Die Geschichte der Internationalen Bauausstellung

1901: Mathildenhöhe Darmstadt
Ein Dokument Deutscher Kunst
Mit der Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts verdichten sich die Städte zu nicht beherrschbaren Molochen. Güter werden in industrieller Massenfertigung hergestellt. Zunehmend scheinen kulturelles und alltägliches Leben auseinander zu treiben. Die Bauausstellung 1901wollte dem Zustand was entgegensetzen – die Versöhnung von Kunst und Alltag, Stadt und Natur. Ab 1899 übernahm Joseph Maria Olbrich die Gesamtplanung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. Sie umfasste den städtebaulichen Rahmenplan, Atelier- und Wohnhäuser sowie die Inneneinrichtung und alltägliche Gegenstände. Es sollte eine ganzheitliche, allumfassende Lebenswelt geschaffen werden.

1927: Weißenhofsiedlung Stuttgart
Zeugnis Neuen Bauens
Vom Deutschen Werkbund geforderte und geförderte neue Formen des Wohnens zeigt 1927 die Bauausstellung mit dem Titel „Die Wohnung“. In der Weißenhofsiedlung in Stuttgart zeigen 17 Architekten, darunter u.a. Gropius, Le Corbusier und Scharoun, ein vorbildliches Wohnen für den modernen Menschen. Schmuck- und ornamentlose, weiße Kuben repräsentieren die Baukunst der Moderne. Der Versuch der Zusammenarbeit von Kunst, Handwerk und Industrie findet in Stuttgart ihren Höhepunkt.


1957: Interbau
Die Stadt von Morgen
Mit der Interbau versucht Berlin in der Nachkriegszeit Impulse für die „Stadt von Morgen“ zu setzen und gleichzeitig ein Pendant zur Stalinallee (heute: Karl-Marx-Allee) zu schaffen. Die Bauausstellung hat ebenso den Anspruch neue Leitbilder zu entwerfen. Als Musterbeispiel soll den Architekten der Nachkriegszeit das neu aufgebaute Hansaviertel dienen. 53, vom Berliner Senat ausgewählte, Architekten setzen in die Grünfläche unterschiedlich hohe Wohnbauten. Die ehemalige Blockrandbebauung weicht Hoch- und Flachbauten.


1987: IBA Berlin
Reparatur und Rekonstruktion der Stadt
Die Rückbesinnung auf den historischen Bestand beschäftigt Ende der 1980er-Jahre die IBA Berlin. Dessen Erneuerung und dessen Ergänzung durch Neubauten sind unter der Leitung von Josef Paul Kleihues und Hardt-Waltherr Hämer das zentrale Thema. Während die kritische Rekonstruktion  in der südlichen Friedrichstadt, im südlichen Tiergartenviertel und im Tegeler Hafen im Rahmen von Wettbewerben vollzogen wird. Ist eine behutsame Stadterneuerung im Stadtteil Kreuzberg erstrebenswert. Leerstehende Häuser sollen erhalten bleiben. Mit „Strategien für Kreuzberg“ setzt die IBA Berlin Impulse für Gesetzesänderungen für Sanierung und zum Milieuschutz.  


1999: IBA Emscher Park
Zukunft für die Industrieregion
Im Jahr 1989 ruft die Landesregierung Nordrhein-Westfalens die größte IBA seit ihrem Bestehen aus. Das nördliche Ruhrgebiet mit 800 km² dient als Labor für den ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Umbau. Denn das Ende der Schwerindustrie in den 1980er- und 1990er-Jahren hinterließ Brachflächen und verlassene Industriebauten. Zum ersten Mal wird auch das Thema Landschaftsarchitektur in den IBA-Katalog mit aufgenommen. Mit über 100 Projekten setzt die IBA die Revitalisierung von Zechenwäldern in einen Landschaftspark um, die Umnutzung von Industriegebäuden in kulturelle Orte und fördert innovative Wohnprojekte mit dem Anspruch der Sicherung des Bestands. Die IBA Emscher Park steht für einen neuen Umgang mit Industrieregionen und -anlagen.
 

2010: IBA Fürst-Pückler-Land
Werkstatt für neue Landschaften
Nachdem die IBA Emscher Park die Landschaftsarchitektur ebenfalls auf die Agenda gesetzt hat, widmet sich die IBA 2010 in der Niederlausitz ganz der Aufwertung des Landschaftsraums. Die Landschaft der Niederlausitz ist durchzogen von Anfang der 1990er-Jahren eingestellten Braunkohletagewerke. Zurückgeblieben sind 17 Gruben, die infolge der IBA eine andere Verwendung bekommen sollen. Selbstverständlich fördert die IBA die Kernpunkte Stadtumbauprojekte und Erhalt der Industriedenkmäler. Jedoch richtet sich der Fokus auf die landschaftlichen Umgestaltung: Die Tagebaugruben werden in Seen umgewandelt. Eine Seenlandschaft mit 30 Seen entsteht, die durch Kanäle miteinander verbunden sind. Die Lausitzer Wasserwelt dient als Experimentierfeld für neue Wohn- und Arbeitsformen.

2010: IBA Stadtumbau
Stadtumbau als Bürgerprojekt
Die IBA Stadtumbau widmet sich den Schrumpfenden Städten in Sachsen-Anhalt. Als erste IBA befasst sie sich mit einem gesamten Bundesland. In 19 Städten, die vom demografischen Wandel betroffen sind, werden beispielhaft neue Werkzeuge des Stadtumbaus erprobt unter den Aspekten des demografischen Wandels und der wirtschaftlichen Transformation. Die IBA tritt als Berater und Unterstützer der Städte auf. Die Vorgehensweise der IBA sieht Partizipationsverfahren, öffentliche Aktionen sowie Interaktionen im Stadtraum vor – informelle und der Situation angepasste Strategien und Handlungskonzepte der Finanzierung, des Flächenmanagements, der Raumplanung und Planungskultur.


2013: IBA Hamburg
Entwürfe die Zukunft der Metropole
Die IBA Hamburg hat sich zur Aufgabe gemacht auf den Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel sowie Harburger Binnenhafen beispielhafte Antworten zu geben auf die Themen internationale Stadtgesellschaft, Stärkung der Stadtrandgebiete und Klimawandel.  


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