Doch in Paris? „Triangle” von Herzog & de Meuron
Die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron nummerieren Projekte/Ausstellungen etc. fortlaufend. So hat das vielleicht erste Projekt der Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, das „Blaue Haus“ in Oberwil, die Nummer 5, die Allianz Arena die 205 und die Elbphilharmonie die 230. Aktuell ist der Zähler bei 426 (Nationalbibliothek Israels). Diese Zahl korrespondiert in etwa mit der Zahl der Mitarbeiter des in Basel und fast überall auf der Welt ansässigen Büros.
Das Projekt 307, gestartet im Jahr 2006, sollte eigentlich 2012 eröffnet werden. Das „Triangle“ genannte, rund 180 m hohe Haus mit Glasfassade und dreieckiger Silhouette, sollte Büro-, Hotel- und natürlich Kulturflächen an den Boulevard périphérique bringen. Baugrund ist das Ausstellungs- und Kongressgelände der Porte de Versailles an der Avenue Ernest Renan. Hier muss ein Teil des Bestandes abgeräumt werden, was kein Problem ist, der Investor, die in Paris ansässige Groupe Unibail-Rodamco, hat den Immobilienbestand des Geländes im Besitz.
Erste Entwürfe zeigten das „Triangle“ noch zerklüftet, die Silhouette ein- und ausgerissen. In den Visualisierungen konnte man die innere Tragstruktur erkennen, die wie ein Baum das Blätterwerk stützt. Ein Blätterwerk aus Glas.
Es gab Schreie der Entrüstung, das privat finanzierte Gebäude würde den Leerstand an Bürofläche nur vergrößeren. Und: Es würde die Horizontalität der Stadt zerstören. Das durfte Ende des 19. Jahrhundert ein Turm aus Eisen, der temporär geplant war, allerdings bis heute steht. Das durfte Jahrzehnte später der Tour Montparnasse (Architekt: Roger Saubot), der seit 1973 exakt 210 m hoch in den Pariser Himmel sticht.
2014 ging das „Triangle“ im Stadtrat unter, sein Bau wurde abgelehnt. Zu Unrecht, wie nun die Bürgermeisterin, Anne Hidalgo, feststellte und eine neue Abstimmung durchführte. Nun stimmten 87 Ratsmitglieder dafür, 47 dagegen. Der Bau könnte in 2016 beginnen, dann wäre 2018 die Eröffnung.
Das „Triangle“ hatte der damalige Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, gemeinsam mit seiner Nachfolgerin 2008 präsentiert, damals noch mit 80 000 m² Nutzfläche und einer irgendwie vage gehaltenen Höhe. Jacques Herzog hatte 211 m Höhe ins Spiel gebracht, wohl, um dem anhaltend umstrittenen Tour Montparnasse die Krone zu entreißen. Die aktuellen, also auch überarbeiteten Visualisierungen wirken nun nicht mehr so gewagt, das Verhältnis Gebäudetiefe zu Höhe nicht mehr ganz so spektakulär, die Reduzierung der Fläche hat offenbar den Basiswinkel verkleinert. Be. K.