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Architekturbiennale Venedig mit vagem Motto und großem Programm

Nachdem die Architekturbiennale in Venedig in den letzten Jahren von Kritikern oder Architekturhistorikern kuratiert wurde, ist Kazuyo Sejima, der Partnerin des in Tokyo stationierten Büros SANAA, einmal wieder eine Architektin mit der Impulsgebung der Architekturausstellung betraut worden. Am 22. Januar traf sich Kazuyo Sejima mit dem Präsidenten der Biennale, Paolo Baratta, sowie mit Vertretern der 54 Teilnehmerländer der 12. Ausstellung in Venedig um das diesmalige Motto bekannt zu geben. Und wer auf einen Überraschung, ein Statement oder gar eine Absage an die Traditionen und Riten der Ausstellung in Venedig gehofft hatte, wurde enttäuscht, mit „People meet in architecture” hat SANAA allen Beteiligten den Spielraum für ihre Konzeptionen gelassen, die zum Teil ganz sicher schon ausgedacht sind.

„The idea is”, so Sejima, „to help people relate to architecture, help architecture relate to people and help people relate to themselves”. Architektur soll also endlich das werden, was sie von ihrer Bestimmung eigentlich ist: massentauglich, verständlich, Bestandteil der Alltagskultur und Alltagsunkultur. Rein theoretisch ließen sich sämtliche Ausstellungsinhalte und -konzepte sämtlicher Vorgängerausstellungen unter dieses Motto stellen. In diesem Sinne sagt die Architektin deutlich: „There will be independent spaces for each architect or each theme, which means that the participants will be their own curators. In this way contributors will design their own space and make presentations that consider the experience of the visitor both physically and conceptually. It will be a series of spaces rather than a series of objects. […] Participants will include artists and engineers, and not only architects because architecture is a product of the whole society. Like society, some parts of the exhibition will be made through the collaboration of artists and architects, or architects and visitors”.

Zwei Hauptprojekte sind für die Biennale vorgesehen: die  „Architecture Saturdays” und das “Universitätsprojekt“. Die „Architecture Saturdays” werden eine Reihe von Gesprächsrunden, Performances und wöchentliche Podiumsdiskussionen bieten. Ein Höhepunkt dieser Vortrags- und Gesprächsreihe könnte werden die Einladung aller bisheriger Biennale Kuratoren seit 1975: Vittorio Gregotti (1975, 1976, 1978), Paolo Portoghesi (1980, 1982, 1992), Francesco Dal Co (1988, 1991), Hans Hollein (1996), Massimiliano Fuksas (2000), Deyan Sudjic (2002), Kurt W. Forster (2004), Richard Burdett (2006), Aaron Betsky (2008) und natürlich Kazuyo Sejima.

Das Universitätsprojekt soll die europäischen Architekturschulen näher zusammenrücken lassen in unterschiedlichen Projekten, die vor Ort, also in der Lagunenstadt zur Biennalezeit präsentiert, realisiert werden. Eingeladen werden Fakultäten der Architektur, des Ingenieurwesens, des Designs und der Kommunikation sowie der Soziologie [keine Historiker?, Be. K.]. Darüber hinaus umfasst das Ausstellungsprogramm die Nationenbeiträge in den Giardini und weitere, über den Stadtraum verteilte Ausstellungen und Veranstaltungen. Be. K.

Die Architekturbiennale Venedig beginnt am 29. August und läuft bis zum 21. November 2010. Die DBZ wird sich – wie immer – die Ausstellungen vorab für Sie ansehen.

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