Häuser drucken
Was wie eine Utopie klingt, wird in Frankreich und den Niederlanden bereits Realität: In wenigen Tagen fertigen überdimensionale Drucker ganze Häuser im 3D-Druckverfahren. Die Häuser sollen schnell beziehbaren, sozialen Wohnraum schaffen.
Der 3D-Druck könnte nicht nur eine Revolution für Produktionsprozesse bedeuten, sondern auch im Kontext von Umweltschutz und humanitärer Hilfe ein großes Potential entfalten. Gerade nach einer Umweltkatastrophe (Erdrutsch, Tornado etc.) könnten innerhalb von wenigen Tagen Unterkünfte geschaffen werden.
Geschwindigkeit, Genauigkeit und Erschwinglichkeit sind die drei zentralen Faktoren der wachsenden Technologie, die zum 3D-Druck von Wänden, Böden, Dächern, Platten und anderen Strukturelemente verwendet werden kann.
Die Verwendung von 3D-Beton reduziere die Bauabfälle um 30 – 60 %, die Produktionszeit um 50 – 70 % und die Arbeitskosten würden um 50 – 80 % geringer ausfallen, so die Meinung von verschiedenen Experten. Diese drei Vorteile werden das Interesse an der 3D-Drucktechnologie im Betonbau steigen lassen.
Innerhalb von nur 24 Stunden hat ein 3D-Roboter in Russland ein ganzes Haus ausgedruckt. Selbst inklusive technischem Ausbau sind die Kosten vergleichsweise sehr niedrig:
Inklusive aller Ausbauten – Türen, Fens-ter, Fassade und technischer Ausstattung – kostete das Haus am Ende gerade mal etwas mehr als 10 000 Dollar (umgerechnet rund 9 500 €), wie die Firma auf ihrer Webseite vorrechnet. Während deutsche Baufirmen für diese Summe also gerade mal 4 m² herstellen können, baut Apis Cor für das gleiche Geld ein ganzes Haus zu einem Quadratmeterpreis von 260 €.
Ist das nun das Ende der Bauindustrie? Nein. Zwar leisten solche Firmen einen riesigen Schritt in Richtung Industrie 4.0 — ganz ohne menschliches Geschick funktioniert es aber doch nicht.
Aber wie soll man sich den Druck eines Hauses eigentlich vorstellen?
Im Falle dieses Projekts wird ein 11 x 5 x 3 m großer 3D-Betondrucker verwendet, der auf den ersten Blick an einen Laufkran erinnert. Auf zwei Schienen wird ein Stahldoppelbalken hin und her bewegt. Dort befindet sich auch die Haltevorrichtung für den Druckkopf. Über einen Schlauch wird zähflüssiger Beton dann Schicht für Schicht aufgetragen. Dabei können alle notwendigen Öffnungen und Hohlräume in den Wänden sowie Sensoren für Sicherheitseinrichtungen schon beim Druck erzeugt werden, was den Bauprozess massiv beschleunigt.
Daraus entstehen innerhalb weniger Stunden Wände, die dann sofort ausgebaut werden können. Das unterscheidet diese Bauweise von anderen 3D-Techniken, die bereits im Einsatz sind.
Denn bisher drucken die Hersteller einzelne Module aus, die dann transportiert und vor Ort zusammengesetzt werden. Häufig sind dabei noch Anpassungen im Zuschnitt notwendig. Hier jedoch kommt der Apis Cor-Roboter auf die Baustelle und errichtet sofort ein fertiges Gebäude. Der Rohbau dauert 24 Stunden und kostet rund 4 000 Dollar, der Ausbau weitere 6 000 Dollar.
Wann das erste 3D-Drucker Haus in Deutschland entsteht, ist bisher noch nicht abzusehen, denn in Deutschland gelten strenge Vorschriften für den Häuserbau. Bevor der erste Mörtel angerührt wird, muss der Bau geprüft und genehmigt werden. Das Haus muss energiesparend und sicher sein und dabei einen ganzen Katalog an Normen erfüllen. Keine optimalen Voraussetzungen also für neue Verfahren.
Hinzu kommt, dass auf viele Verfahren des Häuserdrucks bereits Patente angemeldet sind. Nutzt eine andere Firma diese Verfahren, gibt es Ärger. Und: Mit den deutschen Herstellern von Fertighäusern trifft der 3D-Druck hierzulande ohnehin auf harte Konkurrenz.