Der Kuppelrohbau steht

Irgendwann ging es ganz schnell: die rekonstruierte Kuppel auf dem Humboldt-Forum Schloss ist mit dabei. Ein anonymer Großspender hat das nötige Geld für den größten Teil einer historisch anmutenden Kuppel versprochen; 5 bis 7 Mio. € sollen es sein. Zur Erinnerung: Die Schlossreplika kann nur dann historisch aussehen, wenn für die äußere Hülle der inneren Hülle genügend privates Geld eingesammelt wird. 80 Mio. € waren das von Anfang an, 105 Mio. € wurden es dann irgendwann. Weil nun die Kuppel sowie drei Innenseiten des Schlüterhofes einen historischen Anstrich erhalten.

Rund 25 m hoch ragt die noch nackte Stahlkonstruktion mit Unterbau oberhalb der Dachfläche in den Himmel. Mit dem 35 m hohen Westflügel ist der Schlossnachbau dann fast 2 m höher als das Parlament mit Kuppel. Hier sollte – höhentechnisch – nachgebessert werden.

24 m im Durchmesser weit ist der Tambour aus Ortbeton, auf dem 24 Stahlrippen sich in etwa 60 m Höhe über einen Stahlring zusammenschließen. Der Ring, auf dem später die Laterne den Kuppelabschluss bilden wird, hat einen Durchmesser von 5 m.

Dass das Schloss überhaupt eine Kuppel bekommt, war bis vor etwa zwei Jahren nicht sicher. Um Kosten zu sparen, wurde überlegt, dass man den Barockbau auch ohne Kuppel wiederaufbauen könne, schließlich sei das historische Bauwerk bis 1851 auch nicht von einer Kuppel gekrönt gewesen. Eosander hatte stattdessen an dieser Stelle massive Fundamente für einen Turmaufbau vorgesehen, welche die Kollegen Stüler und Schadow umfangreich abbrechen ließen, um die Kuppel mit innenliegender Kapelle auf dem wuchtigen Portal III errichten zu können.

Gekrönt wird der Kuppelnachbau, der sich in Zukunft nicht über einem sakralen Ort, sondern einem Ausstellungsraum wölben wird, von der Laterne, für die der Bildhauer Schadow acht vergoldete Cherubim in einen Kreis stellte, die eine kleine Kuppel aus Palmenblättern tragen. Das – für einen König und Kaiser von Gottes Gnaden – wichtige Kruzifix ganz oben möchte Inga Maren Otto gerne zahlen, Witwe des 2011 verstorbenen Versandhauskönigs Werner Otto. Das Kreuz soll rund 1 Mio. € kosten.

Ob die Kuppel wie ihr Original zweischalig ausgeführt wird oder den Anforderungen heutiger EnEVs entsprechend einschalig mit Dämmung? Wohl letzteres, dann mit Kupfer gedeckt. Ob voroxidiert grün oder kupferbraun? Wir werden es sehen. Be. K.

x

Thematisch passende Artikel:

Schlosskuppel entsteht mit Laterne in (fast) alter Pracht

Nichtgenannte "überaus großzügige" Einzelspender machen das möglich: rekonstruierte Kuppel mit Laterne und vergoldetem Kreuz

Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss: „Die Kuppel ist im wahrsten Sinne des Wortes der krönende Abschluss für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Wir sind...

mehr
Ausgabe 09/2019

Humboldt Forum im Berliner Schloss nun doch nicht im Rahmen

In Berlin zu bauen, Großes zu bauen, ist ein Risiko. Ein Kostenrisiko allemal. Kaum ein (öffentlicher) Bau, der nicht verspätet und/oder mit deutlich höheren Kosten dem Publikum übergeben wurde....

mehr

Schluss mit Schloss

Warum das Berliner Schloss im Augenblick ziemlich nackt aussieht; und wo man sich noch eine originale Schlosstapete kaufen könnte

Das Schloss kommt, leider möchte man sagen, und es schwingt neben allem Ärger über den Trotz, mit welchem hier ein unsinniges, ja völlig blödes Gebäude in die Welt gedrückt wird, auch ein wenig...

mehr
Ausgabe 07/08/2020

Das Kreuz mit dem Schloss in Berlin

„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im...

mehr
Ausgabe 05/2015

Ich bin ein Berliner! Baustellenbesuch mit Franco Stella www.humboldt-forum.de, berliner-schloss.de

Alle – oder schreiben wir mal fast alle – sind sich einig: Das Schloss in Berlin wird. Und zwar im Kostenrahmen, im Zeitrahmen und im Rahmen eines Konsensus, der als demokratisch legitimiert...

mehr