Starke Schwester: Aktivhaus B10 in Stuttgart
Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung wurde 1927 erbaut, um dem modernen Städter moderne Wohnformen zur Verfügung zu stellen. Jetzt, 87 Jahre später wird dieses Konzept aufgegriffen und es zeigt uns, was ein Gebäude heute leisten kann. Im Bruckmannweg 10 eröffnete Prof. Werner Sobek das von ihm geplante „erste Aktivhaus der Welt“, kurz B10. Dieses als Forschungsprojekt initiierte Gebäude erzeugt 200 % der Energie, die es verbraucht – inklusive zweier Elektroautos und -fahrräder – so dass es mit dem Überschuss das naheliegende Weißenhofmuseum (Haus Le Corbusier) versorgen wird. Sobek: „Die starke Schwester versorgt die schwache 90-jährige mit.“ Ein Konzept, dass er sich generell für das Thema Bauen im Bestand vorstellt, ein Einpacken der Altbauten wäre gar nicht nötig. „Die gebaute Umwelt ist die größte Sondermülldeponie, wir wollen das nicht“, sagt Sobek und spielt auf die beim Bauen häufig verwendeten Verbundstoffe an. Das B10 ist – wie schon Sobeks Effizienzhaus Plus in Berlin“ (siehe DBZ 04|2012) komplett recyclebar. Wegweisend – auch in der Fortsetzung zum o.g. Effizienzhaus – ist bei B10 die vom Start-Up alphaEOS entwickelte intelligente Gebäudetechnik: Eine intelligente Software regelt den Energieeinsatz und sorgt für dessen optimale Nutzung.
Das Ganze ist ein Forschungsprojekt, darum erübrigen sich Kommentare zu Größe, Optik, Kosten und auch Standort. Geplant ist das Konzept ohnehin nicht als Einfamilienhaus-Solitär – vier- bis fünfgeschossige Aktivhäuser sind schon durchdacht. Und das nicht nur auf Deutschland bezogen, Sobek denkt global: Die Regierungen von Argentinien und der Türkei stehen in Kontakt mit dem Planer, auch chinesische Unternehmen haben großes Interesse bekundet. In den nächsten drei Jahren – so lange wird das bislang gesammelte Geld reichen – wird B10 einem intensiven Monitoring unterzogen. In einigen Wochen wird ein Start-Up-Unternehmen einziehen, das den Quader für ein Jahr als Büro nutzt. Anschließend ist eine einjährige Wohnnutzung vorgesehen. In den Zwischenzeiten steht B10 der Öffentlichkeit zur Verfügung, bevor es rückstandsfrei demontiert den Stuttgarter Killesberg wieder der „alten“ Moderne überlässt. SG
In der DBZ 09|2014 wird das Projekt ausführlich in der Rubrik „Energie Spezial“ vorgestellt.