Einheitlich wippen
„Termin noch nicht bekannt“, so kommentiert „Berlin.de Das offizielle Hauptstadtportal“ die Eventankündigung „Einweihung des Freiheits- und Einheitsdenkmals“. Die Einweihung ist, so dort weiterzulesen, für 2024 annonciert. Also geht es bei dem „Termin“ nur um den Monat und auch darum, „welche Feierlichkeiten zur Eröffnung des Denkmals geplant sind“. Blasmusik sicher.
Ob es tatsächlich noch etwas in diesem Jahr wird? Man möchte nicht darauf wetten, allerdings sind die Betonfundamente für die Schale, die vor dem Schlossnachbau dessen Westfassadenansicht empfindlich stören wird, fertig. Die Metallkonstruktion war bei einem Stahlbauunternehmen aus Stemwede-Niedermehnen in Auftrag gegeben, das Unternehmen hatte Anfang Februar einen Insolvenzantrag gestellt.
Möglicherweise ist die Geschichte des bis ins Jahr 2007 und weiter zurückreichenden Freiheits- und Einheitsdenkmals, vulgo Einheitswippe, keine glückliche. Acht Jahre brauchte es nach dem Grundsatzbeschluss des Bundestags, bis es ein Go für den Bau in Berlin (und nicht in Leipzig) gab, letztere Stadt war anfangs auch im Gerede. Dann, 2016, Projektstopp: „Kostenexplosion!“ (von 5 auf 15 Mio. €). Anfang 2017 kamen noch einmal 3 Mio. € hinzu, da wurde über die Rekonstruktion der his-torischen Kolonnaden mit Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal auf der Schlossfreiheit nachgedacht. Für Wolfgang Thierse war die Mittelbewilligung zur Rekonstruktion seitens des Haushaltsausschusses eine „abgrundtiefe Verachtung des Beitrags der Ostdeutschen zur Freiheits- und Demokratie-Geschichte“. Doch wer möchte eine Obstschale, wenn er den ganzen Wilhelm I haben kann?
Baustillstand wegen nötiger Umsiedlung von Fledermäusen, Bauvorrang für den U-Bahn-Bau. Dann befürchtete das Landesdenkmalamt Berlin unabsehbare Schäden für den von der Wippe überbauten Sockel des nun doch nicht revitalisierten Kaiser-Denkmals; „wabbeliger Baugrund“ hieß es im Gutachten – den wir sicher auch gegenüber finden, bei der immer noch irgendwie Bauplatz seienden Schinkelschen Bauakademie (auch hier ist alles auf Stillstand geschaltet). Das Freiheits- und Einheitsdenkmal hat bei den Stadtoberen offenbar nicht die höchste Priorität zwischen Schloss-attrappe und Bauakademierufzeichen.
Wie wird es weitergehen an der Wippe, die die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters lieber als „Waage“ angesprochen hat? Hinge dort das Schild „Außer Betrieb – Zutritt verboten“ könnte man das bewegliche Ding zumindest schon anschauen. Vielleicht macht man sich auch noch Gedanken über eine Betreibergesellschaft, die mit den Einnahmen aus Merchandising und Eintrittsgeldern die Anlage in Schwung halten muss. Vielleicht aber kommt doch Wilhelm I zurück, am Schlossneunachbau haben sich die Wilhelmisten ja auch sehr ordentlich durchgesetzt! Das Vage dann aber in Leipzig, verprochen? Be. K.