Pina Bausch würde sich freuen

Realisierungswettbewerb zum Pina Bausch Zentrum in Wuppertal entschieden

2009 verstarb die in Solingen geborene Kultfigur eines postmodernen Ausdruckstanzstils, Pina Bausch, in Wuppertal. Dort hatte sie mit ihrer Tanzkompanie deutsche Kulturgeschichte mitgeschrieben, die längst in der Welt ihre Anerkennung und Verbreitung gefunden hat. Die Stadt Wuppertal hat sich schwer getan mit dem Erbe Pina Bausch, nun aber soll alles einem Happy End zugeführt werden. 2027 soll es eröffnen, das Pina Bausch Zentrum am seit 10 Jahren geschlossenen weil von der Stadt vernachlässigten Denkmalstandort Schauspielhaus.

Das seit 2000 unter Denkmalschutz stehende Schauspielhaus hat viele Pina Bausch Premieren erlebt, viele nationale wie internationale Schauspielerinnen- und Tranztruppen hatten hier ihren Auftritt. In dem 1966 eröffneten und von Heinrich Böll mit seiner Rede zur Freiheit der Kunst früh geadelten Kulturstätte an der Wupper, in Steinwurfweite vom Hauptbahnhof entfernt, haben die Wuppertaler ihre ersten Kontakte zur Weltkunst erleben dürfen ... Seit 2013 geschlossen, u. a. wegen mangelndem Brandschutz: Schauspielhaus Wuppertal von 1966, Denkmal seit 2000, immer wieder mal eine Hauptrolle in absurden Abrissdiskussionen. Hier soll (und wird?) das Pina Bausch Zentrum angedockt werden
Foto: Andreas Praefcke / wikimedia

Seit 2013 geschlossen, u. a. wegen mangelndem Brandschutz: Schauspielhaus Wuppertal von 1966, Denkmal seit 2000, immer wieder mal eine Hauptrolle in absurden Abrissdiskussionen. Hier soll (und wird?) das Pina Bausch Zentrum angedockt werden
Foto: Andreas Praefcke / wikimedia
Länger ist das nun her, nach der Schließung der dringend sanierungsbedürftigen Anlage mit fehlendem Brandschutznachweis traten hier noch im Foyer Schauspielerinnen und Tänzer auf, 130 Zuschauer waren maximal zugelassen um teil zu haben an 40 Premieren und 400 Aufführungen. 2013 war dann endgültig Schluss in der Kulturstädte, direkt neben einem Massenpublikumskino und einer Bundesstraße, die täglich Menschenmassen an dem Ensemble (Schauspielhaus, Anbau, Pavillon, Garten) entlangschleust.

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York
Visual: Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York
Visual: Diller Scofidio + Renfro

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin, Ansicht von der Bundesstraße
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin, Ansicht von der Bundesstraße
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

3. Preis Auer Weber Assoziierte GmbH, München, Perspektive Bundesstraße
Visual: Auer Weber Assoziierte GmbH, München

3. Preis Auer Weber Assoziierte GmbH, München, Perspektive Bundesstraße
Visual: Auer Weber Assoziierte GmbH, München

Aber früh gab es Überlegungen auf Seiten der Künstler, dem Erbe der Pina Bausch ein würdigeres Zuhause zu geben, als ständiger Gast zu sein in Räumen, die eben noch dem deutschen Bildungskanon in Theater- und Gesangskunst die Referenz erwiesen hatten. Es wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, Politik und lokale aber auch überregkonale Kulturvertreterinnen wurden ins Boot geholt. Es gab Abwägungsprozesse, die Aufteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten und endlich endlich vor gut einem Jahr, im April 2022, lobte die Stadt, im Rahmen eines VgV-Verfahrens, einen zweiphasigen Wettbewerb nach RPW 2013 aus – mit 25 Teilnehmern in der 1. Phase (zehn eingeladene Büros, 15 Bewerberinnen).

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Perspektive Wupper
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Perspektive Wupper
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Foyer
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Foyer
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Multifunktion
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Multifunktion
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Lageplan
Diller Scofidio + Renfro

1. Preis Diller Scofidio + Renfro New York, Lageplan
Diller Scofidio + Renfro

Der Wettbewerb, der neben baulichen Vorschlägen (Bestand und Neubau) auch eine städtebaulich aktive Rolle forderte, die ein Pina Bausch Zentrum an dieser nun doch als sehr zentral eingeschätzten Stelle in der Stadt zu übernehmen hätte, ist nun entschieden. Drei Preise wurden vergeben, kosten darf das Ganze knappe 70 Mio. € (Baukostenschätzung KG 300-700 von 2022). Ob die Arbeiten tatsächlich die vielfältigen Anforderungen, die der Wettbewerb in sich trug, lösen können, sei dahin gestellt. Wieder einmal muss man sich die Frage stellen, wieso eine Stadt (kein Geld in der Kasse) einen Theaterbau verkommen lässt, um ihn nun (weil mit Landes- und Bundesmitteln?!) neu erstehen zu lassen. Fragen muss man sich, wieso eine Stadt die Interimsarbeiten am Schauspiel 2010-2013 nicht in der Art zu würdigen wusste, dass man an diese Theater- und Kulturarbeit anknüpfte, sie aktiv - und monetär - unterstützte und am Ende mit weniger finanziellem Aufwand das wiedergut gemacht hätte, was Jahrzehnte der Ausbeutung des Vorhandenen verbrauchten.

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin, Foyer
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin, Foyer
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin,Foyer
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin,Foyer
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin, Lageplan
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

2. Preis Hascher Jehle Design, GmbH, Berlin, Lageplan
Visual: Büro Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

Aber nun der Wettbewerb, ein Neuanfang. Es wird teurer, 2027 ist nicht zu halten, die Frage nach der Implementierung des Großkinos wurde nicht gestellt, nicht die Frage, welche Rolle eine Querung der Wupper hätte spielen können etc. Aber nachhaltig soll alles sein. Und falls das nicht hinhaut, dann soll "zumindest die Optimierung der verbleibenden klimaschädlichen Wirkung" angestrebt sein (Auslobung).

1. PREIS: DILLER SCOFIDIO + RENFRO, NEW YORK (US)
2. PREIS: HASCHER JEHLE DESIGN, BERLIN
3. PREIS: AUER WEBER ASSOZIIERTE, MÜNCHEN

3. Preis Auer Weber Assoziierte GmbH, München, Perspektive Foyer
Visual: Auer Weber Assoziierte GmbH, München

3. Preis Auer Weber Assoziierte GmbH, München, Perspektive Foyer
Visual: Auer Weber Assoziierte GmbH, München

3. Preis Auer Weber Assoziierte GmbH, München, Lageplan
Visual: Auer Weber Assoziierte GmbH, München

3. Preis Auer Weber Assoziierte GmbH, München, Lageplan
Visual: Auer Weber Assoziierte GmbH, München

Jetzt kommt noch die Verhandlungsphase, dann werden wir sehen, wer Pina Bausch einen Ort schenkt ... oder der Stadt Wuppertal und ihren Bürgerinnen?!

1. PREIS: DILLER SCOFIDIO + RENFRO, NEW YORK (US) Entwurfsverfasserin: Elizabeth Diller, Ricardo Scofidio, Charles Renfro, Benjamin Gilmartin
Mitarbeiter*innen: Elizabeth Diller, Ricardo Scofidio, Charles Renfro, Benjamin Gilmartin, David Allin,
Charles Curran, Jedidiah Lau, Ryan Botts, Jonathan Parker, Alicia Muñoz Falder,
Patrick Yang
Landschaftsarchitektur: Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH, München
Entwurfsverfasser*in: Prof. Rainer Schmidt
Mitarbeiter*innen: Marko Dimanic, Lukas Bihler, Isabelle Schneider, Rui Wang Wenya Guo, Edis
Erciyes
Weitere Sonderfachleute:
Lokaler Architekt + LPH 6-9: H+P Objektplanung GmbH, Aachen
Theaterberater: Charchoal Blue, London, UK
Hochbau und Nachhaltigkeit: Werner Sobek GmbH & Co KG, Frankfurt

2. PREIS: HASCHER JEHLE DESIGN, BERLIN Entwurfsverfasser: Prof. Sebastian Jehle, Dpl.-Ing. Thomas Kramps
Mitarbeiterinnen Aixin Xuan, Julia Karew-van der Vorst, Maria l. Savva, Yun Shen, Faezeh Nekoyan, Mirza Vranjakovic, Fleur Keller, Irene Alessandro
Landschaftsarchitektur: Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten PartGmbB, Esslingen
Entwurfsverfasser: Dipl.- Ing. Rainer Gänßle
Mitarbeiterinnen: Ulrika Müller, Luisa Jahn
Weitere Sonderfachleute:
Tragwerk: wh-p GmbH Beratende Ingenieure

3. PREIS: AUER WEBER ASSOZIIERTE, MÜNCHEN Entwurfsverfasser: Moritz Auer, Philipp Auer, Stephan Suxdorf
Mitarbeiterinnen: Stefan Bründlinger, Brygida Hanka, Markus Hennig, Julia Schmid, Neziha Ismail, Yana Kholodova, Hanna Schmidl
Weitere Sonderfachleute:
Tragwerksplanung: knippershelbig, Stuttgart
Energiekonzept/Nachhaltigkeit: IB Hausladen, Kirchheim
Landschaftsarchitektur: mk.landschaft, München
Entwurfsverfasser: Manfred Kerler
Mitarbeiterinnen: Lukas Diem, Saja Al-Rifaie, Felix Dreßler

Thematisch passende Artikel:

10/2023

Pina Bausch zu Ehren? Ein Wettbewerb

Ja, Wuppertal hat mehr als seine Schwebebahn und Pina Bausch zu bieten, aber das könnte dann auch jede andere Stadt von sich sagen, die Ersteres nun eben nicht vorweisen kann. Die gut 13 km lange...

mehr

Schauspiel gerettet?

Wie die Bürger der Stadt Köln zu ihrem Erbe stehen; und warum das nicht ausreicht

Manchmal verhindern Fledermäuse oder Marschvögel ein Bauprojekt, manchmal auch die Bürger einer Stadt. Zuletzt schafften diese das mit ihrem Bürgerbegehren "Rettet das Schauspielhaus" im Rahmen...

mehr

Kölner Schauspielhaus wird neu gebaut

Stadtrat beschließt Realisierung des Siegerentwurfs von 2008

Der Rat der Stadt Köln hat sich für den Neubau des Schauspielhauses und die Sanierung der Oper nach den Plänen von JSWD Architekten und Chaix & Morel entschieden und dafür 295 Mio. € bewilligt....

mehr

Oper und Schauspiel, eine Rettung

In Köln arbeiten rund 350 Arbeiter an der Wiederauferstehung eines Denkmals. Ein Zwischenstand

So richtig bekannt wurde das Kölner Schauspielhaus erst durch seinen geplanten Abriss. Der stand unter dem schlechten Stern der Wutbürgeraktionen von Stuttgart 21. Hier hatten sich gut organisierte...

mehr

Architekturklasse

Die Akademie beruft eine Klasse der Künste

Als erste deutsche Wissenschaftsakademie richtet die Nordrhein-Westfälische Akademie eine Klasse der Künste mit den Sparten Darstellende Kunst, Architektur, Musik, Literatur und Bildende Kunst ein....

mehr