Motion Matters 4.0
UNStudio präsentiert Schlüsselprojekte und Urban Unit in München

Am 6. Oktober eröffnete UNStudio anlässlich der 17. Internationalen Immobilienmesse EXPO REAL die Ausstellung „Motion Matters 4.0“ in der Architekturgalerie München. Das Architekturbüro aus Amsterdam stellt schon seit mehreren Jahren neue Firmenschwerpunkte auf der Immobilienmesse vor und nutzt in diesem Herbst die Gelegenheit bis zum 7. November auch in der Innenstadt von München präsent zu sein. Im Mittelpunkt der diesjährigen Präsentation stehen die Visualisierung von Schlüsselprojekten mit einem neuen Ausstellungssystem, die jüngst formierte „Urban Unit“ wie auch ein Büro- und Wohnkomplex in München.
Die Ausstellung „Motion Matters 4.0“ in der Architekturgalerie München experimentiert mit dem räumlichen Potential von Perspektive und Trompe-l’Oeil-Effekten. Deckenhohe, perspektivisch verzerrte Fotografien des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart und des Theatre de Stoep im niederländischen Spijkenisse formen einen fließenden Ausstellungsraum, in dem sich bei jedem Schritt neue Blickwinkel eröffnen. In München ist nun erstmals auch ein Ausstellungsabschnitt zu sehen, in dem die Besucher zwischen einem Projektionsmodul und einem Spiegel hindurchgehen. Überlagerte Filmsequenzen erzeugen Vexierbilder mit farbigen Strukturen. In den abstrakten Mustern tauchen immer wieder realitätsnahe, räumliche Einblicke in die Architektur der Galleria Centercity in Cheonan (Süd-Korea) und des MUMUTH Musik Theaters in Graz (Österreich) auf. Diese surreale Raumerfahrung entwickelten die Architekten gemeinsam mit A.G. Licht und Lightlife. Raum, Licht, Farbe und Material scheinen unentwegt in Bewegung zu sein und fordern die Besucher heraus immer neue Betrachtungspositionen auszuprobieren.
Im hinteren Teil der Ausstellung werden weitere Projekte auf Schautafeln und in einem Film vorgestellt. Im Mittelpunkt steht hierbei das Wohn- und Büroprojekt Baumkirchen Mitte in München, welches auch auf der EXPO REAL vorgestellt wurde. UNStudio realisiert diesen Gebäudekomplex mit gemischter Nutzung für die Projektpartner Patrizia Immobilien AG und CA IMMO. Als Blickfang nimmt der Büroturm von UNStudio eine städtebaulich markante Rolle in dem geplanten Stadtquartier ein. Auf 130 000 m² werden auch Architekten wie das Wiener Büro Delugan Meissl Wohngebäude realisieren. Noch sind nicht alle Architekturwettbewerbe für die einzelnen Bauabschnitte entschieden. Neben Büro- und Handelsflächen werden im Rahmen des Münchner Modells auch erschwingliche Wohnungen für mittlere Einkommen und Familien mit Kindern entstehen. Gebäude mit Nutzungsmischungen spielen für eine erfolgreiche soziale Durchmischung des Stadtquartiers eine wesentliche Rolle. Mit Büroräumen, Restaurants und Geschäften beleben sie den öffentlichen Raum in dem Stadtquartier, der mit seinen Grünflächen in einen Landschaftspark mündet.
Mischnutzungen sind für UNStudio ein wichtiger Immobilientrend, der sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Mit der engen Verknüpfung von unterschiedlichen Funktionen und Nutzeranforderungen stellen Mixed-Use-Projekte bei großem Volumen die Architekten vor komplexe Herausforderungen. Einerseits sollen räumliche Verknüpfungen im Raumprogramm erstellt werden. Andererseits sind die einzelnen Gebäudeabschnitte oft konstruktiv getrennt, damit sie möglicherweise auch eigenständig realisiert und bewirtschaftet werden können. UNStudio gründete mit Blick auf die komplexen Entwicklungen in einem weltweiten Architekturmarkt innerhalb des Büros vier Wissensplattformen in den Bereichen Nachhaltigkeit, parametrisches Entwerfen, Organisation und Material. Anhand von aktuellen Projekten werden so innovative Entwicklungen erforscht und auf ihre Anwendbarkeit überprüft. Gerade die Planung von Gebäudekomplexen mit einer vielschichtigen Mischung von kulturellen und kommerziellen Nutzungen fordert eine enge Zusammenarbeit aller Plattformen. In einem wissensbasierten Planungsprozess werden die Wissensplattformen durch die sogenannten „Units“ zusätzlich unterstützt. In den Bereichen Produktdesign, Innenarchitektur und nun auch Städtebau verfügen die Units über eine detaillierte Marktkenntnis und ein einschlägiges Fachwissen in branchenspezifischen Arbeitsprozessen sowie Fertigungs- und Konstruktionsmethoden. Neben städtebaulichen Analysen des Kontextes und der Proportion beschäftigt sich die Urban Unit auch mit Fragen der Finanzierung, der technischen Konstruktion, des urbanem Wandels und zeitbasierten Prozessen. Die Idee zu Urban Unit entsprang unter anderem Infrastrukturprojekten wie dem Qatar Integrated Railway Project und dem niederländischen Bahnhof Arnhem Central. Rund zwanzig Jahre hat UNStudio an diesem Projekt gearbeitet, dass 2015 abgeschlossen werden soll. In diesem Zeitraum ist ein komplexer Verkehrskontenpunkt entstanden, der sich durch intensive Studien des Umfeldes und der Bewegungsmuster im Bahnhof organisch in die Topographie und den städtebaulichen Kontext einfügt. Bettina Schürkamp

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