Schulbau in Dortmund – Modulares Bauen für Bildungsgerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit

Dortmund, eine Stadt im Wandel, verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum und sieht sich mit wachsenden Herausforderungen im Bildungsbereich konfrontiert. Die steigende Bevölkerungszahl erfordert nicht nur mehr Schulen, sondern auch innovative Lösungen, um Bildungsgerechtigkeit und zukunftsweisende pädagogische Konzepte zu ermöglichen.

Holz und farbige Akzente prägen die Fassadengestaltung des Max-Planck-Gymnasiums
Foto: ALHO | Markus Steur

Holz und farbige Akzente prägen die Fassadengestaltung des Max-Planck-Gymnasiums
Foto: ALHO | Markus Steur

Um dem Bedarf an Schulen und Bildungseinrichtungen gerecht zu werden, sind zahlreiche Neubauten erforderlich. Ungeachtet dieser Dringlichkeit müssen sie auch den sich wandelnden pädagogischen Konzepten und den Ansprüchen an zukunftsfähige Schulräume entsprechen, um den Schülerinnen und Schülern optimale Chancen zu bieten. Schulen in Modulbauweise ermöglichen es, diesen Anforderungen Rechnung zu tragen.

Neue Anforderungen an Schulbauten

Die aktuellen Anforderungen an Schulbauten sind vielfältig. Traditionelle Klassenräume allein ­reichen heute nicht mehr aus. Moderne Schulen benötigen flexible Räume, die unterschiedliche Lehr- und Lernmethoden unterstützen und verschiedene pädagogische Konzepte ermöglichen. Gruppenarbeiten, Projektarbeit und digitale Medien sind heute fester Bestandteil des Unterrichts. Die Schulen müssen diese Anforderungen erfüllen und gleichzeitig ein inspirierendes Umfeld für Schülerinnen und Schüler schaffen. Darüber hinaus sollen Schulgebäude nachhaltig und energieeffizient sein, um auch den ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden.

Helles Holz bestimmt auch die Gestaltung der Innenräume im Max-Planck-Gymnasium
Foto: ALHO | Markus Steur

Helles Holz bestimmt auch die Gestaltung der Innenräume im Max-Planck-Gymnasium
Foto: ALHO | Markus Steur

Die Lösungen für den Schulbau in Dortmund

Um auf diese Anforderungen bestmöglich zu reagieren, verfolgt die Stadt Dortmund verschiedene Ansätze:

Das Schulbauprogramm der Stadt Dortmund: Ein umfassendes Programm, um den Bedarf an Schulraum zu ermitteln und zu realisieren.

Die Schulbauleitlinie der Stadt Dortmund: Richtlinien und Standards, die bei der Planung und Umsetzung von Schulbauvorhaben berücksichtigt werden.

Die Dortmunder Immobilienstandards (DIS): Qualitätsstandards für Immobilien, die in Dortmund umgesetzt und kontinuierlich aktualisiert werden.

Modulares Bauen: Der Einsatz von Modulbau ermöglicht eine flexible und effiziente Umsetzung von Schulbauprojekten.

Holz und farbige Akzente charakterisieren auch den Neubau der Berswordt-Europa-Schule
Foto: ALHO | Markus Steur

Holz und farbige Akzente charakterisieren auch den Neubau der Berswordt-Europa-Schule
Foto: ALHO | Markus Steur

Modulbau: Eine zukunftsfähige Lösung

In Dortmund hat man erkannt, dass die Schaffung von neuem Schulraum gerade in Modulbauweise eine zukunftsfähige Lösung für den Schulbau darstellen kann. Die Bauweise bietet eine Reihe von Vorteilen, aber stellt die Verantwortlichen auch vor einige Herausforderungen.

Die Klassenzimmer in der Berswordt-Europa-Schule greifen das Farbkonzept der Fassadengestaltung wieder auf
Foto: ALHO | Markus Steur

Die Klassenzimmer in der Berswordt-Europa-Schule greifen das Farbkonzept der Fassadengestaltung wieder auf
Foto: ALHO | Markus Steur

Vorteile Modulbau

Unterhaltung: Modulbauten erfordern keine aufwendige Instandhaltung und sind ähnlich wartungsarm wie konventionell gebaute Schulen.

Witterungsunabhängige Bauweise: Die modularen Bauelemente können unabhängig von Witterungsbedingungen in einer kontrollierten Umgebung vorgefertigt werden.

Sehr kurze Bauzeit: Modulbau ermöglicht eine erheblich verkürzte Bauzeit im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen. Dies ist besonders wichtig, um den schnell wachsenden Bedarf an Schulraum zu decken.

Geringere Lärm- und Staubbelastung: Die
meisten Bauprojekte mit Modulbauweise führen zu weniger Lärm- und Staubbelastung in der Umgebung der Schulen, was den Schulbetrieb bei Erweiterungsbauten weniger beeinträchtigt.

Die Baukörper sind optisch gleichwertig: Modulbau kann ästhetisch ansprechende Schulgebäude hervorbringen, die sich nicht von traditionellen Bauten unterscheiden.

Schnelle, risikoarme Vergabeverfahren: Die Planung und Umsetzung von Modulbauprojekten ist in der Regel gut strukturiert und effizient, was zu risikoarmen Vergabeverfahren führt.

Farbenfrohe und reliefartige Betonung der Fensterbänder an der Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Farbenfrohe und reliefartige Betonung der Fensterbänder an der Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Herausforderungen Modulbau

Höheres Invest: Die initiale Investition für den Modulbau kann höher sein als bei herkömmlichen Bauweisen. Durch die derzeit hohen Zinsen kompensieren sich die Mehrkosten weitestgehend, da das Invest zeitlich früher erfolgt.

Erschwerte Umnutzung: Modulbauwerke können im Nachhinein schwieriger umgenutzt werden, insbesondere wenn es um nachträgliche Installationen in Wand- und Deckenaufbauten geht. Des Weiteren sind für größere Umbaumaßnahmen bei nicht geregelten Bauprodukten (Modulbau) umfangreichere Genehmigungsverfahren im Rahmen von standortbezogenen Bauartgenehmigungen erforderlich.

Ein klares Farbkonzept bietet gute Orientierung im Bert-Brecht-Gymnasium
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Ein klares Farbkonzept bietet gute Orientierung im Bert-Brecht-Gymnasium
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Investitionen in die Zukunft

Der Schulbau in Dortmund ist eine große finanzielle Herausforderung, aber auch eine Investition in die Zukunft der Stadt. Oberbürgermeister Thomas Westphal betont, dass in den nächsten Jahren „2,13 Milliarden Euro in allen Stadtteilen und für alle Schulformen verbaut“ werden sollen. Dies zeigt das Engagement der Stadt, Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität sicherzustellen. Hierzu wurden folgende Modulbaupakete verabschiedet und in die Umsetzung gebracht:

Paket 1 (6 163 m² Bruttogrundfläche): Dieses Paket umfasst den Bau von drei neuen Schulzügen mit einem Gesamtbudget von 20,4 Mio. Euro.

Erweiterung Regenbogen-Grundschule: Mit einem Budget von 7,6 Mio. Euro wurde die Regenbogen-Grundschule um einen Schulzug inklusive Offener Ganztagsschule (OGS) und Mensa erweitert.

Erweiterung Europaschule: Für 12,8 Mio. Euro wurde die Europaschule um zwei Schulzüge der Sekundarstufe I erweitert.

Paket 2 (32 045 m² Bruttogrundfläche): Dieses Paket umfasst den Bau von zwölf neuen Schulzügen mit einem Gesamtbudget von 148,8 Mio. Euro.

Neubau Bert-Brecht-Gymnasiums: Mit einem Budget von 27,6 Mio. Euro wurde das Bert-Brecht-Gymnasium um einen Schulzug in der Sekundarstufe I und Sekundarstufe II erweitert.

Erweiterung Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule: Für 11 Mio. Euro wurde die Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule um einen Schulzug erweitert.

Neubau Immanuel-Kant-Gymnasiums: Mit einem Budget von 21 Mio. Euro wurde das Immanuel-Kant-Gymnasium um zwei Schulzüge für die Sekundarstufe I und II erweitert.

Silbergraue und farbige Paneele bestimmen die Fassade des Immanuel-Kant-Gymnasiums
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Silbergraue und farbige Paneele bestimmen die Fassade des Immanuel-Kant-Gymnasiums
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Erweiterung Heinrich-Heine-Gymnasiums: Für 11,5 Mio. Euro wurde das Heinrich-Heine-Gymnasium um einen Zug in der Sekundarstufe I erweitert.

Die nutzbaren Flurzonen im Heinrich-Heine-Gymnasium wurden individuell gestaltet
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Die nutzbaren Flurzonen im Heinrich-Heine-Gymnasium wurden individuell gestaltet
Foto: Sarah Jabs/Jabsmedia

Erweiterung Max-Planck-Gymnasiums: Mit einem Budget von 22,3 Mio. Euro wurde das Max-Planck-Gymnasium um einen Zug in der Sekundarstufe I erweitert, und es erfolgte die Rückkehr von G8 auf G9.

Neubau Berswordt-Europa-Grundschule: Für 27,7 Mio. Euro wurde die Berswordt-Europa-Grundschule um zwei Schulzüge inklusive OGS und Mensa erweitert.

Erweiterung Reinoldi-Gesamtschule: Für 27,7 Mio. Euro wurde die Reinoldi-Gesamtschule um einen Zug in der Sekundarstufe I erweitert und es wurden neue Züge für die Sekundarstufe II inklusive Fachklassen geschaffen.

Paket 3 (8 000 m² Bruttogrundfläche): Dieses Paket umfasst den Bau von zwei neuen Schulzügen mit einem Gesamtbudget von 42,3 Mio. Euro.

Erweiterung Heisenberg-Gymnasium: Mit einem Budget von 21,7 Mio. Euro wurde das Heisenberg-Gymnasium um Fachklassen erweitert und kehrte von G8 auf G9 zurück.

Neubau Kerschensteiner-Grundschule: Für 20,6  Mio. Euro wurde die Kerschensteiner-Grundschule neu gebaut und von drei auf fünf Schulzüge erweitert. Es handelt sich um das erste Holzbauprojekt der Stadt Dortmund in Modulbauweise.

Der Dortmunder Weg

Der Dortmunder Weg bedeutete einen strukturierten Ansatz, der den gesamten Prozess vom Bedarf bis zur Realisierung von Schulbauprojekten abdeckt. Innovative, pädagogische Konzepte werden berücksichtigt und in verschiedene Module und Pakete integriert, um den Bedarf an Schulraum effizient zu decken. Dieser Weg besteht aus mehreren Schritten:

Bedarf: Schulraum (PH „0“): Die Planung beginnt mit der Identifizierung des Bedarfs an Schulraum. Dies umfasst die Erstellung eines Raumprogramms, die Überprüfung der Machbarkeit und die Berücksichtigung der Rahmenbedingungen.

Planung: Nach der Bedarfsermittlung werden Planungsleistungen in Auftrag gegeben. In den Leis-tungsphasen 1+2 erfolgt die funktionale Beschreibung der Bauleistungen (FLB), und es wird ein Ergebnisbericht erstellt.

Umsetzung: Die Umsetzung erfolgt in einem 2-stufigen Vergabeverfahren, das einen Teilnahmewettbewerb und ein Verhandlungsverfahren umfasst. Es werden Totalübernehmer-Verträge abgeschlossen in denen Planung und Bau der Schulen zusammengefasst werden.

Fazit

Der Schulbau in Dortmund ist geprägt von dynamischen Entwicklungen und einem klaren Bekenntnis zur Bildungsgerechtigkeit und zukunftsweisenden Bildungskonzepten. Die Nutzung von Modulbauweise ermöglicht es, den steigenden Bedarf an Schulraum effizient und zukunftsfähig zu decken. Gleichzeitig setzt die Stadt Dortmund auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz, um eine grüne Zukunft für die Bildungseinrichtungen zu gewährleisten. Dieser Weg zeigt beispielhaft, wie eine wachsende Stadt Bildung und Umweltschutz erfolgreich miteinander verbinden kann.

Andreas Grosse-Holz, Stadt Dortmund / Städtische Immobilienwirtschaft

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