Ingo Maurer

Lichtgestalter Ingo Maurer verstorben

Im Oktober ist Ingo Maurer im Alter von 87 Jahren in München im Kreis seiner Familie verstorben.

Wer kennt sie nicht, die Leuchten, ja oft eher Lichtobjekte, die Ingo Maurer in Laufe einiger Jahrzehnte mit seinem Team erdacht und realisiert hat. Sie sind Ausdruck seiner Haltung gegenüber technischen Entwicklungen und der Möglichkeiten damit scheinbar spielerisch eine Form zu finden, die oft mit einem ironischen Augenzwinkern verbunden war. Neugier und Offenheit gegenüber technischen Entwicklungen, kritische Auseinandersetzung und die Umsetzung in teils poetische, künstlerische Objekte haben seine Entwürfe gekennzeichnet.

So finden sich seine Entwürfe in den Sammlungen der wichtigsten Museen der Welt wieder, darunter im Museum of Modern Art in New York. Zu den bekanntesten Entwürfen des 1932 geborenen Maurer gehören sein Erstlingswerk „Bulb“ (1966), das Niedervolt-Halogen-System „YaYaHo“ (1984, Ingo Maurer und Team), die geflügelte Glühbirne „Lucellino“ (1992), die Pendelleuchte „Zettel’z“ (1997), „One From The Heart“ (1989) und „Porca Miseria!“ (1994).

Sein offener Geist führte ihn schon früh ins Ausland. Geboren auf der Insel Reichenau am Bodensee ging er nach einer Lehre als Schriftsetzer und einem Studium der Gebrauchsgraphik 1960 in die USA. Bis 1963 war er dort als freier Grafiker tätig. Nach seiner Rückkehr nach München war er viel in Japan, Brasilien und anderen Ländern unterwegs – immer wieder auch in den USA. Seit über 40 Jahren lebte er zudem in New York. Zu der pulsierenden Metropole hatte er seit den sechziger Jahren ein ganz besonderes Verhältnis. „Zuhause? Zuhause ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühle und der mich inspiriert. Das kann in New York, Paris, Tokio, Sao Paulo oder auch in München sein“, betonte er gerne. „Zuhause bin ich, wenn ich bei guten Freunden bin. Ich brauche die Provokation. Das gibt mir Kraft, um kreativ sein zu können.“

Gemeinsam mit seinen langjährigen Mitarbeitern entwickelte er in der Designerei in München-Schwabing ikonenhafte Leuchten an der Schnittstelle zwischen Gebrauchs- und Kunstobjekt. Die besondere Mischung aus Poesie und Technologie, pointiert mit einem ironischen Augenzwinkern ist ein Merkmal, welches das Design Ingo Maurers auszeichnet. Entwicklungsprozesse verlaufen spielerisch, unkonventionell, immer auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Lösung.

Kleinste Details werden durchdacht und am Modell diskutiert. Im Ergebnis galt es, die besondere Lösung zu finden, die gleich einer spontanen Skizze durch ihre Leichtigkeit besticht und den Menschen berührt. Nicht selten werden Nutzer gleich beim Aufbau der Leuchte einbezogen und wie bei „Zettel’z“ (1997) dazu eingeladen, die Leuchte mit zu gestalten. „Zuerst entsteht in meinem Kopf die Idee von einem Objekt – wie ein Traumgebilde. Erst im nächsten Schritt suche ich gemeinsam mit meinem Team nach Wegen für die Realisierung.“ Manchmal dauert es Jahrzehnte, bis die technischen Entwicklungen unsere Vorstellung möglich machen“, beschrieb er den kreativen Prozess. Um diese Vision kompromisslos umsetzen zu können, beschloss Ingo Maurer bereits 1966, selbst zu produzieren, so dass auch die Herstellung kleiner Serien möglich ist. Noch heute werden alle Leuchten in München gefertigt.

Mit Gestaltungsaufträgen im privaten wie öffentlichen Bereich setzte er international Zeichen. Die Beleuchtung der U-Bahn-Stationen "Westfriedhof" (1998) und "Münchner Freiheit" (2009) in München sowie das Pendel "Flying to Peace" für die Messe Frankfurt (2018) sind nur einige Highlights einer langen Liste an Auftragsarbeiten. 2018 schloss er eines seiner facettenreichsten Projekte ab – ein Gesamtkonzept für das Weingut Tsinandali in Georgien. Seit dem 19. Oktober erstrahlt das Residenztheater München in neuem Licht, mit der „Silver Cloud“ hat der Lichtkünstler ein weiteres ikonisches Werk erschaffen.

Die Familie und die Mitarbeiter der Ingo Maurer GmbH nehmen Abschied von einem besonderen Menschen, der sie inspiriert, gefordert und immer wieder überrascht hat. Ingo Maurer schrieb über 50 Jahre Lichtgeschichte.

www.ingo-maurer.com

„Silver Cloud“ im Münchener Residenztheater

Im Rahmen der Lichtwoche München können die Projekt- und Designstudios bei einer Führung besichtigt werden.

Ab 15.11.2019 bis 18.10.2020 in Die Neue Sammlung – The Design Museum (Staatliches Museum für angewandte Kunst) die Ausstellung „Ingo Maurer intim. Design or what?“


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