Peter Zumthor nun auch bei Serpentines

Der Schweizer darf in London einen Pavillon bauen; natürlich nicht irgendeinen, es geht um den Serpentine Gallery Pavilion

Oder war es andersherum? Waren die Kuratoren in London beglückt, weil Peter Zumthor aus dem fernen Haldenstein signalisierte, dass der mitmachen wolle? Sich einreihen wolle in die Riege derjenigen Architekten, deren Namen zumindest auf das Jetset der internationalen Architekturszene verweisen … Jean Nouvel 2010, SANAA 2009, Frank Gehry 2008, Olafur Eliasson mit Kjetil Thorsen 2007, Rem Koolhaas und Cecil Balmond 2006, Álvaro Siza mit Eduardo Souto de Moura 2005, MVRDV 2004, Oscar Niemeyer 2003, Toyo Ito 2002, Daniel Libeskind 2001 und Zaha Hadid 2000.

Ab sofort also und für rund drei Monate steht der vom Architekten und dem Landschaftsplaner „Hortus conclusus“ genannte Bau in Kensington Gardens, auf dem mittlerweile vielbespielten Wiesenbauplatz vor der Serpentine Gallery. „Geschlossener Garten“ könnte man das nennen, was der Architekt und der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf mit dem also schon elften Gallery Pavillon in London realisierten, hier soll in hochkonzentrierter Weise Musik aufgeführt werden, sollen Dichter ihre Texte lesen oder Schauspieler ihr Schauspiel vor Augen führen. Von außen betrachtet wirkt der Pavillon alles andere als das, die Leichtigkeit, das irgendwie immer auch Transparente fehlt dem trotz seiner 33 m Länge geduckt wirkenden Bau, der vielmehr monolithisch wirkt, fast schon abweisend und eigentlich nur über die aus der Wiese gehobenen Zuwege erkennbar zu betreten. Die schwarze (Holz)Kiste duckt sich unter die Baumkronen des Parks und macht nicht nur diejenigen, die hier den jährlichen Pavillion-Wettbewerb erwarten neugierig auf das, was innen ist, was er überhaupt ist.

Wer sich in die 33 x 12,5 m messende Holzskelettkonstruktion begibt, die mit grob schwarz gestrichenen Holzplatten geschlossen wurde, muss erst in einen Umgang ein biegen, ein paar Schritte laufen um so in einen Innenhof zu gelangen. Diese Raumschichtung macht direkte Ein- oder Ausblicke unmöglich; Hortus conclusus eben. Dass es im Inneren tatsächlich ein Garten wird, dafür sorgt der Niederländer mit einem bunt bepflanzten Beet im Innenhof. Das Naturzitat, das längst keine Natur mehr darstellt sondern allenfalls konstruierte Landschaft, wird von der schwarz eingefärbten Holzplattenlandschaft wie etwas Kostbares gefasst. Im farblichen wie auch materiellen Kontrast zeigt die eigenwillige Pavilloninterpretation ihren hauptsächlichen Reiz, ob sie – wie mancher Vorgängerbau auch schon – die ihm zugewiesene Aufgabe, Veranstaltungsort mit hohem Besucherdruck, erfüllen werden kann, wird man sehen. Der Hortus im Park jedenfalls irritiert mächtig, er erscheint wie falsch abgestellt oder wie die Eule, die nach Athen getragen wurde. Ruhe? Entspannung? Meditation? Fehlanzeige. Überhaupt erscheint der Pavillon eher wie das Derivat dessen zu sein, was Peter Zumthor auf der Insel Ufenau mit seinem Restaurantentwurf bis heute noch nicht geschafft hat. Dafür jetzt in London … Be. K.

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