Akropolis in Kiew: verschenkt
Man wolle den Entwurf – Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs mit dem schön langen Namen „National Memorial to the Heavenly Hundred Heroes and Revolution of Dignity Museum in Kiew“ – der ukrainischen Bevölkerung schenken. So kann man auf der Website des Berliner Büros Kleihues+Kleihues lesen. Den Wettbewerb in mehreren Stufen hatten die Berliner bereits 2018 gewonnen, u. a. gegen CoopHimmelb(l)au oder Lina Ghotmeh Architecture, Paris (3. Platz). Danach schien es nicht recht voran zu gehen. Unerfahrenheit mit Projekten dieser Größe und das internationale Niveau verhinderten in Kiew offenbar den Baustart. Vielleicht auch wegen der erstaunlich niedrig angesetzten Kosten von 30 Mio. €?!
Das Museum soll an die mehr als 100 Menschen erinnern, die 2014 mit vielen anderen auf dem Maidan Kiews für mehr Freiheiten und eine deutlichere Annäherung der Ukraine an den Westen demonstrierten und dabei von Polizei und paramilitärischen Einheiten erschossen wurden. Der Entwurf des Berliner Büros knüpft ganz unverholen an Bilder an, die wir mit der Akropolis verbinden, eines der Symbole europäischen Demokratieverständnisses. Dass das Museum hier auf einem Sockel positioniert in den Stadtraum hineinragt, möchte den Ansturm der Demonstranten auf die Höhen der Macht symbolisieren.
Dass Kleihues+Kleihues ihr Urheberrecht verschenken, ist wohl einem Pathos geschuldet, das sich aus einer Stimmung entwickelt, die zwischen „Signal setzen“ und Pragmatismus schwingt. Aber: Urheberrechte sind nicht übertragbar; allein Nutzungsrechte können eingeräumt werden. Kleihues+Kleihues gibt damit die Planungsverantwortung aus der Hand, hofft aber, bei gestalterischen Umplanungen gefragt zu werden. Ob damit die Realisierung des Museumsbaus beschleunigt, zumindest angeschoben wird? Wir bleiben dran. Be. K.