Konferenz zur Schönheit der
Stadt in Düsseldorf

„Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt“ heißt die Veranstaltungsreihe, zu welcher das Deutsche Institut für Stadtbaukunst jährlich einlädt. So auch am 14. und 15. März 2013 nach Düsseldorf, wo zum vierten Mal Mitglieder einer illustren Architekten- und Stadtplanerriege zusammen saßen, um sich Gedanken zu machen über die schöne Stadt und was ihr Wesen sei. Unter den vom Veranstalter so genannten „Diskutanten“, deren Rede und Gegenrede von Wolfgang Sonne, Christoph Mäckler und anderen moderiert wurde, waren Harald Boden-schatz, Klaus Theo Brenner, Kaspar Kraemer, Rob Krier, Vittorio Magnago Lampugnani, Werner Oechslin, Ivan Reimann, Christoph Sattler und Hans Stimmann.

Thema der zweitägigen Konferenz war „Die normale Stadt und ihre Häuser“ und das „Normale“ wurde, um auch dieses vorweg zu nehmen, höchstens am Rande diskutiert.

Der erste Tag der Konferenz war ein wenig planlos, am zweiten Tag entwickelte sich im Anschluss an den abschließenden Beitrag Jörn Walters, Oberbaudirektor der Stadt Hamburg, eine längere Diskussion um Sinn und vor allem Unsinn einer Baunutzungsordnung. Das Ende der Diskussion gipfelte darin, dass Jörn Walter feststellte, dass „zeitgenössische Stadtplanung gegen das Gesetz“ sei und die von ihm mitverantwortete wie durchaus befürwortete Wohnbebauung in der Hafencity eigentlich gar nicht zulässig sei. Dann kam noch die Frage auf, ob der Bürger die für jede Urbanität so unverzichtbar gehaltene hohe Dichte wolle? Nein, der wolle das nicht, so die Stadtbaurätin der Stadt München, Elisabeth Merk. Jedenfalls nicht der Münchner Bürger. Wolle er doch, so Dieter Bartezko von der FAZ, jedenfalls der Frankfurter Bürger.

Sie lesen, die Streitfragen waren nicht die neuesten, und wer glaubte, er hätte seinen Standpunkt wasserfest gemacht, sah ihn gleich schon aufgeweicht durch den Sitzungs­saal nach draußen treiben, dem Vater Rhein zu. Dass es sich Christoph Mäckler am Ende der Veranstaltung nicht verkneifen konnte, den beim Deutschen Institut für Stadtbaukunst so häufig wie hilflos wirkenden Propaganda-Kniff der Kontrastierung anzuwenden – hier Häßlichkeit (immer heute), dort Schönheit (meist gestern) – könnte man einer gewissen Frustration zuschreiben, die in einer Fotoausstellung nebenan ihren traurigen Höhepunkt erreicht. Dort warteten zehn Bilderpaare, die zehn Plätze in Deutschland in der Zeit 1950 und heute zeigen. Dass hier die Bilder von heute einen wesentlich unsympathischeren Gesichtsausdruck präsentierten, war leider zu erwarten, das Tendenziöse der Ausstellung wie der Veranstaltung insgesamt ist allen Beteiligten ganz sicher bewusst. Frage: Kann aber auf diesem Hintergrund etwas Neues gedacht werden, das uns aus der Misere des deutschen Städtebaus hinausführt? Wohl eher nicht.

Auf der nächsten Veranstaltung, deren Diskutanten man nicht mehr nach ihrem Namen, sondern ihrer Kompetenz und ihrem Alter auswählen sollte (jüngere!), muss man einmal wieder die alten Fragen ins Zentrum stellen: Wer die Besitzer der Stadt und wer die Eigentümer sind, wie wir hierarchische Verkehrsmodelle umkehren können, wie wir Wohnraum für alle schaffen können ohne der voranschreitenden Gentrifizierung Vorschub zu leisten, wie wir Verbräuche reduzieren (Energie, Materialien, Flächen etc.), wie wir die Verwalter unserer Besitzstände dazu anleiten können, Bodenbevorratung nachhaltig und demokratisch zu organisieren etc.? Oder wie wir es schaffen, das Allgegenwärtige der Städte als Erbe zu akzeptieren, mit dem wir klug und ohne Tabula rasa oder Facelifting umzugehen haben? Denn wer geschichtsvergessen Gegenwart aus der Vergangenheit generiert, weil Gegenwart unerträglich erscheint, verrät doch all diejenigen, die damals schon unter der guten alten Zeit litten und sie reformierten, modernisierten, weiterdachten. Die normale Stadt ist das tagtägliche Gegenwärtige. Das kann schön sein oder häßlich, so ist das Leben. Soziale Ungleichheit gehört auch zum Leben dazu, aber gegen die müssen wir ankämpfen. Be. K.

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