Kö-Bogen II, Düsseldorf: Es grünt im „Ingenhoven-Tal“
Wie wohl kaum ein anderes deutsches Architekturbüro trägt Ingenhoven Architekten die Fahne der grünen Architektur vor sich her, schon immer und durchaus offensiv. Alles begann mit dem 1997 realisierten RWE-Tower in Essen, dessen Etikett „Erstes ökologisch orientiertes Hochhaus“ den Ausgangspunkt für viele weitere Projekte markierte, die ebenfalls das Nachhaltige, das Umweltfreundliche in der Architektur umsetzen sollten. Meist Hightec-Lösungen, die allerdings anderen Büros Orientierungspunkte lieferten, wie man grüne Architektur noch besser umsetzen könnte.
Nun endlich, so will es scheinen, ist Ingenhoven Architekten mitten im Grünen angekommen: Mit seinen rund 8 km Hainbuchenhecken auf der Gebäudehülle ist das demnächst fertiggestellte Gewerbe- und Bürogebäude Kö-Bogen II ein analog grüner Bau. Außen jedenfalls, wenn der Blick auf „Europas größte grüne Fassade“ (Ingenhoven Architekten) geht, auf über 30 000 Pflanzen. Das Ensemble markiert den Abschluss eines umfangreichen Stadtumbauprojekts im Herzen von Düsseldorf, an dem Ingenhoven Architekten maßgeblich beteiligt ist (so auch an der aktuellen Sanierung des Schauspielhauses).
Der Kö-Bogen II soll, so das Düsseldorfer Büro, „eine Abkehr vom Automobilzeitalter und eine Hinwendung zur menschenorientierten Planung“ darstellen. Ersteres meint auch den Abriss des diesen Innenstadtteil jahrzehntelang dominieren „Tausendfüsslers“, einer Hochstraße aus den späten 1960er-Jahren, deren Denkmalstatus offenbar nicht ausreichend schützend war. Die menschenorientierte Planung erzeugt Plätze für Fußgänger, Straßenräume werden wieder begrünt: „Der Stadt so viel Grün wie möglich zurückzugeben“ sei die Aufgabe der Architekten. In der Einkaufsstadt Düsseldorf heisst das auch, den Verkehr unter die Straße zu legen. Das Parkhaus Kö-Bogen ist – trotz hoher Preise – gut ausgelastet, die Autos sind oberirdisch nur auf den Zufahrtsstraßen zu sehen und zu hören.
Das Grün verbessere das Mikroklima der Stadt – es schütze, so das Büro, im Sommer vor Sonnenstrahlen und reduziere die städtische Wärme. Es binde CO2, speichere Feuchtigkeit, dämpfe Lärm und fördere die biologische Vielfalt. Der ökologische Nutzen der begrünten Fassade entspräche dem von ca. 80 ausgewachsenen Laubbäumen. Wir werden uns dieses Projekt in der September-Ausgabe der DBZ genauer anschauen und mit den Fachplanern darüber sprechen, ob Aufwand und Nutzen in einem ökonomisch/ökologischen Gleichgewicht sind. Zumindest das aber kann man sagen: Mit der Fertigstellung des Kö-Bogen II hat Ingenhoven Architekten wieder einmal eine Vorlage in Sachen Nachhaltigkeit geliefert. Wie wir damit umzugehen haben, können wir am vorhandenen Objekt studieren. Be. K.