Kollhoffkollektiv

Jetzt liegt er also vor, der zweite und wohl abschließende Band über die Architekturlehre von Hans Kollhoff an der ETH Zürich. Nach dem ersten Band aus dem Jahre 2004 (ebenfalls bei Niggli, mit Arbeiten ab 1987 bis 2003) nun derjenige, der den Überblick über die Arbeiten am Lehrstuhl zu seinem Ende führt. Beide Bände werden von ehemaligen Assistenten Kollhoffs thematisch eingeleitet, in beiden gibt Kollhoff ein Statement ab; im ersten Band vorne, im zweiten den Band abschließend.

Diese Klammer fasst zwischen sich die Arbeiten der wohl Besten der Jahrgänge, die Kollhoff ein Vierteljahrhundert leitete und begleitete. Hier finden sich Vorübungen und Diplomarbeiten, und bei manchen kommt einem der Verdacht, der Lehrer selbst hätte hier später dann für eigene Projekte und Realisierungen abgeschrieben; oder hat er in all den Jahren allein seine Ideen von dem verfeinert, was Architektur ist? Sein sollte?

Aber noch einmal die Klammer, Kollhoffs Vor- wie Nachworte. Beide sind, formvollendet formuliert, eine Abrechnung mit den bestehenden Umständen, damals die Moderne, heute der Konsumkapitalismus. Doch während der Ton im Jahr 2004 noch voller Schärfe und Angriffslust ist, mischt sich in den Text aus diesem Jahr, das mit der Emeritierung auch einen Abschied bedeutet, so etwas wie Resignation. Blickte Kollhoff 2004 noch sehnsuchtsvoll auf die Piedestale von ­Palladios San Giorgio Maggiore im Abendlicht, ein Motiv, das wie ein Epitaph dem ersten Band vorangestellt wird, bleibt das Ende im zweiten Band ohne Foto. Das zu imaginierend Bild jedoch, das der Prof. em. vor Augen hat, ist die „Verslummung unseres Kontinents“, der das Opfer eines „Konsumkapitalismus amerikanischer Provenienz“ geworden ist.

Schaut man auf die in den Anhängen versammelten Namen der­jenigen ArchitektInnen, die durch Kollhoffs Schule gegangen sind, könnte ein solcher Kulturpessimissmus fast bange machen; zumal dann, wenn der aus einem Ressentiment gegenüber dem stammt, was der Lehrende selbst als den Motor menschlichen Schaffens bezeichnet: das Kollektiv, wir alle also. Mit Blick darauf kann man nur sagen, man müsse die beiden hervorragend gestalteten und verarbeiteten Bände lesen. Um vorbereitet zu sein, um zu verstehen, um Argumente zu haben gegen den Rückzug ins Elfenbeingehäuse. Be. K.

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