Scharounschule Marl

Nach etwa fünf Jahren wird sie am 19. August 2015 – wunderbar saniert - wiederöffnet

Es gibt einen Festakt zum Anlass: Ab 11 Uhr feiern Bürger, Schüler, Lehrer, Architekten, Denkmalpfleger, Fachplaner und natürlich die Politik die Wiederöffnung der ehemaligen Volksschule in Marl, die 1968 mit einige Klassenräumen des 1. Bauabschnitts ihre Arbeit aufnahm.

Heute, am Mittwoch den 19. August 2015, wird die komplett sanierte und seit 2004 unter Denkmalschutz stehende Ikone mit einem Tag der offenen Tür offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Nach dem Festakt in der Aula (11 Uhr), zu dem in Vertretung von Michael Groschek, NRW-Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Staatssekretär Michael von der Mühlen erwartet wird, präsentieren die städtische Musikschule und die Aloysius-Grundschule von 15 bis 18 Uhr in ihren Räumlichkeiten u.a. musikalische Beiträge, Theater, Märchen und zahlreiche fachkundige Führungen.

1960 hatte Hans Scharoun den Auftrag erhalten, eine Volksschule im damaligen Neubaugebiet in Marl-Drewer zu entwerfen. Scharoun hatte zuvor beim Architektenwettbewerb für das Rathaus der Stadt Marl (1957/58) den 2. Platz belegt. Grundsteinlegung war 1964, 1968 konnten die ersten Klassenräume bezogen werden. Im folgenden Jahr wurden die Aula und die Turnhalle fertiggestellt. Die Aula galt damals schon als „kleine Schwester“ der Philharmonie in Berlin.

Komplett fertiggestellt wurde das Schulgebäude 1971. Es wird in den folgenden Jahren als Volksschule, Grund- und Hauptschule sowie für die gemeinsame Oberstufe der Martin-Luther-King- und der Willy-Brandt-Gesamtschule genutzt. 2003 beauftragt die Stadt Marl das Architekturbüro Pfeiffer Ellermann Preckel, Münster, ein Gutachten zur Ermittlung der Sanierungskosten zu erstellen. 2004 beschließt der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt die Aufnahme der ehemaligen Volksschule in die Denkmalliste der Stadt Marl. In der Folgezeit gründen sich zahlreiche Initiativen, die sich für den Erhalt des Denkmals einsetzen, fachliche Unterstützung erhalten sie von Architekten und Städteplanern aus dem In- und Ausland. Architektenverbände laden in den Folgejahren immer wieder zu Veranstaltungen wie Symposien oder Werkstätten in die Schule ein, um hier im Diskurs Möglichkeiten für eine zukünftige, nachhaltige Nutzung zu erarbeiten.

2006 sieht der Wirtschaftsplan des damaligen städtischen Immobilienbetriebs für 2007 und die folgenden Jahre insgesamt 7 Mio. € für die Sanierung der Scharounschule vor. 2007 erhält die Musikschule der Stadt Marl in der Scharounschule ihr neues Domizil, die ab 2008 nun offiziell „Scharounschule“ heisst. Im November desselben Jahres beschließt der Rat der Stadt ein Gesamtkonzept zur Nutzung der Scharounschule in Verbindung mit der städtebaulichen Gesamtentwicklung, 2009 erhält das Architekturbüro Pfeiffer Ellermann Preckel den Auftrag für die Sanierung. Dafür werden rund 9 Mio. € veranschlagt.

Die Sanierung der Scharounschule beginnt mit der Erneuerung der komplexen Dachlandschaft, der Erstellung von Musterbauteilen und der Entkernung von drei Gebäudeelementen („Waben“) mit jeweils vier Klassenzimmern. Die PCB-Sanierung (Brandschutzanstrich an Stahlträgern) und zwei Firmeninsolvenzen verursachen Mehrkosten von ca. 1,2 Mio. Euro. 2015 zieht die städtische Musikschule in ihre Unterrichtsräume um (März). Am 13. April nimmt die katholische Aloysius-Grundschule mit offenem Ganztagsbetrieb den Unterricht in ihren neuen Räumen in der Scharounschule auf, ein Jahr später als geplant.

Ellermann Pfeiffer Preckel, Münster

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