Treibhaus am Bauhaus

Der Pavillon „bauhaus re use“ ist eine schöne Sache; aber auch eine, die die Denker ins Schwitzen bringt

„Reduce, reuse, recycle“ schrieb auf der vorletzten Architekturbiennale der Deutsche Generalkommissar, Muck Petzet, über sein Ausstellungskonzept. Und wenn Kritiker damals einwandten, dass das populistisch und schon gar nicht sonderlich originell sei, dann hatten sie recht. Verschwiegen dabei allerdings – und konnten es nicht sehen – dass die drei RRR von damals gesehen und bis heute die Diskussion um einen nachhaltigen Umgang mit dem Gebauten und dem zu Bauenden nachhaltig beeinflusst haben; und das weiter tun werden.

In Berlin wurden nun – und weil das Projekt sich im Titel explizit darauf bezieht – Bauteile des Bauhauses Dessau "reused". Genauer gesagt wurden etwa 100 m Fassadenelemente, die 2011 im Zuge der Sanierung des Dessauer Bauhaus-Gebäudes ausgebaut wurden, in einem gemeinsamen Projekt der zukunftsgeraeusche GbR und des Bauhaus-Archivs Berlin im Westen des Bauhaus-Archivs zu einem eingeschossigen Pavillon mit quadratischem Grundriss aufgebaut. "zukunftsgeräusche" sind Robert K. Huber und Peter Winter, die beide Architektur und Stadtplanung in Berlin und Shanghai studiert haben und seit 2011 in einem Architekturbüro zusammen arbeiten. Darüber hinaus verstehen sie sich als eine kommunikative Plattform, die Projekte im Bereich Architektur, Stadtentwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie auch Theaterprojekte realisiert. Zudem veranstalten sie Diskussionsreihen zu Stadtentwicklungsthemen.

Der am 26. Mai 2015 eröffnete Pavillon soll etwa zwei Jahre dort am Rande stehen, wo das Bauhaus-Archiv demnächst Teile seiner Erweiterungsplanungen realisieren möchte. Aktuell bietet der Pavillon, der in der sommerlichen Hitze ein nettes Treibhaus ist, unterschiedlichsten Veranstaltungen Raum. Die auch mit dazu beitragen sollen, die Erstellungskosten des Baus zurück zu finanzieren.

Bei den mehr als 40 einfachen Fenster- und Türelementen aus Stahl handelt es sich um Bauteile, mit denen in der ehemaligen DDR 1976 die Sanierung des 1925/26 erbauten Bauhaus nach jahrelangem Verfall wieder begann – „bauhaus re use“ ist damit sozusagen ein „recyceltes UNESCO-Weltkulturerbe“. Im Sommer 2011 wurde bereits ein Vorgänger mit dem gleichen Titel auf dem Tempelhofer Feld aufgebaut.

Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung möchte den Raum für die theoretische und praktische Vermittlung von Gestaltungsthemen nutzen. Ob der Pavillon dafür geeignet ist und inwieweit die Hülle energetisch ertüchtigt werden muss, werden die kommenden Wochen zeigen. Jetzt schon ist ein – allerdings transluzentes – Sonnensegel über der 120 m² großen Innenfläche geplant. Und auch nötig, die Klimaanlage, die zur Zeit für kühlere Luft sorgen soll, ist schon bei 23 Grad C Außentemperatur hoffnungslos überfordert. Ein Planungsfehler, aber der ist sicherlich zu beheben! Be. K.

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