In Schönheit gescheitert

„Institutionen wie Staat, Kirche, Armee, Justiz, Bank, Universität – oder auch die Ehe – organisieren unsere sozialen Beziehungen. […] Architektur spielt eine wesentliche Rolle bei der Etablierung, Identifizierung und Aufrechterhaltung dieser sozialen Struktur, da sie Wertesysteme im Raum formalisiert und Ideologien in dauerhaften physischen Strukturen repräsentiert.“ Soweit der Beschrieb seitens des Verlags. Soweit nachvollziehbar. Dann folgt die textliche und bildhafte, grafische und typografische Umsetzung … Und das, was klar war, verschwimmt. Der Versuch, die wechselseitigen, lebendigen Beziehungen von Stadt und Institution über Stadtraum und Architektur zu fassen, sie als ein beschreibbares System offenzulegen, scheitert.

Denn das, was hier beschrieben wird, ist ja nichts Neues: Größe der Institution ist Größe ihres Gehäuses, ist Rang im Straßenraum und der nachbarschaftlichen Einbindung etc. Vielleicht möchte man der unkonventionell gemachten Pub­likation noch ihren Ausblick auf das Beziehungsgeflecht in nächster Zukunft abnehmen: Es wird sich verändern, weil die einmal auf Dauer und Ewigkeit gedachten/gemachten Bauten andere Funktionen, andere Institutionen oder gar mehrere dieser aufnehmen. Die Umkodierung des städtischen Geflechts allerdings gehorcht dann doch wieder den alten Regeln, die immer noch bestimmt werden von denen, die den größten Einfluss auf die Gestalt der Stadtgesellschaft haben. Mehr die Banken, mehr die Sehrgutverdiener, weniger die Gotteshäuser oder andere, öffentliche, kulturelle Einrichtungen. Womit die Rolle der Architektur die gleiche bleibt wie seit dem ersten Haus, das damals schon deutlich höher war als das der Nachbarn. Be. K.

Institutions & the City. The Role of Architecture. Hrsg. v. Gérald Ledent u. Cécile Vandernoot. Engl./franz./niederl. Park Books, Zürich 2022, 224 S, 148 Farb- u. 85 sw-Abb.38 €, ISBN 978-3-03860-293-4
x

Thematisch passende Artikel:

Intermediale Beziehungen

Interdisziplinäre Vortragsreihe an der Fakultät für Architektur der Hochschule München; Sommersemester 2009

Die Vortragsreihe Tuesday Lectures behandelt in diesem Semester das Thema Architektur Intermedial. Es geht dabei um die intermedialen Beziehungen, die zwischen der Architektur und den anderen Künsten...

mehr

Kraftakt Architektur: „jeu magnifique“ oder/und „Medium des Sozialen“?

15. Internationales Symposium für Architekturtheorie am 25./26. November 2010, Wuppertal

Le Corbusier hat den Schöpfungsakt von Architektur im frühen 20. Jahrhundert als „großartiges Spiel“ bezeichnet; als ein von nahezu allen Zwängen „befreites“ Spiel mit urbanen Kontexten,...

mehr
Ausgabe 06/2012

Im Herzen der Stadt Middelfart Saving Bank in Middelfart/DK

Die im Jahr 1853 gegründete Middelfart Savings Bank spielte jeher eine zentrale Rolle im Leben der Stadtbewohner. Das Anliegen, diese Funktion beizubehalten spiegelt sich im Raumprogramm des...

mehr

Neue Institution: Baukultur Nordrhein-Westfalen

Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW und StadtBauKultur NRW werden zu Baukultur Nordrhein-Westfalen

Baukultur Nordrhein-Westfalen ist entstanden aus dem Zusammenschluss der Vereine StadtBauKultur NRW und Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI). Der neue Verein wird gefördert durch das...

mehr

West-Östlicher Divan

Abend zum Deutsch-Türkischen Architekturaustausch am 25. Juni 2009, Berlin

Der Bund Deutscher Architekten BDA und das Deutsche Architektur Zentrum DAZ laden gemeinsam zu einem Abend des Deutsch-Türkischen Architekturaustauschs ein. Die Gesprächsrunde und die anschließende...

mehr