Noch ein Sauerbruch Hutton!

Sauerbruch Hutton baut ein Unternehmensgebäude ohne ihre berühmte Handschrift

Die Firma Hager Group hat sich ein Gebäude von Sauerbruch Hutton gegönnt. An der Grenze zu Deutschland, in der Stadt Obernai ist das Hager Forum entstanden. Sauerbruch Hutton, das wohl meist geehrte deutsche Architekturbüro in den letzten Monaten – erst der deutsche Holzbaupreis , dann der Deutsche Architekturpreis – auch für einen Holzbau, die Immanuelkirche in Köln, hat in Frankreich ein Firmengelände durch einen für das Architekturbüro untypischen Bau ergänzt.

Zurück zur französischen Provinz. Hier also steht ein Firmengebäude, das so gar nicht an die Handschrift von Sauerbruch Hutton erinnert. Ein Kubus, Ausstellungsfläche, Showroom, Tagungsstätte, Café, Shop, Veranstaltungsfläche, „im Grundriss“, mit viel Willen, „ein H“, wie der Pressemitteilung zu entnehmen ist, lädt mit großer Geste die Besucher ein. Ein aus Brettschichtholz 108 x 39 m großes Dachtragwerk ragt weit über das Gebäude hinaus. 18 Stützen tragen es.

2012 setzte sich das Berliner Architekturbüro mit ihrem Entwurf in einem Wettbewerb gegen Barkow Leibinger, schneider + schumacher, Jens Bothe, Wandel Höfer Lorch und Lissoni Associati durch. Baubeginn war knapp ein Jahr später, kürzlich wurde es fertiggestellt.

Der Innenraum ist ein lichtes Atrium, flankiert von zwei Riegeln, die Büroräume fassen. Eine Brücke verbindet die beiden Riegel. Die Brücke entwarfen Sauerbruch Hutton gemeinsam mit dem Ingenieur Werner Sobek. Dank vorgespannter Monolitzen kann die Brücke aus Beton 21 m stützenfrei überspannen.

Um die Akustik des nackten Betons zu verbessern, sind in den Zwischenräumen des Dachtragwerks Akustiksegel gespannt. Die Höhe des Brettschichtholzes reichte wohl nicht, um eine ausreichend gute Akustik garantieren zu können. Die gesamte Dachstruktur ist vorgefertigt an die Baustelle angeliefert worden. Das sparte Zeit. Zudem sind auf dem Dach 440 Photovoltaik-Paneele montiert, die ein Drittel der Energie des Gebäudes erzeugen.

Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass es sich bei diesem Bau um ein Gebäude von Sauerbruch Hutton handelt. Die Handschrift der Architekten ihre Gebäude mit farbigen Elementen zu signieren, ist hier den Firmenfarben gewichen. S.C.


Weitere Informationen: Sauerbruch Hutton


Tipp
In der DBZ 8|2015 lesen Sie ein Interview mit Sauerbruch Hutton.

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