Baukunstarchiv NRW in Dortmund

Nimmt Fahrt auf: Baukunstarchiv NRW in Dortmund

Am 28. Januar 2016 wurde der Gesellschaftervertrag unterschrieben

Zehn Jahre sollen es her sein, dass man über die Einrichtung eines Baukunstarchivs nachdenkt, Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, in welcher das Archiv nun eröffnen wird, sprach sogar von 1999. In dem Jahr – Glückwunsch Herr Oberbürgermeister für Ihr hervorragendes Gedächtnis – habe ihn Frau Uta Hassler, damals die Vorgängerin auf dem heutigen Lehrstuhl Prof. Sonne an der TU, auf die mögliche Einrichtung eines Archivs angesprochen. Die TU besaß damals schon einen größeren Umfang relevanter Architektennachlässe.

17 Jahre später also das Happy End: Am 28. Januar 2016 unterzeichneten vier Gesellschafter den Vertrag zur Gründung und Formfassung des „Baukunstarchiv NRW“. Das „Baukunstarchiv NRW“ soll Nachlässe einflussreicher und regional bedeutsamer Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure sammeln und für die wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich machen. Den Betrieb des Baukunstarchivs NRW übernehmen die vier Gesellschafter: die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Deutscher Architekten, die Ingenieurkammer-Bau NRW und der Förderverein für das Baukunstarchiv NRW. Neben der Leitung durch die Gesellschafterversammlung soll das Baukunstarchiv NRW durch einen Fachbeirat begleitet werden, in den renommierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Baukultur, Verwaltung und Kunst berufen werden.

Vielleicht wäre die Meldung nicht ganz so spannend, wäre das Archiv nicht in Dortmund untergebracht, hier im ehemaligen Museum am Ostwall. Der Museumsbau, ursprünglich das Königliche Landesoberbergamt von 1875, dann seit 1911 Museum, dann kriegszerstört, verändert wiederaufgebaut und 1993 umfangreich und mit archäologischem Blick saniert, steht seit seinem Auszug ins Dortmunder U 2009 leer. 2010 gab es einen Abrissbeschluss im Rat, der den Anfragen von Investoren entgegen kam. Der Bürgerinitiative „Rettet das ehemalige Museum am Ostwall“ wie auch Einzelpersönlichkeiten ist schließlich die Rettung des Museumsbaus zu verdanken. So dem Architekten und Stadtplaner und ehemaligem Stadtdirektor Dortmunds, Klaus Fehlemann. Der „stichelte“, so der Vorstand des Fördervereins, Walther von Lom auf der Pressekonferenz, in der Vergangenheit hartnäckig und mit Erfolg auf allen politischen Ebenen. Von Lom, Architekt in Köln, ebenfalls „Stichler“, bedauert mit einem Augenzwinkern, dass nicht seine Stadt Archivstandort geworden ist ... Der Zusammenbruch des Stadtarchivs dort allerdings hätte der Domstadt keine guten Karten zugespielt. Dem öffentlichen Druck beugte sich die Stadt Ende 2014, da wurde der Abrissbeschluss durch den Rat zurückgenommen.

Nun soll der Bau am Ostwall, der kein Denkmal ist aber tatsächlich Denkmal sein könnte für den Umgang mit historischer Substanz u. a. mit Landesmitteln (80 %) saniert werden, in der Rede stehen 3,9 Mio. € für Instandsetzung und Erstausstattung. Die TU Dortmund bringt ihr aus rund 60 Nachlässen bestehendes „Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst A:AI“ als Grundstock in das Baukunstarchiv NRW ein und wird die wissenschaftliche Leitung des neuen Hauses übernehmen. Wer hier die Protagonisten sind, dazu äußerte sich Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Leiter des Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund nicht, hier soll offenbar die Spannung hoch gehalten werden. Oder wahrscheinlicher: Man möchte nicht im Vorfeld Diskussionen darüber führen müssen, wer denn nun im Archiv eine Platz erhält.

Die Stadt übergibt das Gebäude mietfrei und wenn die Heizung mal ausfallen sollte, wird es darüber Gespräche geben; so jedenfalls der OB. Ansonsten sind die Gesellschafter auf sich selbst gestellt, der Etat für die Nutzung liegt zur Zeit bei knapp 90000 €/Jahr. Nicht viel, wenn hieraus auch Personalkosten und mögliche Ankäufe gezahlt werden sollen, vom Betrieb des Gebäudes einmal ganz zu schweigen.

Ob man mit den 3,9 Mio. € für die Sanierung des Gebäudes hinkommt, ist ebenfalls mehr als fraglich. Der Hinweis von Loms, man müssen notfalls auf dieses oder jenes in den ersten Jahren verzichten, könnte mögliche Hinterlasser hindern, ihre nicht selten fragilen Zeugnisse einem Gebäude zu überantworten, in dem die Klimatisierung, die Sicherheitseinrichtungen oder auch der fachgerechte Umgang mit den Archivalien nicht gesichert ist.

Sanierung und Umbau des Gebäudes Ostwall 7 sollen Ende 2016 beginnen, die Planungen dazu kommen aus dem Büro Spital-Frenking + Schwarz, Lüdinghausen. Die Einrichtung ist für Anfang 2018 geplant, Mitte 2018 soll der Betrieb aufgenommen werden. Wir bleiben dran! Be. K.

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