Es gab genau 10 Hefte, genauer gesagt „Architekturtelegramme“ der britischen Architektengruppe Archigram, die zwischen 1961 und 1972 in London erschienen waren. Und die damals bis heute noch ihre bilder- und sprachmächtige Wirkung entfalten. Begriffe wie Instant City, Plug-In-City, Living Pod, Self-Structuring-System, Computer- und natürlich die Walking-City machten die Gruppe bekannt und als Symbole für futuristische Ansätze im Entwurf und der Realisierung von Lebensräumen ganz allgemein auch international berühmt. Dass man bei den „Archigram Boys“ – so Micheal Sorkin in seiner Einleitung des hier vorliegenden „The Book“ so auffallend oft schreibt – immer auch Popstars vor Augen hat, ist nicht bloß ihrem Auftreten, ihrer Präsenz im gerade erst sich öffnenden Architekturdiskurs zu verdanken.
Womit wir bei „The Book“ sind, das nun mit seinem Überformat schwergewichtig auf dem Tisch liegt. Etwa die Größe der zehn Hefte aufnehmend, vereinigt das Buch deren sämtliche Inhalte. Mal faksimiliert, mal in Teilen kopiert, dann wieder in transkribierter (Text)Form auf die Querformate der Seiten gebracht, können wir jetzt in die Wunderkiste schauen, die antiquarisch zu erwerben zumindest sehr kostspielig, in Gänze aber sicher unmöglich ist. Hier haben wir eine auf Papier kaum gebändigte Flut von Visionen und Projektvorschlägen für eine möglicherweise andere Zukunft. Auf die wir alle – fast alle – bis heute warten. Mit Register. Be. K.
Archigram. The Book. Hrsg. v. Dennis Crompton mit Beiträgen u. mit Texten von Warren Chalk, Peter Cook, Ron Herron, David Greene, Michael Webb, Reyner Bahnham, Martin Pawley und Michael Sorkin. Park Books, Zürich 2018,
300 S., 396 Farb- und 216 swAbb.,
125 €, ISBN 978-3-03860-098-5