„Das Entwerfen von
Tragwerken liegt mir schon am Herzen“

Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft ist unser Heftpate für das Thema „Tragwerk“. In der Lehre vermittelt er das Entwerfen von Tragwerken. Dabei geht es ihm darum, das Tragwerk als integralen Bestandteil des architektonischen Entwurfs zu verstehen mit dem Ziel, für jede Architektur das jeweilige Tragwerk zu entwickeln. Wir trafen uns mit ihm an der TU Braunschweig, um über das Thema Tragwerk zu diskutieren und Projekte auszuwählen.

„Ich bin ein Vertreter des integralen Ansatzes und ich bin der Meinung, jedes Gebäude braucht ein gutes Tragwerk. Nur, das sieht man nicht immer. Das Tragwerk kann sowohl sichtbarer Teil des Entwurfes sein, aber ich finde es durchaus gut, wenn das Tragwerk sich eher
zurücknimmt und der Architektur damit Freiraum gibt. Das Entwerfen von Tragwerken liegt mir schon am Herzen.“

„Mir ist die Frage wichtig, mit wem arbeite ich zusammen? Architekten haben einen eigenen Stil, zwischen dem einen und dem anderen liegen Welten, beide sind jedoch überzeugend in ihrer Haltung und beide machen hochwertige Architektur. Als Ingenieur muss ich in der Lage sein, mich auf beide einzustellen. Ich muss wissen, wie ich diese oder jene Architektur unterstütze. Das eine ist deswegen kein besseres oder schlechteres Tragwerk als das andere.“

„Heute haben wir das Problem, dass wir nicht mehr so risikofreudig experimentieren, wie wir das noch Anfang 2000 gemacht haben. Wie zum Beispiel mit dem Kunsthaus in Graz. Früher haben wir top down gearbeitet, irgendjemand hat sich eine schöne Form überlegt und wir Ingenieure haben versucht, das baubar zu machen. Heute sind vermeintlich wilde Formen bei Bauherren nicht mehr durchzusetzen. Jeder weiß, dass das viel Geld kostet und das Risiko, ob wir das hinbekommen, ist groß, die Planung kompliziert und letztlich muss ich mir die Frage stellen, was habe ich davon? Wir entwickeln aus dem generativen oder parametrischen Ansatz heraus modulare und intelligente Fügeprinzipien. Und wir überlegen, was können wir daraus für interessante neue Architekturansätze bereits ganz vorne im Entwurfsprozess erzeugen.“

Für uns als Redaktion, als „Zeitschriftenmacher“, führte Prof. Kloft einen interessanten Ansatz aus: „Es war früher so, dass man in den Zeitschriften die Details der Projekte nachvollziehen konnte. Heute ist es so, dass Studenten sich die Infos aus dem Internet holen. Das heißt, sie bekommen nur ein Bild und eben nicht die verschiedenen Perspektiven. Damit ist es schwierig, Projekte im Kontext zu begreifen.“

Mit diesem Heft und den hier vorgestellten Projekten wollen wir dazu beitragen, die Informationen in der Gesamtheit und Tiefe wieder zur Verfügung zu stellen. Die gemeinsam ausgewählten Projekte, bei denen sich das Tragwerk entwurfsbestimmend oder im Dialog mit der Architektur darstellt, finden sie ab Seite 22. BF

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