Es gibt so viele Möglichkeiten mehr

DBZ Heftpartner Robert Diem,
Michael Anhammer, Franz&Sue, Wien/AT
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

DBZ Heftpartner Robert Diem,
Michael Anhammer, Franz&Sue, Wien/AT
Foto: Benedikt Kraft / DBZ


Es tut sich was in Österreich. Nicht nur die großen Player, die man an einer Hand abzählen kann, werden beauftragt, auch viele – wie wir finden – sehr qualitätsvolle Planungsbüros außerhalb der klassischen Krankenhausplaner:innen beschäftigen sich mit Gesundheitsbauten. Die Ideen wirken frisch und zeitgemäß, atmen die unbeschwerte Leichtigkeit von Planer:innen, die noch nicht durch die jahrzehntelange Schule des „Das machen wir immer so“ zermürbt sind. Dies hat auch etwas mit einer offenen Vergabekultur zu tun, die daran glaubt, dass nicht nur die, die eh schon wissen, wie es läuft, gute Ideen haben können. Und mit den Auftraggeber:innen, die zurecht darauf vertrauen, dass dadurch Qualität steigt und eine Realisierung mit uns funktioniert. In unserem Artikel (hier auf S. 56ff.) stellen wir einige dieser Arbeiten vor.

Mit der Redaktion der DBZ diskutierten wir verschiedene fertiggestellte Projekte und stellten fest, dass Krankenhausprojekte fast durchgehend extrem clean fotografiert werden und dass eigentlich nie gezeigt wird, wie sie im Alltag genutzt werden. Anders als in den diversen Fernsehserien, wo wir alle dramatischen Details und liebevollen Begebenheiten miterleben, sind die Projekte sehr technisch abgebildet. Die wartungsfreundliche Fassade, das spektakuläre Volumen, die beeindruckende Technik, die richtig zu reinigenden Materialien, die Herausforderungen im Bau. Aber eigentlich geht es ja um das Leben drinnen. Die Geburt, das Bangen, die Hoffnung, Schmerzen und Heilung, aber auch den Tod.

Wie geht es denn jenen, die ein Gebäude nutzen, mit dem, was wir geplant haben? Im Sozialpädagogischen Betreuungszentrum Hollabrunn (hier S. 50ff.) finden Kinder und Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen einen geschützten Raum, Halt, Geborgenheit, Sicherheit und Struktur. Sieben Jahre nach der Fertigstellung haben wir es wieder besucht und mit den Bewohner:innen und dem Betreuungspersonal gesprochen. Darüber, wie sie hier leben und arbeiten und was sie aus dem Gebäude gemacht haben. Daraus ist die Fotodokumentation der Aneignung und vom Altern des Gebäudes in diesem Heft entstanden. Wir freuen uns darüber, denn Räume, die beim Heilen helfen sollen, müssen das aushalten – nein, diese Räume müssen dadurch stärker werden. Cleane Architektur mag für Instagram gut sein, aber wohl allein das wirkliche Leben macht gute Architektur stark.

Warum sollen Gesundheitsbauten als Typologie völlig anders gedacht werden als Bildungsbauten oder Forschungseinrichtungen? Ein fachspezifischer Untersuchungsraum wird wohl so wie ein EDV-Raum in einer Schule immer eine ähnliche Anmutung haben. Aber haben wir nicht in anderen Aufgabenfeldern gelernt, dass es stets ganz viele Möglichkeiten mehr gibt? Und haben von diesem Mehr nicht auch die Schulen beispielsweise profitiert? Lasst uns doch dieses Mehr an Möglichkeiten auch in Krankenhäusern suchen, versuchen. Da ist noch viel Luft nach oben.

Über Ihre Rückmeldung und über einen Dialog dazu würden wir von Franz&Sue uns am meisten freuen.


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