Schinkel erhebt sich aus seinem Schrein
Bis zum 15. Juni 2017 zeigt das Architekturmuseum der TU Berlin mehr als fünfzig Entwürfe zum Wiederaufbau der Bauakademie in dem 1995 ausgeschriebenen Wettbewerb „Vorschläge für einen leeren Ort“ 22.01.20181995 rief Manfred Sack (1928–2004), Doyen der deutschen Architekturkritik, einen Wettbewerb gegen den Wiederaufbau der Bauakademie aus: „In Schinkels Geist zu entwerfen, sich zugleich jedoch von ihm frei zu machen und nach Kräften etwas Neues zu finden, das die Gegenwart ausdrückt und in die Zukunft weist“. 225 Entwürfe gingen damals ein. Die Ausstellung zeigt mehr als fünfzig von ihnen.
Architektur war die Leitkultur der Neunziger. Die unverdaute Postmoderne rumorte auch im behäbigen Bauch Berlins, das sich daranmachte, widersprüchlich weltläufig zu werden. Es waren die goldenen Jahre des Architekturstreits – wenn schon seit 1990 die Bauakademie diskutiert worden war, dann auch aus der Sehnsucht nach einer zentralen Bühne dafür. Solange sie ein Wunschbild war, stand ihre Rekonstruktion kaum in Frage. Doch als es nach dem Abriss des DDR-Außenministeriums Ernst wurde, wendete sich das Blatt. Die kritische Rekonstruktion des Stadtgrundrisses hatte ein breites intellektuelles Fundament. Dass sich nun jedoch ganz und gar unkritische Klone darin einnisten könnten, erhielt 1993/94 mit Schlossattrappe und Pariser Platz eine verstörende Realität.
Stadtreparatur oder Geschichtsklitterung? Das Besondere der Bauakademie versank im Grundsatzstreit.
Initiator des ZEIT-Wettbewerbs um die Bauakademie war der deutsche Architekturkritiker Manfred Sack, dem die „Einfallslosigkeit“, Schinkel aus „Verlegenheit“ zu rekonstruieren, mächtig aufstieß. Listig packte er „Architekten und Architekturstudenten“ bei ihrer „Courage, es mit Schinkel aufzunehmen“: Eine Bauakademie „in Schinkels Geist zu entwerfen, sich zugleich jedoch von ihm frei zu machen und nach Kräften etwas Neues zu finden, das die Gegenwart ausdrückt und in die Zukunft weist“.
Über 700 Architekten erbaten sich die Plan-Unterlagen, 225 Entwürfe wurden eingesandt, wovon am Ende zehn Entwürfe von der Jury ausgezeichnet wurden.
Das Ergebnis war so bunt wie vorhersehbar: Ironie und schwere Symbolik, Zeitgeistiges und Zeitloses, Mahnungen, inne zu halten und Aufforderungen, noch tiefer zu denken. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt und sicherlich würde heute das Feld noch einmal anders, noch einmal weiter werden. Das Grundsätzliche aber ist längst gedacht: Es lohnt, genau hinzuschauen.
Schinkel erhebt sich aus seinem Schrein
15.5.–15.6.2017
Ausstellung im Architekturmuseum TU Berlin, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin
Öffnungszeiten:
Mo–Do 12 bis 16 Uhr
architekturmuseum.ub.tu-berlin.de
Aktuelle Informationen zum Wiederaufbau der Bauakademie: