In Schönheit gescheitert
„Institutionen wie Staat, Kirche, Armee, Justiz, Bank, Universität – oder auch die Ehe – organisieren unsere sozialen Beziehungen. […] Architektur spielt eine wesentliche Rolle bei der Etablierung, Identifizierung und Aufrechterhaltung dieser sozialen Struktur, da sie Wertesysteme im Raum formalisiert und Ideologien in dauerhaften physischen Strukturen repräsentiert.“ Soweit der Beschrieb seitens des Verlags. Soweit nachvollziehbar. Dann folgt die textliche und bildhafte, grafische und typografische Umsetzung … Und das, was klar war, verschwimmt. Der Versuch, die wechselseitigen, lebendigen Beziehungen von Stadt und Institution über Stadtraum und Architektur zu fassen, sie als ein beschreibbares System offenzulegen, scheitert.
Denn das, was hier beschrieben wird, ist ja nichts Neues: Größe der Institution ist Größe ihres Gehäuses, ist Rang im Straßenraum und der nachbarschaftlichen Einbindung etc. Vielleicht möchte man der unkonventionell gemachten Publikation noch ihren Ausblick auf das Beziehungsgeflecht in nächster Zukunft abnehmen: Es wird sich verändern, weil die einmal auf Dauer und Ewigkeit gedachten/gemachten Bauten andere Funktionen, andere Institutionen oder gar mehrere dieser aufnehmen. Die Umkodierung des städtischen Geflechts allerdings gehorcht dann doch wieder den alten Regeln, die immer noch bestimmt werden von denen, die den größten Einfluss auf die Gestalt der Stadtgesellschaft haben. Mehr die Banken, mehr die Sehrgutverdiener, weniger die Gotteshäuser oder andere, öffentliche, kulturelle Einrichtungen. Womit die Rolle der Architektur die gleiche bleibt wie seit dem ersten Haus, das damals schon deutlich höher war als das der Nachbarn. Be. K.