Licht- und Leuchthülle
2010 wird das CAM in Chelsea lichtorganisch in die Höhe wachsen

Kennen Sie Chelsea? Ich leider nicht, aber es muss herrlich dort sein. Blick auf den breitströmenden Hudson River oder die nahe Skyline Manhattens, dazu ein Galerien- und Einkaufsangebot, wie man es aus dem berühmten Soho kannte. Hier zu wohnen, ist teuer, doch wer an den endlos langen Piers im Viertel ein Boot liegen hat, beklagt sich am ehesten über das Wetter oder die Kapriolen der Aktienkurse. Von den Piers aus, auf welchen bis vor Jahrzehnten noch die berühmten Longshoremen ihre Be- und Entladedienste für wenig Geld anboten, schaut man auch auf einen eher flachen Backsteinbau, in welchem sich eben diese Schauerleute damals die Wartezeiten zwischen den Jobs mit Spielen, Lesen oder Schlafen verkürzten. Heute ist hier eine Galerie für zeitgenössische Kunst untergebracht, das Chelsea-Art-Museum CAM.

Vielleicht lag es an der zunehmenden Galerien- und Museendichte, vielleicht wollte die das CAM betreibende Miotte Foundation insgesamt ein Zeichen für die Kunst setzen – mit Strahlrichtung über die New Yorker Staatengrenze hinaus –, sie beauftragte das Berliner Büro Holger Mader, Alexander Stublic und Heike Wiermann, M S W, mit dem Entwurf und der Realisierung einer vorgesetzten LED-Fassade.

Für diese – gut ein Meter vor die historische Fassadenschicht montiert – sind 120 vertikal ausgerichtete LED-Stäbe vorgesehen. Die im Abstand von etwa 50 cm gesetzten, je 10 m langen Stäbe verschleiern die beiden Obergeschosse und enden dort, wo der historische Bau nicht mehr hinreicht, an der Trauf-
kante der Nachbarbebauung. Die Leuchtstäbe sind von einer auf das Dach aufgesetzten Metallkonstruktion abgehängt und werden punktweise in der Fassade fixiert. Die LEDs sind in Abschnitten wetterfest vergossen (IP 67). Da jeder der 120 x 300 Bildpunkte einzeln angesteuert werden kann, ist die Programmierung von komplexen Videosequenzen möglich. In den von M S W vorgeschlagenen Sequenzen wird der kompakte und eher unscheinbare Bau an der 11th Avenue, W 22th Street sich ab 2010 dehnen und in alle Dimensionen verformen, und vielleicht wird er dann, in dieser Weise wunderbar wehend aufgeplustert, mit dem Traumsegelschiff konkurrieren können, welches Frank Gehry 2007 (DBZ 03/2007, S. 10) nur wenige Straßen weiter südlich vor Anker gehen ließ (das Inter
Active (IAC) building). Ahoi! Be. K.

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