Traumgleicher Surrealismus
Text: Ina Lülfsmann/ DBZ
Mit dem Betreten der Casa Mollino in Turin taucht man in eine andere Welt ein. Sie ist ein surrealer Ort voller Sammelsurien von Skurrilitäten, von außergewöhnlichen Möbeln, Stoffen und Farben. So kann man wohnen? Die Antwort bleibt uns ihr Designer, der italienische Architekt Carlo Mollino, schuldig, denn die Wohnung wurde nie wirklich bezogen. Er richtete sie in den 1960er-Jahren in einer Villa im Zentrum Turins für sich ein, später wurde aus ihr das Museum Casa Mollino. Nun hat Napoleone Ferrari, einer der beiden Gründer des Museums, zusammen mit Michelangelo Sabatino das umfangreiche Werk des Architekten, Designers und Fotografen in einem großformatigen Buch herausgebracht.
Es eröffnet den Blick in seine Welt auf beinahe ebenso eindringliche Weise wie das Museum in Turin. Zahlreiche ganzseitige, fantastische Fotos auf dickem Papier von Mollinos Werken und von ihm selbst, Detailaufnahmen, Collagen sowie Pläne und Handzeichnungen illustrieren das Buch. Ergänzt durch Funde, wie Mollinos architektonisches Manifest „The Life of Oberon“ erstmals in englischer Übersetzung. Texte von überschaubarem Umfang – jedoch auf Englisch – ordnen das Werk und den Künstler ein. Denn das war er – ein Künstler, der nicht zwischen Arbeit und Freizeit unterschied und der uns ein vielfältiges und inspirierendes Œuvre hinterlassen hat. Das Buch ist toll anzuschauen, um es durchzublättern und an den Texten hängenzubleiben – ein ideales Geschenk.