Digitale Schnittstellen in der Planung, Fertigung und Ausführung

osd statements02 + Interview

Das Bauwesen wird zunehmend digitaler! Was für Auswirkungen hat das auf die Planung, Fertigung und Ausführung? Die Veranstaltung osd statements02 "digital interfaces" versuchte Antworten zu geben.

Die osd statements02 fanden zum zweiten Mal im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt statt. Dieses Mal war der Titel der Veranstaltung „digitale interfaces“. Die eingeladenen Referenten warfen einen Blick auf digitale Schnittstellen in der Planung, Fertigung und Ausführung des Bauwesens.

Während Klaus Ringsleben das Großprojektmanagement erklärte und wie sich digitale Prozesse auf eine sichere Planung auswirken, stelle Stephanie Lorey von wörner traxler richter den Mehrwert von BIM vor. Fabian Schmid von seele berichtete wie digitale Schnittstellen in die Fertigung Einzug halten. Norman Hack zeigte auf, wie sich digitale Konstruktionen in Deutschland an der TU Braunschweig weiterentwickeln. Und Max Juraschek zeigte den Teilnehmern die Fabrik der Zukunft. Die Digitalisierung des Bauwesens ist in verschiedenen Facetten anzutreffen. BIM ist dabei ein Teil der Digitalisierung der Planung. Ein Baustein der digitalen Planung, den es zu vermitteln gilt.  

Deswegen haben wir uns während der Veranstaltung, die vom Ingenierbüro osd – office für sturcture and design veranstaltet werden, mit Stephanie Lorey unterhalten. Wir wollten wissen, welchen Mehrwert BIM für wörner traxler richter hat. Sie ist Architektin und Mitglied der Geschäftsleitung der wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh und dort verantwortlich für die Digitalisierung der Planung.

DBZ: Wann hat wörner traxler richter angefangen mit BIM zu planen?

Stephanie Lorey: Das ist schwierig zu definieren. Denn es gab Dinge, die man heute unter dem Begriff BIM subsumieren würde, die man damals nicht so benannt hat.

Beschreiben Sie das mal?

Zum Beispiel die Kopplung eines Raummodells mit einer bidirektional angebundenen Datenbank. Mit Hilfe der Datenbank können von allen an der Planung Beteiligten Daten erhoben und in das Raummodell übergeben werden. Das sogenannte IFC-Modell dient beispielsweise als Grundlage für TGA-Simulationen. Diese Arbeitsweise haben wir bei uns im Büro etabliert, als noch keiner über BIM gesprochen hat.

Wie haben Sie denn Ihre Mitarbeiter von BIM überzeugen können? Wenn diese Arbeitsmethode schon im Büro eingeführt war, stelle ich mir das recht einfach vor.

Neue Arbeitsweisen bedeuten Veränderung. Diese Veränderung kann nur glücken, wenn alle mitziehen. Wir bemühen uns stets den Mehrwert der unterschiedlichen BIM Anwendungsfälle herauszuarbeiten: Was hilft uns in unserer täglichen Arbeit? Was vereinfacht die Prozesse? Eine gewerkeübergreifende Kollisionsprüfung unterstützt beispielsweise die Koordination von hoch komplexen Gebäuden wie Krankenhäusern maßgeblich. Wenn es mir gelingt, das zu vermitteln, entsteht Begeisterung und Motivation in den Projektteams. 

Dann unterscheidet sich die Überzeugungsarbeit extern wie intern gar nicht.

Genau, es geht darum, die Beteiligten vom Mehrwert zu überzeugen bzw. diesen zu erarbeiten, ausgehend vom verfolgten Ziel.

Haben Sie eine interne Lernstruktur erarbeitet, wie Wissen weitergegeben wird?

Wir haben übergeordnet Ansprechpartner für unterschiedliche Themen. Folgerichtig gibt es in jedem Team auch einen Kollegen, der im Projekt die Verantwortung für das Thema BIM hat und in der gesamten Planungsphase als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Wenn Sie sagen, Sie müssen die Mehrwerte auch nach außen kommunizieren. Verraten Sie mir, wie überzeugen Sie Bauherrn von BIM?

In vielen unserer Projekte ist BIM eine Anforderung des Bauherren. Die Aufgabe besteht in diesen Fällen darin, gemeinsam mit dem Bauherren ein BIM Konzept abzustimmen und die operative Umsetzung der Ziele zu etablieren. Darüber hinaus gibt es natürlich auch Projekte, in denen wir BIM initiiert haben. Auch in diesen Fällen geht es um den Mehrwert, den die Planungsmethode für das Projekt haben kann.

Was hat sich in der Planung verändert?

BIM macht Planung transparenter. Es ergeben sich neue Möglichkeiten, Planung digital zu optimieren, zu überprüfen, zu quantifizieren und zu kommunizieren.

Wie haben Sie das getestet?

Die Transparenz zeigt sich täglich. Der Planungsfortschritt aller an der Planung Beteiligter ist im Modell anschaulich sichtbar. Der Zeitpunkt der benötigten Daten und Geometrien wurde im Vorfeld mit allen Planungsbeteiligten abgestimmt und kann digital nachvollzogen und dokumentiert werden.

Wie leicht konnten Sie Gewerke und andere Fachplaner finden, die mit Ihnen in BIM planen? Wie leicht konnten Sie Projektpartner finden?  

Wir erleben großes Interesse an dem Thema. Es gibt viele Unternehmen, die bereit sind, ins kalte Wasser zu springen. Viele unserer Planungspartner ergreifen die Chance, sich des Themas BIM anzunehmen. Wir freuen uns über den kollegialen Austausch und das `gemeinschaftliche Lernen´.

Und für die Vergütung ziehen Sie die HOAI zu rate.

Die HOAI ist methodenneutral. Es ist zu differenzieren, welche Leistungen bzw. BIM Anwendungsfälle innerhalb eines BIM Projektes Grundleistungen und was `Besondere´ bzw. `Zusätzliche´ Leistungen sind. Je reichhaltiger sich die Erfahrung mit BIM darstellt, desto sicherer ist man in der Kommunikation mit dem Bauherrn.

Und man hofft, dadurch das Betreiben des Gebäudes zu vereinfachen.

Planungsbegleitend wird eine Vielzahl an Daten erhoben, die auch dem Betrieb des Gebäudes dienlich sein können. Das Ziel eines durchgängigen BIM Prozesses ist es, die Datenübertragung der Planung über die Ausführung bis hin in den Betrieb zu gewährleisten. Die Daten zur Unterstützung des FM müssen idealerweise nicht zusätzlich erhoben werden.

Ist das nun schon eine „Besondere Leistung“?

Es kommt darauf an, wie gut man das argumentiert.

Kann daraus ein neues Geschäftsmodell für Architekten entstehen?

Daraus könnten sich vielfältige Geschäftsmodelle entwickeln. Ein FM-Modell und die damit verbundene Datenbank müssen gepflegt und aktualisiert werden. Diese Leistung könnte ein Architekt übernehmen in einer Art ‚Wartungsvertrag‘ nach Projektübergabe. Im Moment ergeben sich viele neue Wertschöpfungsketten für Architekten. Was sich durchsetzen wird, werden wir sehen!

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte DBZ Redakteurin Sarah Centgraf im Rahmen der osd statements02 im Deutschen Architekturmuseum.

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