Windheizung 2.0

Windenergie ist nicht das Ei des Kolumbus, aber irgendwie schon. Zwar verbraucht die Erstellung der Windkraftanlagen Energie, nervt der huschende Schatten auf der Wohnzimmerwand, ist nicht klar, wohin mit dem Material, das nicht mehr arbeitet. Und dann das größte Argument gegen Windräder: Wie die wilde Leistungskurve ins nach Linearität schreiende Abnehmernetz bekommen?

Für das Zuviel, das tatsächlich für die Netze das Hauptproblem ist, scheint es nun eine Lösung zu geben: die Windheizung 2.0. So jedenfalls bezeichnen die Forscher:innen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP ihre Entwicklung, die es erlauben soll, Windenergie zur Gebäudebeheizung zu nutzen. Mit Strom aus Starkwindereignissen, die etwa fünf bis neun Stunden andauern. Die Windheizung 2.0 bietet damit gleich zwei Vorteile: Zum einen nutzt sie Windenergie, die unter Umständen aufgrund eines Überangebots ungenutzt bliebe. Zum anderen stabilisiert sie das Netz: Eine spezielle Regelungskomponente sorgt dafür, dass Speicher nur bei freien Kapazitäten geladen werden, während sie – anders als beispielsweise Wärmepumpen – bei Netzengpässen keinerlei Energie beziehen und das Netz somit entlasten. Das wiederum funktioniert nur in hocheffizienten Gebäuden, wo das ansonsten systemschädliche und stromverschwendende direkt-elektrische Heizen systemdienlich ist.

Zwei neuartige Speichertypen helfen: Zum einen eine überdämmte Bauteilaktivierung, dann ein Hochtemperatur-Steinspeicher, eine Art zentraler Nacht­speicherofen, ein fünf Tonnen schwerer, gut gedämmter Stein im Keller, der via überschüssiger Windenergie mit Heizwendeln aufgeheizt und langsam mit Luft durchströmt wird.

Interessant ist die Windheizung 2.0 nicht nur für Neubauten, auch für zu sanierende Gebäude wurde eine Lösung entwickelt. In einem Folgeprojekt,  das Ende 2022 startete und das ebenfalls vom BMWK gefördert wird, werden die Forscher:innen die Windheizung 2.0 zwei Winter lang in vier real bewohnten Gebäuden testen.

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