Unter vorgegrauter Schale

Gemeindezentrum, Kinderkrippe, Gotteshaus ...

In Ottobrunn wurde am 23. April das Gemeindehaus der Freien evangelischen Gemeinde München-Südost vorgestellt. Architekten: Allmann Sattler Wappner, München

Der Neubau des kirchlichen Gemeindezentrums mit angegliederter Tageseinrichtung für Kinder (zwei Gruppen für die Großtagespflege) wird auf dem Eckgrundstück Bahnhofstraße/Ecke Rosenheimer Landstraße in Ottobrunn errichtet.

Bei dem Gebäude handelt es sich um ein klassisches Langhaus mit asymmetrischem Satteldach, das entlang der Bahnhofstraße eine Länge von ca. 40m besitzt.

Um im Bereich der Bahnhofstraße einen Vorplatz auszubilden, ist die Längsseite des Langhauses zur Mitte hin eingeschnitten, und ebenso ist auch an der Gartenseite die Längsseite eingeschnitten. Durch die dadurch verringerte Gebäudetiefe im Bereich des Einschnitts werden die Durchsicht und der Zugang in den sich im hinteren Grundstücksteil befindlichen Garten ermöglicht.

Das Gebäude ist in drei Gebäudeteile unterteilt. Zentral in der Gebäudemitte befindet sich ein Foyer, das das Gebäude im Erdgeschoss sowie im 1. Obergeschoss in zwei weitere Baukörper unterteilt, den Kirchenraum im westlichen Teil und das Gemeindezentrum sowie die Tageseinrichtung für Kinder im östlichen Teil des Grundstücks. Über das Foyer erfolgt auch der Zugang zum Gebäude. Ein weiterer Zugang befindet sich im nordöstlichen Gebäudeteil zur Erschließung der Tageseinrichtung. Der Gebäudeteil des Gemeindezentrums ist teilweise unterkellert und verfügt über ein 2. Obergeschoss. Alle Geschosse sind über ein zentrales Treppenhaus zugänglich.

Das Gebäude wird auf einer Betonbodenplatte in Holzbauweise errichtet, um der ökologischen Verantwortung im Sinne der Bewahrung der Schöpfung Rechnung zu tragen. Aus demselben Grund wird es mit moderner Heiztechnik auf Basis einer ökologisch nachhaltigen Holz-Pellet Heizung ausgestattet.

Dach und Fassade sind mit der gleichen vorgegrauten Holzlattung/-verschalung verkleidet. Durch die Aufnahme der vertikalen Schattenfugen, die bei den Profilbrettern der Fassade verwendet werden, auch in der Dachebene, wird der Eindruck eines monolithischen Holzkörpers noch verstärkt. Alle Fensterelemente sind quadratisch und werden in S,M,L und XL große Fenster unterschieden. Die Größe resultiert aus ihrer Funktion und ihrer Lage im Gebäude. Ebenso variiert die Position des Fensters in der Gebäudehülle. Die Grundfläche des Gebäudes beträgt ca. 700 m². Es gibt zwei oberirdische Vollgeschosse (zum Teil mit Lufträumen) mit einer Geschosshöhe von 3,30 m.

 

Die drei Bereiche des Gebäudes

Das Gebäude kann aufgrund der Nutzung in drei unterschiedliche Bereiche gegliedert werden:
- das Gottesdiensthaus mit dem Saal und den direkt dem Saal angegliederten Bereichen
- das Kinderhaus mit den Nutzungen, die den Kindern gewidmet sind, und
- das Foyer, von dem aus alle Räumlichkeiten der FeG zentral erschlossen werden.

Herzstück der Nutzung im Gottesdiensthaus ist der ca. 176 m², im Grundriss konisch zulaufende Gottesdienst-Saal, mit maximal ca. 140 Sitzplätzen. In der Höhe erstreckt sich der Saal über beide Vollgeschosse, inkl. Dachraum. Eine Empore an der Rückseite des Saales, im 1.OG von ca. 45 m², ermöglicht weitere ca. 40 Sitzplätze. Daneben befinden sich im EG noch eine Teeküche und ein Seminarraum sowie im OG die Büros und ein Seelsorge- und Gebetsraum.

Im Kinderhaus befindet sich im Erdgeschoss die Kindertagesstätte als eigene, unabhängige Mieteinheit. Bei der Kita handelt es sich um zwei Großtagespflegen, die Kinder im Alter von 1-3 Jahren in Gruppen á 10 Kinder betreut. Durch eine Glastüranlage kommt man in einen länglichen Spielflur, der einen Durchblick bis zum Garten ermöglicht und die Kita in zwei Bereiche teil: in den Bereich der Gruppenräume mit den dazugehörigen Ruheräumen, die den Kindern gewidmet sind, und auf der anderen Seite des Flurs in den Bereich, der eher den Erziehern vorbehalten ist.

Im 1.OG darüber liegen – getrennt von der KiTa – die fünf Kindergottesdiensträume der FeG und der Kleinkinderraum.

Das Foyer soll mit seinem großen Verglasungsanteil eine Geste der Offenheit ausstrahlen und zum Eintreten in das Gebäude einladen. In diesem Teil des Gebäudes, das durch die nördlichen und südlichen Einschnitte eine besonders geringe Gebäudetiefe hat, ergibt sich durch die großen Fensterelemente ein Durchblick in der Diagonalen bis in den Garten. Das Foyer wird als zentrale Stelle des Gebäudes nicht nur als Erschließungs- und Verteilerraum betrachtet, sondern wird auch als Aufenthaltsbereich genutzt werden, in dem sich die Gemeinde nach und vor den Gottesdiensten versammelt, und auch kleine Veranstaltungen stattfinden werden. Durch die offene Zweigeschossigkeit wird eine Kommunikation des EGs mit dem OG ermöglicht, und visuelle Beziehungen hergestellt.

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