Silvio geht, David kommt

David Chipperfield wird Kurator der 13. Architekturbiennale Venedig; wahrscheinlich

Jetzt das auch noch: Nachdem David Chipperfield aus Ehrungen für seine Bauten kaum noch dazu kommt, weitere in die Welt zu setzen, wurde nun bekannt, dass der Brite mit Adelstitel im kommenden Jahr der Welt größte (und bedeutendste?) Architekturschau kuratieren wird, die Architekturbiennale von Venedig.

Diese Ernennung kommt ungewöhnlich spät für den in aller Welt vielbeschäftigten Architekten, ihm und seinem Team bleiben damit gerade mal acht Monate, ein Hauptthema zu entwickeln, relevante Büros aus der ganzen Welt (so hoffentlich auch aus diesem Land) einzuladen, die großen Ausstellungen in den Arsenale oder dem italienischen Pavillon in den Gardini zu managen usf.

Die Entscheidung für Chipperfield, so in der britischen Zeitschrift „Building Design“ nachzulesen (und (noch) nicht auf Chipperfields Website), wurde von Alex de Rijke, dem neuen Chef des Royal College of Art (RCA) begrüßt: „Jemand von seinem intellektuellen Kaliber wird diese Herausforderung meistern," schreibt er. „Und ganz sicher wird er diese Chance nicht nutzen, für das eigene Werk zu werben. Er ist gerade dabei, die Aufgabe für sich selbst zu umreissen, die er als Forschung interpretiert und als Möglichkeit, viele Menschen in einen Dialog über Architektur zu involvieren.“

Chipperfield wird der erste britische Architekt sein, der die Architekturbiennale in Venedig kuratiert. Er war wohl schon ein paar Monate zuvor im Gespräch, doch der Architekt zeigte sich damals noch eher abgeneigt. Grund: Der neue Direktor der Biennale in Venedig, Giulio Malgara, soll als enger Vertrauter des damals noch allmächtigen Silvio Berlusconi den Posten erhalten haben. Malgara ist ein wichtiger Importeur von Obst. Nun könnte der noch dirigierende Direktor, Paolo Baratta, mit dem fast sicheren Rücktritt des Medienzars Berlusconi seinen Posten behalten. Was Chipperfield machen wird, wenn Berlusconi bleibt? Oder der Fruchtimporteur auf dessen Zusage besteht? Es wird wie immer spannend, bei der 13. Architekturausstellung 2012 vielleicht sogar einmal sehr knapp. Chipperfield darf man also in zweierlei Hinsicht die Daumen drücken; denn nicht bloß die knappe Zeitreserve belastet die Arbeit, die Vorlage der sehr erfolgreichen Biennale 2010, die von Kazujo Sejima (SANAA) kuratiert wurde, legt die Messlatte zusätzlich höher. By the way, liebes Bundesbauministerium: Wie heissen denn eigentlich unsere Kuratoren, vulgo Generalkommissare für Venedig 2012?! Be. K.

Thematisch passende Artikel:

10/2015

15. Architekturbiennale Venedig mit neuem Direktor www.labiennale.org, www.elementalchile.cl

Alle zwei Jahre wird in Venedig etwas versucht. Entweder möchten die Ausstellungsmacher der so genannten „Architekturbiennale“ die Welt neu erfinden oder sie fragen nach dem nächsten großen Ding,...

mehr
12/2011

Köpfe auf 13. Architekturbiennale 2012 www.labiennale.org, www.bmvbs.de

Nun kam es doch aus irgendeiner undichten Stelle im Ministerium: Der Generalkommissar, der für die Ausstellung im deutschen Pavillon in Venedig zuständig sein wird und vom Bundesbauministerium...

mehr
02/2019

Menschen

Die 17. Ausgabe der Architekturbiennale in Venedig wird von dem libanesischen Architekten Hashim Sarkis kuratiert. „Die Welt stellt neue Herausforderungen an die Architektur“, sagte Sarkis Mitte...

mehr

Rem Koolhaas 2014 in Venedig

Der 68-Jährige Niederländer wird die 14. Architekturbiennale in Venedig kuratieren

Nach Kurt W. Forster, Richard Burdett, Aaron Betsky, Kazuyo Sejima und David Chipperfield, um nur die letzten Kuratoren der Internationalen Architekturausstellung in Venedig seit 2004 zu nennen, kommt...

mehr
04/2012

Vom„Morast“ auf den „Common Ground“ geflüchtet www.labiennale.org

Nach langem Hin und Her: David Chipperfield ist es nun also offiziell, der Brite wird in diesem Jahr die Architekturbien­nale in Venedig kuratieren. Er erläuterte sein Konzept des „Common Ground“...

mehr