Lichtkunst für das CCH Kongresszentrum

Licht ist ein wesentlicher Teil der Inszenierung von Architektur – und dort, wo es besonders viel zu inszenieren gibt, fallen auch die Leuchten meist etwas größer aus. Das Unternehmen Sattler zeigt im sanierten Congress Center Hamburg nun, dass sich ökologischer und gestalterischer Anspruch nicht widersprechen müssen.

Das frisch modernisierte CCH Congress Center Hamburg begrüßt seine Gäste im Atrium des Foyers mit einer großen Geste: Eine gewundene Lichtspirale mit einem oberen Durchmesser von 18 m und einer Höhe von 8,5 m versetzt die ­Dynamik des Raums in Schwingung und unterstreicht die futuristisch anmutende Architektur mit ihren sanften Kurven. Trotz ihres Gesamtgewichts von 1,2 t wirkt sie ausgesprochen filigran. Neben ihrer Größe beinhaltet sie aber auch fortschrittliche Lichttechnik auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit, weshalb nicht nur die Installation, sondern auch ihre Entwicklung als interessantes Beispiel für eine Industrie im Wandel gelten kann; ein zeitgemäßes Statement, dass der Einklang von Gestaltung und Funktion auch unter dem Eindruck der Energiekrise und des ökologischen Wandels machbar ist.  

Gesamtkonzept für die Messe

Die Planung und Umsetzung der architektonischen Neugestaltung durch agn Leusmann und Tim Hupe Architekten, seit 2022 umfirmiert zu Hupe Flatau Partner und das Design der Leuchte durch Tim Hupe Architekten haben ein gelungenes Foyer geschaffen, das die drei unterschiedlichen Bereiche des CCH miteinander vereint und das neue Zentrum bildet. Der neue Mantelbau verbindet die Ankunft von Osten, das neue Foyer und das zwei Ebenen höher gelegene „Belvedere“ mit einem Blick nach Süden über die Parklandschaft von „Planten un Blomen“. Der Zugang des CCH streckt sich den von Osten herankommenden Besuchern entgegen und nimmt Bezug zum Dammtorbahnhof. Seine stützenfreie Auskragung formt ein großzügiges Vordach für den Eingang.

Inmitten des neuen CCH bildet die neue Leuchtskulptur das atmosphärische Zentrum der Neugestaltung:  Die Pendelleuchte stammt aus der Feder von Tim Hupe Architekten und wurde vom Göppinger Familienunternehmen Sattler produziert. Mit einem Durchmesser von 18 m am oberen Ring und 10 m am unteren Ring füllt sie spielerisch den weiten Raum des vier Stockwerke hohen Atriums.

Diese leuchtende Skulptur ist nicht nur eine Lichtquelle, sondern eine fein abgewogene Komposition aus Lichtelementen, die sich zu einer harmonisch ausbalancierten Lichtspirale formen. Sie ist ihre filigrane Erscheinung, die über ihre wahren Dimensionen hinwegtäuscht: Mit einer Profilhöhe von lediglich 25 cm und einer Breite von 7 cm gewinnt die Lichtspirale eine elegante, fast schwebende Präsenz im Raum. Durch verdeckte Schraubverbindungen sind die einzelnen Segmente zusammengefügt und lassen die Leuchte als nahtlose Einheit erscheinen. Insgesamt besteht die Leuchte aus 58 Aluminium-Profilsegmenten mit einer Gesamtlänge von 208 laufenden Metern.

Nachhaltigkeit und Design

Eine verschwenderische Geste? Gerade in Zeiten, in denen sich die Industrie um nachhaltigere Produktionsabläufe müht, ist das eine berechtigte Frage. Und auch das produzierende Unternehmen Sattler hat sich diese gestellt und ist dabei zu Antworten gelangt, die im Einklang mit dem nachhaltigen Anspruch für die gesamten Erweiterung des CCH stehen.  Dafür hat sich Sattler bei der Entwicklung und Produktion der zentralen Lichtskulptur auf verschiedene Schlüsselaspekte konzentriert: angefangen beim zeitlosen Design, das über Trends und Moden hinausgeht und deshalb eine lange Nutzung verspricht, bis hin zur Verwendung möglichst regionaler Rohstoffe und Zulieferer, die nicht nur die heimische Wirtschaft stärken, sondern auch den ökologischen Fußabdruck minimieren, da keine langen Transportwege mit dem damit verbundenen CO₂-Ausstoß anfallen. Aufgrund dieser Nachhaltigkeitspraktiken wurde das Projekt CCH zu einem der Finalisten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2024 ernannt. Zudem erhielt es das begehrte DGNB Gold Zertifikat, das die herausragende ökologische, ökonomische und soziokulturelle Performance des ­Bauvorhabens würdigt. In den kommenden Ab­schnitten werfen wir einen genaueren Blick auf die verschiedenen Elemente, um zu verstehen, wie die Pendelleuchte aus unserer Manufaktur nicht nur leuchtet, sondern auch als Vorbild für nachhaltige Leuchten der Zukunft dienen kann.

Handwerkskunst trifft Innovation

Die Geschichte der Lichtskulptur beginnt einerseits mit dem ausdrucksstarken Design von Tim Hupe Architekten und andererseits mit der innovativen Transferleistung von der Designidee zum Produkt. Dabei wurde jedes Detail präzise von erfahrenen Fachleuten geschaffen, denn individuelle Anfertigungen wie die Pendelleuchte werden bei Sattler von Hand gefertigt.

Die Produktion jedes einzelnen Aluminium-Profilsegments, jedes Verbindungselements und jeder technischen Einheit erfolgt in einer fein abgestimmten Kombination aus serieller Fertigung und Handarbeit.

Diese individuelle Herangehensweise ermöglicht nicht nur eine hohe Qualität, sondern auch die Integration nachhaltiger Prinzipien in den Produktionsprozess. Bei Sattler zeigt sich die Verbindung von Tradition und Moderne sowohl in den Designs deutlich wie auch in der Art und Weise, wie diese Designs zum Leben erweckt werden.

Jedes Element der zentralen Lichtskulptur wurde mit einer individuellen Biegung gestaltet. Die Planung erfolgte im Vorfeld durch eine umfassende 3D-Konstruktion, die sicherstellte, dass jedes Teil exakt seinen spezifischen gestalterischen Anforderungen entspricht. Die Leuchte ist mit neues­ter LED-Technik ausgerüstet, die durch eine speziell entwickelte Elektronik auf Basis von 48 V für die benötigten langen Leitungslängen ermöglicht wurde.

Die Montage des Lichtobjekts stellte eine Herausforderung dar, die vom internen Montageteam durchgeführt wurde. Das Gesamtgewicht der Leuchte, 1,2 t, wird von 105 Stahlseilen mit einer Stärke von kaum sichtbaren 1,5 mm sicher gehalten. Gleichzeitig sind die notwendigen Technik­einheiten unsichtbar in der verstärkten Zwi­schendecke platziert, um die Illusion der Schwerelosigkeit zu erhalten.

Aufgrund ihrer Größe wurde die Leuchte erstmals vor Ort zusammengesetzt und dementsprechend war die Anspannung spürbar. Für die Installation kam der größtmögliche Personenheber auf dem Markt zum Einsatz.

Nachhaltige Produktion

Bereits seit Jahren verfolgt Sattler eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie, die sich auf die Grundstrukturen der Produktion, die Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern und die Förderung der Kreislaufwirtschaft konzentriert. Das Ziel ist klar definiert: Downcycling vermeiden und Produkten durch Wiederverwendung, Aufarbeitung oder Remanufacturing ein zweites Leben schenken. Diese Philosophie findet ihre Umsetzung in der 2023 ins Leben gerufenen Untermarke SATTLER-RE, die Produkte professionell aufbereitet und erneut in den Verkehr bringt.

Die Grundlage dieses Prozesses bildet die Rücknahme- und Rückkaufsgarantie. Denn lediglich Leuchten, die nach Jahren den Weg zurück in die Manufaktur finden, können für ein zweites Leben aufbereitet werden. Dieses Konzept führt nun zum greifbaren Erfolg, wie die ersten Projekte zeigen. Ein konkretes Beispiel hierfür sind die Circolo-Leuchten, die mehr als 10 Jahre lang in der HSBC Trinkaus & Burkhardt Geschäftsbank in Düsseldorf leuchteten und nun, nach einer professionellen Aufbereitung, im Neubau des deutschen Kosmetikherstellers Babor die Besprechungsräume mit neuem Glanz erfüllen. Der Erfolg der neuen Produktlinie zeigt nicht nur die künftigen Möglichkeiten von Kreislaufwirtschaft im Unternehmen, sondern auch, dass die Qualität der Fertigung, der Ausgangsmaterialien und des ursprünglichen Designs viel zur Wiederverwertbarkeit und Nachnutzung von Leuchten beitragen können.

Regionale Lieferkette

Seit der Gründung setzt Sattler zudem auf die Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern und Werkstätten rund um Stuttgart. Dieses Know-how umfasst Material, Materialbearbeitung und Produktion. Die komplette Produktion erfolgt unter Verwendung erneuerbarer Energien.

Für einen realistischen Kreislauf passt das Unternehmen bereits heute den Bau seiner Leuchten an. Ein wichtiger Designfaktor ist, wie Leuchten in zehn Jahren zerlegt und aufgearbeitet werden können. Das beeinflusst bereits in der Frühphase den Design- und Herstellungsprozess. Diese Prinzipien kamen auch bei der Produktion der Pendelleuchte für das CCH zur Anwendung, was sie nun zu einem Schaustück für die Möglichkeiten einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft macht. Das sie dabei nicht nur gut aussieht, sondern auch selbstbewusst und raumgreifend auftritt, kann durchaus als Statement verstanden werden, dass der Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft kein freudloses Downsizing sein muss, sondern auch ein inspiriertes Neuerfinden sein kann.

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