Ungewollte Denkmäler

Vortragsreihe zum WS 2011/2012, München

Die Fakultät für Architektur der Hochschule für angewandte Wissenschaften FH München startet am 9. November eine Vortragsreihe zum Thema „Zeitgenössische Architektur im Dialog mit Bauten und Orten der Vergangenheit“. An vier Terminen berichten italienische Architekten aus Veneto, Trentino, Sizilien und Südtirol über ihre Erfahrungen im Umgang mit Revitalisierungen und Rekonstruktionen. Mit dieser Vortragsreihe laden die Organisatoren Prof. Botti und Prof. Bruno laden zu einem Ausflug nach Italien ein.
 
Termine:
09.11.2011Südtirol
Markus Scherer - Historischer Kontext: Herausforderung oder Einschränkung
Werner Tscholl - Gedanken zur Revitalisierung: Fürstenburg, Reichenberg, Sigmundskron
 
16.11.2011 Trentino
Francesco Da Rin - Steinspuren: Schloss Andraz  und Festung Tre Sassi, Historische Rekonstruktion in den Dolomiten
Giacomo Pirazzoli - Museum as a site specific
 
23.11.2011 Veneto
Francesco Magnani - Torre Alberaria Arsenale di Venezia
Carlo Palazzolo - Schlachtfelder - Entwurfsorte
 
30.11.2011 Sicilia
Emanuele Fidone  - Zeit und Form, Umgang mit der Antike im östlichen Sizilien
Roberto Collovà - costruire la citá, Konservieren ist Transformieren  - Umgestaltung öffentlicher Räume in Gela, Salemi, Gibellina Nuova
 
"Das moderne Interesse für die Geschichte der materiellen Kultur hat im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts zur fortschreitenden Ablehnung der Rekonstruktionsmethode bei der Restaurierung von Baudenkmälern geführt, weil dadurch die Echtheit der „Urkunde“ und die Spuren der Zeit verloren gehen. Die Bewahrung des historischen Dokuments stellt das Hauptanliegen der Denkmalpflege dar. Seine „kritische Lektüre“ wird zum Thema der architektonischen Intervention bei Erhaltungs- und Umnutzungsmaßnahmen. Ihre eigene Historizität kundgebend, unterscheiden sich Schutzmaßnahmen, eventuelle Ergänzungen und Neueinfügungen von der vorhandenen räumlichen und baulichen Substanz. Sie treten mit ihr in eine dialogische Beziehung, die - der Poetik des Kontrastes oder der Analogie, des Bruches oder der Kontinuität folgend - das erhaltene Denkmal in einem neuen, gegenwärtigen Sinn-, Form- und Handlungszusammenhang erscheinen und fortleben lässt.
Diesem Grundansatz - in Italien bereits um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit bedeutenden Beispielen vertreten - folgen sämtliche in der Vortragsreihe vorgestellten Werke. Dennoch fehlt es ihnen nicht an deutlichen Unterschieden, die ein differenziertes Spektrum von Interpretations-, Handlungs- und Ausdrucksmöglichkeiten von Aufgaben der musealen Erhaltung bis hin zu Umnutzungs- und Revitalisierungsmaßnahmen wiedergeben. Die ausgewählten Beiträge geben neuere Erfahrungen aus Südtirol, dem Trentino, Venetien und Sizilien wieder.
Der thematische Schwerpunkt der Vortragsreihe richtet sich auf ehemalige Verteidigungsbauten aus, darunter auf Zeugnisse der jüngeren Geschichte, die den Umfang des erhaltungswürdigen Bestandes erweitert haben. Es handelt sich, in der Terminologie Riegls, um „ungewollte“ Denkmäler, deren Erinnerungswert - außer im Hinblick auf die materielle Kultur - mit bedeutenden historischen Ereignissen verbunden ist. " (Prof. Botti)

Vortragsreihe Ungewollte Denkmäler
Termine: 9., 16., 23. und 30. November 2011
Beginn: jeweils 18:00 Uhr
Veranstaltungsort: Audimax/ Karlstr.6, 80333 München
Eintritt: Frei; Vortragssprache: deutsch, italienisch mit Übersetzung
Internet: www.hm.edu

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