Wieso zu teuer?!

Das "One Hyde Park" in London bietet seinen Käufern alles; zu einem angemessenen Preis

Sicherlich interessiert Sie es nicht, was Sie für die wohl teuerste Wohnung auf den Tisch legen müssen, die Sie sich (theoretisch) kaufen wollten. In London wäre Ihre neue Adresse, One Hyde Park, dem selbigen gegenüber, im Sommer allerdings von dicht belaubten Bäumen verdeckt. Der Architekt ist eigentlich erhaben über die Kreation solcherart Luxusimmobilien, doch offenbar hat ihn und seine Partner die 0A-Lage in seiner Heimatstadt London zu allem gereizt: Rogers Stirk Harbour + Partners übergaben Ende letzten Jahres das auch in den Außenanlagen komplettierte Appartment-Building dem Investor und seinen Kunden.

Zwischen den Nobelkaufhäusern Harrods und Harvey Nichols stehen nun vier zwölfstöckige Türme aus Glas und Stahl, die insgesamt 84 Appartments anbieten (von denen bereits 50 verkauft sein sollen … es bleiben 34!). Die Quadratmeterkosten locken Kundschaft, deren Prestige, deren internationaler Marktwert bombensichere Fassaden erforderte, Retina-Scanner im Fahrstuhl und bei der SAS ausgebildete Sicherheitsleute (die SAS ist das britische Pendant zur deutschen GSG9). Und sollten die alle versagen, bieten manche Wohneinheiten als letzten Rückzug so genannte Panic-Rooms, die Pest der zeitgenössischen Luxusarchitektur.

Es gibt vier Penthäuser mit 2700 m² Wohnfläche, andere Wohnungen verfügen lediglich über 250 m² und eignen sich eher für die Kinder der Wohlhabenden, die in London ihre Ausbildung machen. Ein läppisches Privatkino zeigt alle möglichen Filme. Wem der Hausservice (zur Zeit 60 Festangestellte) zu viel zum Speisen brachte (so aus der naheliegenden Küche des Herrn Heston Blumenthal, der kann im hauseigenen Gym, dem 21-Meter-Pool (21 m breit?), in der Sauna (gibt es die nicht in jedem Appartement), der Squash-Halle (dito) oder beim Golf-Simulator (dito) die überflüssigen Kalorien verbrauchen. Und wer sich nicht hinaustraut, um in den umliegenden flagshipstores internationaler Luxusanbieter sein Taschengeld zu lassen, der kann das in den vier hauseigenen Edelboutiquen machen.

Mancher sieht mit One Hyde Park die Hybris der letzten Jahre des Immobilienbooms beschrieben, andere, so auch der Autor dieses Beitrages, kann nur staunen. Sollten Sie sich bisher noch nicht bedenklich gestimmt fühlen ob der Fakten, hier dann doch die Spanne von einem möglichen Investment: Möchten sie ihrem Filius (oder der Filia) eine kleine Wohneinheit kaufen (ein Zimmer, Küche, Bad mit abgesenkter Marmorwanne) sollten Sie rund 6,4 Millionen € ihr Eigen nennen. Wenn es Sie zu mehr Wohnfläche reizt, sind 150 Mio. € zu zahlen; die noch teureren Penthäuser sind nicht mehr erhältlich, leider! (doch wer weiß, vielleicht warten wir noch ein paar Jahre, dann zieht der Zirkus der Luxurierten woanders hin und die Wohnungen werden 20, 30, was sage ich 50 Prozent günstiger angeboten! … 75 Mio. € gespart, was ich damit alles machen werde!) Be. K.

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