Terunobu Fujimori in Deutschland
Der Architekt Terunobu Fujimori (*1946, Takabe, Miyagawa-mura, Suwa Bezirk, Nagano Präfektur) hat zunächst ausschließlich als Historiker geforscht, unterrichtet und publiziert. „Dann“ – so hat es Arata Isozaki ausgedrückt – „begann er eines Tages, seltsame Gebäude zu schaffen, als sei er plötzlich verrückt geworden“. Verrückt aber auch in einem ganz realen Sinne, verrückt aus unserer Erwartungsperspektive, mit der wir auf Architekten schauen, die sich am Rande der rein baulichen Aufgaben bewegen. Der Forscher Terunobu Fujimori, der bis heute über die europäische Architekturmoderne arbeitet, hat tatsächlich auch gebaut. Allerdings meist kleine, skulpturale Häuschen in Baumwipfeln oder Häuser, die wie Bäume stehen. Aus dieser Position heraus, die ein Sichbeschäftigen mit dem Ort ist, an dem sich Menschen begegnen können – Teehäuser zumeist –, entwickelt Fujimori ein ganz eigenes, die zeitgenössische Architektur hinterfragendes Werk, in dem er traditionelle Techniken und Materialien sowie natürliche Elemente in unorthodoxer Weise kombiniert. Er beschäftigt sich als Mitbegründer der ROJO-Society auch mit dem öffentlichen Raum, indem er Fehler, Ausnahmen und absurde Situationen in seinem metropolitanen Umfeld fotografisch dokumentiert. Seit 2016 ist er Direktor des Edo-Tokyo-Museums, das sich der Geschichte Tokios widmet.
Die meisten in Deutschland werden ihn kennen durch eine Buchpublikation (Mauro Pierconti, Treehouses, Towers and Tea Huts, Hatje Cantz 2012). Sie entstand im Zusammenhang mit einer ersten Werkschau im Museum Villa Stuck. Damals hatte der Architekt auch ein eigens für den Garten der Villa Stuck entworfenes mobiles Teehaus gebaut, das – völlig unverständlich –, mit Rücksicht auf die lokale Vorliebe für Kaffee „Walking Café“ genannt wurde.
Jetzt haben wir die Gelegenheit, Fujimori wieder einmal live und in einem Werk, wieder einem Teehaus, zu erleben und zwar noch bis Oktober auf der Rakektenstation bei Neuss. Hier errichtet die Stiftung Insel Hombroich ein Teehaus nach Entwürfen des Japaners als begehbare Skulptur. Er selbst wird aller Voraussicht nach zur Ausstellungseröffnung auf der Raketenstation anwesend sein. Wir mit Sicherheit auch! Be. K.