Schlosswettbewerb ungültig?

Journalisten der ART recherchierten und fanden zumindest Zwielichtiges im Wettbewerb um die Schlossrekonstruktion in Berlin

Alle waren erleichtert: Die einen, die Wiederaufbaubefürworter, weil endlich die Debatte um den Wiederaufbau des alten Berliner- oder Hohenzollernschlosses in der Mitte Berlins beendet schien und der Wettbewerbssieger solide Schlösserarchitektur versprach. Die anderen, Wiederaufbaugegner, weil Franco Stellas bieder elegante Wurf ihrer "Wir haben es ja geahnt"-Haltung größtmögliche Angriffsfläche bot: Unzeitgemäß sei der Entwurf, dem Mainstream anbiedernd, formal zerrissen, zu klein für ein Völkerkundliches Museum und nicht zuletzt: zu teuer.

Nach dem Aufatmen der Wettbewerbsergebnisverkündigung Ende November 2008 wurden die Reste des Palastes der Republik endgültig entsorgt, Rollrasen von weiterher herangeschafft. Die Temporäre Kunsthalle auf dem Schlossbauplatz hatte ihre erste (kuratorisch personelle) Krise und in Berlin sprach man wieder über die Museumsinsel und den wunderbaren Stella-Gegenentwurf von Chipperfield (Neues Museum); die Diskussion um die Oper unter den Linden mündete in einen Kompromis, und dem "Förderverein Berliner Schloss", dessen Vorsitzender der ehemalige Landmaschinenhändler von Boddien ist, wurde eine Bundesstiftung vor die Nase gesetzt. Da mehrten sich Stimmen, der Wettbewerb im letzten Jahr sei nicht regelrecht entschieden worden.

Zwei Journalisten machten sich auf die Suche nach Stella in Berlin und Italien, fanden ihn weder hier noch dort, aber was sie hier fanden was sie dort suchten, wirft kein schönes Licht auf die Sache. Be. K.

Dazu am 1. Juli 2009 der Pressesprecher des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Rainer Lingenthal:


"Es liegt eine von Franco Stella unterschriebene Selbstauskunft vor, nach der die Bedingungen für die Teilnahme am Wettbewerb Humboldt-Forum erfüllt sind. Auf diese Angaben haben wir wie bei allen anderen Wettbewerbsteilnehmern vertraut. Im Vorfeld des Vertragsschlusses mit Franco Stella wurde eingehend geprüft, ob er die geforderte Leistung, also die Realisierung des prämierten Entwurfes, erbringen kann, mit seinem Büro und den von ihm eingeschalteten weiteren Architekten. Diese Prüfung verlief positiv."

Hier der Artikel von Kito Nedo und Daniel Boese, Berlin (PDF)

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