Park51, Ground Zero Moschee, Cordoba House ... ?

Erste Visualisierungen zum geplanten islamischen Kulturzentrum nahe des Ground Zeros in New York City vorgelegt

Es gab und gibt ihn noch: Widerstand gegen den Neubau in Manhatten. Nicht um ein Wohnhaus geht es oder eine Verwaltung, keine Bank möchte sich hier im Zentrum Manhattens niederlassen, auch keine feine Galerie. Der Neubau am 45–51 Park Place, Manhattan, soll in einem oder drei oder mehr Jahren ein muslimisches Kultur- und Begegnungszentrum beherbergen inklusive einer Moschee (die planenden muslimischen Organisationen sprechen inzwischen von einem „Betraum“, der allen Gläubigen der Welt offenstehe).

Als die Pläne im Mai 2010 bekannt wurden, ging ein Aufschrei durch die Vereinigten Staaten von Amerika: Keine 100 m nördlich von der immer noch und wohl ewig schwärenden Wunde am Ground Zero soll ein muslimisches Zentrum gebaut werden? Gleichsam in Sichtweite zu dem Ort, am welchem 3000 Menschen am 11. September 2001 den Tod fanden in einem Terrorakt, ausgeführt von islamischen Extremisten? „America is under attack“, so fühlte sich eine ganze Nation, die noch niemals zuvor in der Geschichte auf eigenem Territorium von außen angegriffen worden waren (die Indianervölker sehen das sicherlich anders). Es gab Eingaben gegen das Projekt, Demonstrationen und heftige Debatten in allen politischen Häusern. Das „Cordoba House“ genannte Projekt, das anstelle eines bereits von Muslimen genutzten Altbaus 13 bis 15 Geschosse in den Himmel wachsen wird, hat allerdings auch mächtige Unterstützer; Präsident Barack Obama signalisierte Zustimmung, Michael Bloomberg, „law and order“-Bürgermeister der Stadt argumentiert wie der Präsident: Wir leben in einem freien Land, jeder darf hier seinen Glauben praktizieren. Im Gegensatz zu Obama, der seine Zustimmung einschränkte (die Moschee müsse ja nicht an diesem Ort realisiert werden) bejaht der Bürgermeister auch die Platzwahl.

Aktuell aufgetaucht sind nun erste Visualisierungen von „Park51“, wie das Projekt inzwischen auch neutraler und, wie man erstaunt feststellt, im gängigen Mainstream der sich häufenden Projektekürzel genannt wird. Das planende, aber wohl noch immer nicht beauftragte Büro SOMA Architects, NYC, zeigt erste Ansichten und Details des rund 100 Mio. € teuren Gebäudes. Neben dem Betraum im Erd- und 1. Obergeschoss wird es weitere Räume für religiöse oder schlichte kontemplative Nutzungen geben. Dazu kommen ein Auditorium (500 Sitze), ein Theater, ein Museum für darstellende Künste, Galerien, ein Buchladen, Kinderbetreuung, ja sogar ein Fitness Center und ein Schwimmbad, ein Basketball Court und eine Kochschule sind vorgesehen sowie ein Restaurant mit „reinem“ Essen.

Das Fassadenbild mit seiner durchbrochenen Gitter-Struktur lehnt sich an islamische Dekore an, die im Mittleren Osten auch in der Gebrauchsarchitektur heute ihren ästhetisch funktionalen Stellenwert haben.

Wie das alles bezahlt werden soll, wer hinter den Investoren und Initiatoren des Projektes steckt, ist nicht klar, mancher mutmaßt eine CIA-Aktion, andere sehen Bin Laden als Strippenzieher, wieder andere CIA und Bin Laden in einem Boot. Die Aufregung um Park51 ist groß, die Aufreger nutzen die schwierig zu erklärende Baunähe zum Ground Zero; verschweigen aber tunlichst, dass unter den 3000 Getöteten auch Muslime waren und dass in beiden zerstörten Türmen zahlreiche Beträume für die an Allah-Gläubigen vorhanden waren. Dem Enwurf, dem Nutzungsmix wie insgesamt dem Vorhaben interkultureller und interreligiöser Aktivitäten ist Erfolg zu wünschen; dass dabei dunkle Gelder fließen darf ebenso wenig/ebenso sehr beunruhigen, wie bei den Neubauten gerade mal 100 m Luftline südlich. Be. K.

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