CERAMICS IN ARCHITECTURE

„CERAMICS IN ARCHITECTURE“, das waren zwei Veranstaltungen, die zusammen mit dem italienischen Außenhandels-Institut ICE, Edi.Cer.Spa und dem italienischen Unternehmerverband Confindustria Ceramica sowie mit dem Bauverlag, hier der Redaktion DBZ Deutsche BauZeitschrift, im November in Hamburg (22.11.2016) und in München (24.11.2016) stattfanden. Unter dem Motto: „CERAMICS IN ARCHITECTURE – Von Architekten. Für Architekten“ waren etwa 100 Architekten sowohl nach Hamburg als auch nach München der Einladung gefolgt, um sich im besonderen Ambiente über Innovationen der italienischen Fliesenhersteller zu informieren.

Fliesen aus Italien sind aufgrund ihrer technischen Qualitäten, der Produkt- und Designvielfalt europaweit führend. Viele italienische Fliesenhersteller exportieren ihre Produktlinien vor allem nach Deutschland. In 2015 wurden italienische Fliesen für einen Gesamtwert von 363 Mio. € auf den deutschen Markt geliefert, 4,3 % mehr als 2014. Italien war somit auch im Jahr 2015 wieder Deutschlands wichtigster Importpartner von Keramikfliesen. „Ceramics of Italy“ steht für die besondere italienische Qualität und das ganz eigene italienische Design und soll als Marke den traditionell guten Ruf der italienischen Keramik sichern und mit diversen Aktivitäten die Industrie auf den internationalen Märkten unterstützen.

Ein Teil der „Ceramics of Italy“, nämlich 17 italienische Fliesenhersteller wie Altaeco, Atlas Concorde, Century, Ceramica Panaria, Cerdisa, Cotto d’Este, Edimax, Fap, Gruppo Romani, Laminam, Lea, Meipa, Marazzi, Monocibec, Refin, Rondine sowie Settecento und Sichenia präsentierten sich auf den beiden Veranstaltungen im Norden und Süden der Republik mit ihrem Fliesenangebot. Im Trend liegen die Kollektionen für Wand- und Bodengestaltung in Holz- oder Stein- beziehungsweise Betonoptik in den verschiedensten Dekoren, Farben und Formaten. Ob matt oder glänzend, mit oder ohne Relief, fast alles ist dank 3-Druck applizierbar und möglich.

Die Formate im Bodenbereich entwickeln sich hin zu großformatigen Fliesen in den Abmessung 60 x 60 cm, 60 x 120 cm, 120 x 120 cm, 75 x 75 cm, 75 x 150 cm bis zu 120 x 240 cm in den Dicken von circa 5 bis
7 mm. Natürlich bleibt das Angebot der kleinformatigen Fliesen bis hin zu Mosaiken nach wie vor gefragt, der Trend zur großflächigeren Einheit zeigt aber insgesamt die gestalterischen Spielräume für kreative Gestaltungen und aktuelle Designs für die Wand und den Boden.

In Ergänzung zu dem Angebot der Fliesenhersteller hatte der Bauverlag zwei international aktive Büros – das Studio Libeskind, Zürich, und das Studio Archea Associati, Florenz – eingeladen. Die berichteten in ihren Werkberichten über Projekte, bei denen sie – unter anderem in der Fassade – mit Fliesen arbeiteten. Unter der Moderation von Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der DBZ, und Clemens Kusch, deutsch-italienischer Architekt aus Florenz, präsentierten Dipl.-Ing. Jochen Klein, Büroleiter Studio Libeskind, Zürich, und Prof. Arch. Marco Casamonti, Archea Associati, Florenz, ihre vielgestaltige und spannende Architektur.

Daniel Libeskind will bei seinen Projek­ten immer modellieren, städtebaulich bereichern und dem Quartier etwas Besonderes geben, aber auch – wie bei der Wohnbebauung „Sapphire“ in Berlin Mitte – dem täglichen Leben einen Raum geben, der auf die vielen individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Träume der Menschen eingeht. Jochen Klein, Büroleiter bei Libeskind, präsentierte die Philosophie zu der Planung des Gebäudes mit 73 Wohnungen, die alle individuell und mit dem unverkennbaren Signet von Daniel Libeskind gestaltet sind. In Asymmetrien und dem immer wieder überwundenen rechten Winkel entfaltet das Gebäude ungewohnte Sichtachsen und Blickbezüge. Die Fassade wurde mit keramischen Fliesen verkleidet, die mit Hilfe eines Agraffensystems befestigt wurden. Das dreidimensionale Titan-Fliesendesign wurde von Libeskind selbst entworfen und findet sich auch im Inneren der Wohnungen wieder. (www.libeskind.com).

Clemens Kusch moderierte und führte den Dialog mit Prof. Marco Casamonti vom Studio Archea Associati, der in seinem Werkbericht Einblick darüber gab, wie er seine Architektur mit Keramik gestaltet. Besonders deutlich wurde, dass der qualitative Anspruch des Architekten an die Herstellung und Verwendung der Keramik in einem gemeinsamen Prozess Ausdruck findet, also immer darauf ausgerichtet ist, etwas gemeinsam mit den Handwerkern zu entwickeln. Beispiele dafür sind unter anderem die Kirche der Misericordia in Terranuova Bracciolini (Arezzo), für deren Fassade der „Esagona“-Ziegel entwickelt wurde. Er ist dreidimensional ausgebildet mit einem glasierten Terrakotta-Effekt. Ein weiteres spannendes Projekt ist das Antinori Weingut in der Nähe von Florenz, das weitgehend unterirdisch in die Landschaft eingebettet wurde. Dieses Projekt zählte bei dem Mies van der Rohe Preis 2015 zu den Finalisten (www.archea.it).

Weitere Informationen zu italienischen Fliesen unter den oben genannten Adressen. BF

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