Neues Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude

DGNB: Kommentierung gestartet

Bis Anfang Januar 2024 möglich

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat die Variante ihres Zertifizierungssystems für kleine Wohngebäude grundlegend überarbeitet und bis Anfang Januar 2024 zur Kommentierung bereitgestellt. Diese ist sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen nutzbar, heißt es in einer DGNB-Pressemitteilung. Neben einer inhaltlichen Fokussierung auf Themen wie Klimaschutz und Kreislauffähigkeit sei die Zahl der Kriterien stark reduziert worden. Dabei seien die Anforderungen des vom Bund vergebenen Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) vollumfänglich integriert worden. Neu entwickelte Tools und Checklisten sorgten für eine vereinfachte Anwendung der Zertifizierung.

„Der Großteil der Immobilien in Deutschland sind Wohngebäude und viele davon sind dringend sanierungsbedürftig – deshalb liegen hier wichtige Hebel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz“, erklärt Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB, in der Mitteilung. „Mit unserem grundlegend überarbeiteten Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude bieten wir ein wirksames Planungs- und Optimierungsinstrument, das genau hier ansetzt. Ob Sanierung oder Neubau: Die Zertifizierung hilft Bauherren, Projektentwickelnden, Architekturschaffenden, Fertighausherstellern und Bauträgern dabei, ihre Projekte nachweislich zukunftsfit zu gestalten.“

DGNB eröffnet Kommentierungsphase zum neuen DGNB-System für Kleine Wohngebäude und dem Tool "Architektur und Funktionalität".
Foto: DGNB

DGNB eröffnet Kommentierungsphase zum neuen DGNB-System für Kleine Wohngebäude und dem Tool "Architektur und Funktionalität".
Foto: DGNB

Gemeint sind damit Gebäude, die über nutzungsgerechte, flexible und den Bedürfnissen anpassbare Grundrisse und Bauformen verfügen. Es geht um Häuser, die langfristig werthaltig sind, ein Plus an Wohnqualität bieten und so geplant sind, dass sie über den gesamten Lebenszeitraum möglichst wenig Fläche, Energie und Rohstoffe verbrauchen – im Bau, während der Nutzung bis hin zum möglichen Rückbau.

„Als Nebeneffekt der Zertifizierung versprechen wir uns, dass Hauseigentümer ihre Mieter über Baumaßnahmen, die aus Umweltgesichtspunkten sinnvoll sind, fundiert informieren können und diese bestenfalls an der Realisierung beteiligen“, sagt Johannes Kreißig. „Außerdem ist eine übergeordnete Zielsetzung, alle Involvierten besser zu qualifizieren, was die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Wohnbereich angeht. Hier gibt es aktuell noch viel Unsicherheit aufgrund von fehlenden Kenntnissen oder Erfahrungen.“

Inhaltliche Fokussierung und Reduzierung auf 16 Kriterien

Die bisher gültige Version des DGNB-Systems für kleine Wohngebäude stammt aus dem Jahr 2013. Diese ist nur für Neubauten anwendbar, umfasst 28 Kriterien und sei vergleichsweise aufwändig in der Anwendung. Mit der Ausweitung auf die Nutzbarkeit für Sanierungen und die Verschlankung auf nunmehr 16 Kriterien mache die DGNB einen wichtigen Schritt zur verbesserten Anwendbarkeit bei kleinen Bauvorhaben. Trotz der Verschlankung sei das Zertifizierungssystem weiterhin mit den Anforderungen des Bundes zum Erhalt des QNG-Siegels harmonisiert. Dieses sei maßgebend für den Erhalt von Fördermitteln im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).

Mit der Überarbeitung des Kriterienkatalogs reduzierten sich auch die Aufwände im Rahmen der Auditierung. Hierfür hat die DGNB praxistaugliche Checklisten und Tools entwickelt, die die Bearbeitung der Zertifizierung vereinfachen. Zur besseren Orientierung wurden im Kriterienkatalog die Projektphasen benannt, in denen die jeweiligen Indikatoren zu berücksichtigen sind – von der Bestandserfassung über den Planungs-, den Umsetzungs- und letztlich den Nutzungsprozess.

Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Überarbeitung sei das Thema Klimaschutz. Um die Gebäude systematisch zur politisch geforderten Klimaneutralität zu führen, ist etwa die Erstellung eines individuellen Klimaschutzfahrplans gefragt. Dabei folgt das Zertifizierungssystem dem Credo, Gebäude als aktive Elemente der Energiewende zu stärken. Auch die Kreislauffähigkeit der Häuser steht noch mehr als bislang im Fokus. So wird die Verwendung kreislauffähiger Materialien, Baustoffe oder Produkte unterstützt. Mit Blick auf eine Stärkung der Zukunftsfähigkeit liegt ein weiterer Fokus der Überarbeitung auf der Berücksichtigung von Klimaanpassungsmaßnahmen sowie einer besseren Dokumentation, um eine möglichst lange Nutzung des Gebäudes zu gewährleisten.

Kriterien des DGNB-Systems für kleine Wohngebäude im Detail

Die Kriterien der neuen Version des DGNB-Systems für kleine Wohngebäude verteilen sich auf die drei Themenfelder der ökologischen, der ökonomischen sowie der soziokulturellen und funktionalen Qualität. Teilweise wurden Anforderungen, die bislang der technischen Qualität oder der Prozessqualität zugeordnet waren, mit anderen Kriterien zusammengeführt.

Die DGNB stellt auch diese Weiterentwicklung der eigenen Zertifizierung öffentlich zur Kommentierung zur Verfügung. Interessierte haben bis einschließlich 7. Januar 2024 die Möglichkeit, ihre Anmerkungen über ein Online-Formular unter www.dgnb.de/kommentierung an die DGNB zu übermitteln. Neben den konkreten Kriterien kann auch das neu angebotene Tool „Architektur und Funktionalität“ kommentiert werden. Die jetzt zur Kommentierung bereitgestellte Version ist gültig für Einfamilienhäuser ebenso wie für Gebäude mit bis zu fünf Wohneinheiten. Bei allen größeren Wohnprojekten gilt die im Frühjahr veröffentlichte Version 2023 des DGNB-Systems für Neubauten bzw. die Version 2021 des DGNB-Systems für die Sanierung von Gebäuden.

Weitere Informationen unter www.dgnb.de/kleine-wohngebaeude.

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