Nachhaltigkeit mischen.

Alle Jahre wieder, seit 2000 mit nur einer Pause, kommt er, der Serpentine Pavilion im Londoner Kensington Gardens. Direkt in Front der Serpentine Gallery, einer kleinen Kunstgalerie inmitten einer sehr öffentlichen Parklandschaft, steht seit dem Erstling von Zaha Hadid aus dem Jahr 2000 ein Folly aus der Feder bisher jedenfalls international bekannter ArchitektInnen.
So waren das (ohne Anspruch auf korrekte Chronologie) Zaha Hadid, Daniel Libeskind, Toyo Ito, Oscar Niemeyer, MVRDV (nicht realisiert), Alvaro Siza, Eduardo Souto de Moura, Rem Koolhaas, Olafur Eliasson mit Kjetil Thorsen, Frank Gehry, SANAA, Herzog & de Meuron, Sou Fujimoto, selgascano, BIG oder Francis Kéré, Frida Escobedo, Peter Zumthor, BIG und im letzten Jahr Junya Ishigami. Nun kommt der Entwurf wieder einmal von einem Planerteam aus der - international gesehen - zweiten Reihe, von dem in Johannesburg ansässigen Büro Counterspace, das von den drei Archiektinnen Sumayya Vally, Sarah de Villiers und Amina Kaskar geleitet wird.
Counterspace setzt - wie ganz dezidiert und damit offenbar von den Kuratoren auch so gewollt - sowohl innovative als auch traditionelle Bautechniken und Baumaterialien ein, um Räume in der Stadt zu schaffen; private wie - so wie jetzt in London - öffentliche. Der Entwurf des Pavillons entsteht aus einem Prozess des Hinzufügens, Überlagerns, Subtrahierens und Aufspleißens von architektonischen Formen, die direkt von bestehenden Räumen übersetzt wurden, Räumen, die eine besondere Relevanz für Migranten und andere Randgruppen in der britischen Hauptstadt haben.
Die offene, auf ein Forum zielende Raumgestaltung zielt in dem Jubiläumsjahr (50-jähriges Bestehen des Serpentine Pavilions) darauf, einen Ort zu schaffen, an welchem diskutiert und debattiert werden soll und an welchem neue Ideen entwickelt werden. Ein Live-Programm, das den ganzen Sommer über läuft, schließt sich an das ehrgeizige plattformübergreifende Projekt Back to Earth von Serpentine an und untersucht Fragen wie: Wie kann Architektur einen Raum schaffen, in dem wir alle miteinander verbunden sind und keinen Rang haben? Wie kann Architektur das Wohlbefinden fördern? Kann sich eine Struktur gemeinsam mit der Umwelt entwickeln und verändern?
Der Pavillon wird mobile Elemente, "Möbel" enthalten, die in Stadtteilen von London ausgelagert verlagert sind und nach gemeinschaftlichen Veranstaltungen an diesen Standorten in die Pavillonstruktur zurückgebracht werden. Damit wird das temporäre Bauwerk Botschaften in Kensington Gardens konzentrieren und mit den in ihm verborgenen Anreicherungen den Ort spannungsvoll aufladen.
Der Entwurf des Pavillons basiert auf einer Mischung aus Low-Tech- und High-Tech-Ansätzen zur Nachhaltigkeit und wird aus einer Vielzahl von Materialien hergestellt. Darunter K-Briq-Module und Kork. K-Briqs bestehen zu 90% aus recycelten Bau- und Abbruchabfällen und werden mit einem Zehntel des Kohlenstoffausstoßes normaler Ziegel ohne Brände hergestellt Die leitenden Architektin des Projekts, Sumayya Vally, sagt über den Entwurf: „Der Pavillon selbst ist als Event konzipiert. Er ist die Summe einer Vielzahl von Formen aus ganz London, Formen als Abdrücke einiger Orte, Räume und Artefakte, deren Gebrauch zur Identität Londons beigetragen haben. Die Brüche, Farbverläufe und Unterschiede in Farbe und Textur zwischen verschiedenen Teilen des Pavillons machen diese Rekonstruktion und das Zusammensetzen auf einen Blick lesbar. Als Objekt, das durch Bewegung erlebt wird, hat es Kontinuität und Beständigkeit, aber Differenz und Variation sind bei jeder Wendung in die wesentliche Geste eingebettet. Die Bauteile als Essenzen von Brixton, Hoxton, Hackney, Whitechapel, Edgware Road, Peckham, Ealing, North Kensington und darüber hinaus werden auf den Serpentinenrasen übertragen. Wo sie sich kreuzen, erzeugen sie Räume, in denen wir uns treffen können und zusammen sein."

Der Serpentine Pavillon ist ab dem 11. Juni bis 11. Oktober 2020 für Musik-, Kunst- und Architekturveranstaltungen geöffnet. Dann wird er, wie seine Vorgänger abgebaut.

Counterspace

Thematisch passende Artikel:

7/8/2018

Serpentine Pavilion 2018

Vor 18 Jahren startete die Serpentine Gallery in London Kensington Gardens ihr Pavillon-Projekt mit Zaha Hadid. Das war im Jahr 2000. Den 18. Pavillon – 2004 gab es keinen – gestaltet nun wieder...

mehr
04/2019

Serpentine Pavillon, London

Seit dem Start im Jahr 2000 mit Zaha Hadid und mit nur einer Unterbrechung darf in jedem Jahr in Kensington Gardens, London, ein mehr oder weniger (aber meistens doch) bekannter Architekt oder eine...

mehr
7/8/2019

Serpentine Pavillon, London

In diesem Jahr wird es in Kensington Garden, London, poetisch: Der diesjährige Serpentin Pavillon des japanischen Architekten Junya Ishigami möchte Natur und traditionelle architektonische...

mehr

BIG mit Pavillon

Die Serpentine Gallery, London, gab mit Bjarke Ingels den diesjährigen Serpentine Pavilion Architekten bekannt

Zu Beginn jedes Architekturjahres – das zugleich jedes Jahr seit 2000 ist – steigt die Spannung: Wer wird Pritzker-Preisträger und wer wird in London den Serpentine Gallery Pavilion bauen dürfen?...

mehr
7/8/2022

Serpentine Pavilion, London/GB

So langsam gehen die großen Namen aus: gut so. War die Kreation des Serpentine Pavilions am Anfang noch in den Händen der Zaha Hadids, Rem Koolhaas oder Herzog & de Meurons (oder auch Sou Fujimoto,...

mehr