Stadt und Migration

Der achte Band der Buchreihe „Die anderen Städte“ im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010 ist soeben erschienen. Der Band widmet sich dem Themenkomplex Stadt und Migration und leistet vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und schrumpfender Städte einen Beitrag zur weiteren Versachlichung der Debatte um Einwanderung. Aus der urbanistischen Perspektive werden vertiefende Informationen angeboten, die es erleichtern, die oft hitzig geführten tagespolitischen Auseinandersetzungen einzuordnen. 

Das Wissen um die Irreversibilität des demografischen Wandels ist durch die mediale Vermittlung des Themas mittlerweile in der Gesellschaft verbreitet. Doch die bisher unterentwickelte Anerkennung des wachsenden Anteils von Bürgern mit Migrationshintergrund erfordert eine vergleichbare Informationsoffensive. Die Autoren verdeutlichen aus historischer und soziologischer Perspektive: Migration war und ist der „Normalfall“ in Städten und Gesellschaften. Der stets gegenwärtige Blick auf die deutsche Leitkultur eröffnet jedoch den Blick auf noch unerledigte Aufgaben. Dabei geht es sowohl um die Bereitschaft, Migranten aufzunehmen, als um die Bereitschaft von Migranten, in der neuen Kultur anzukommen. 

Die Stadt war und ist immer ein Ort der Begegnung, ein Aufeinandertreffen von Menschen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Traditionen. Sie ist ein Ort des Nebeneinanders von Bekanntem und Fremdem, von Privatem und Öffentlichem, von Nah und Fern, Alt und Jung, Arm und Reich, von Arbeit und Freizeit. Gerade das macht den Reichtum sowie die Lebendigkeit und Buntheit der Stadt aus. Die Differenz und das Fremde sind damit integrale Bestandteile von Stadt. Angesichts des demografischen Wandels stellt sich nun die Frage, wie sich Deutschland und Europa noch weiter öffnen können, ohne die Herausforderungen und Probleme multikultureller Strukturen zu negieren. 

Im Band „Stadt und Migration“ zeichnen Studien von Sinus Sociovision und Dr. Regina Römhild ein facettenreiches Bild unterschiedlichster Milieus der Migrantenbevölkerung. Dr. Hans Dietrich von Loeffelholz, Wirtschaftswissenschaftler beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg, geht der grundsätzlichen Frage nach, wie sich die längerfristige Entwicklung der Städte in der Zukunft darstellt und wie die deutsche und die europäische Zuwanderungs- und Integrationspolitik vor diesem Hintergrund reagiert. Auch die regionale Perspektive der Akteure im Alltag der Integration fließt über eine Reihe von Interviews in die Publikation ein. Susi Möbbeck, Integrationsbeauftragte der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, erinnert etwa daran das Herunterspielen fremdenfeindlicher Übergriffe. Das Buch beleuchtet Grundsätzliches, gibt Zahlen und Daten an die Hand, erläutert globale Migrationsströme sowie ihren Einfluss auf Kunst und die urbane Kultur in Deutschland.