Morger + Dettli | One House Show

Eine Ausstellung in der Architektur Galerie Berlin. Von Frank F. Drewes

Das „vermeintliche“ Klischee des schwarzgewandeten Architekten ist so wahr wie einfältig, wobei sich häufig Gleiches über deren Raumgestaltung und die „Farbe“ Weiß sagen lässt. Dass Schwarz aber auch das Gegenteil von etabliertem Understatement sein kann, beweist zur Zeit die Architektur Galerie Berlin mit einer Ausstellung über Morger + Dettli aus Basel. Genau genommen ist es eine Ausstellung über ein einziges Projekt. Ganz genau genommen handelt es sich um das kleinste Projekt der Architekten aus dem Jahr 2009 namens Haus Trancauna, ein temporär genutztes Ferienhaus in der Schweiz.

Die für ihren Purismus und Reduktion bekannte Architektur Galerie, eine Plattform für Gegenwartsarchitektur, ist in einem stalinistischen Prachtbau an der Karl-Marx-Allee beheimatet und eigentlich für ihren in strahlendem Weiß gehaltenen Ausstellungsraum geschätzt. Für die Präsentation des Hauses Trancauna in Lumbrein entschieden sich Morger + Dettli aber für einen komplett geschwärzten Raum, in dem selbst die nackten Neonröhren gegen schwarze 3-Phasen Stromschienen und Spots ausgetauscht wurden und der weiße Marmor mit schwarzem Teppich belegt wurde. In dieser Black Box erhalten die wenigen, ausgesuchten Exponate und Pläne eine geradezu sakrale Überhöhung und suggerieren eine Komplexität, die dem recht überschaubaren Raum nicht so einfach abzugewinnen ist.

Die Entscheidung, sich nicht mit aktuellen Projekten und deren Größe bzw. „Innovationspotential“ zu profilieren (grüne Aspekte und Nachhaltigkeit finden erfrischenderweise ebenfalls keine Erwähnung), kommt dem Fokus auf die Architekturwerte von Morger + Dettli entgegen. Spektakuläres und Sensationsheischendes liegt diesem in rationalen Kategorien denkenden und entwerfenden Büro fern. Dafür gibt es haptische Elemente wie historische Stühle und bestechend scharfdetaillierte Betonmodelle, die von ebenso präzisen Plänen auf Sockelpräsentation begleitet werden. Die Wände hingegen sind den stimmungsvollen Fotos von Ruedi Walti auf Alu-Dibond vorbehalten. Die durch das monochrome Schwarz gedämpfte Atmosphäre der Galerie entspricht der Stimmung im Haus Trancauna, die innen wie außen von monolithischem, dunkelbraun lasiertem Beton bestimmt wird. Das i-Tüpfelchen wären ebenfalls dunkelbraun lasierte oder durchgefärbte Betonmodelle gewesen – selbige sind aber aus unbehandeltem Beton gegossen.

Ausstellung

Morger + Dettli - Trancauna
16.3.-27.4.2013

Architektur Galerie Berlin
Karl-Marx-Allee 96
10243 Berlin
+49 (0)30 788 974 31
www.architekturgalerieberlin.de

Parallel zur Ausstellung erscheint im Quart Verlag, Luzern: Morger + Dettli / De Aedibus 48.

Thematisch passende Artikel:

07/2015

Erweiterung Kunstmuseum Liechtenstein www.morger-dettli.ch, www.kunstmuseum.li

Manchmal gehen Architekturgeschichten als Erfolgsgeschichten in die Architekturgeschichte ein: Mit dem schwarzen Monolithen Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz begründeten vor 15 Jahren die...

mehr

Zukunftswerkstatt Schweiz

Ausstellung Beispielhafter Wohnungsbau in der Schweiz vom 24. Juni bis 15. Oktober 2010, Burgau

Noch bis Mitte Oktober ist im Roma Forum in Burgau eine Schau über zeitgemäße, eidgenössische Wohnarchitektur zu sehen. Unter dem Titel 'Zukunftswerkstatt Schweiz' werden wegweisende Projekte der...

mehr

Wohnbau im Kontext der Landschaft

Burgauer Architekturtag am 24. Juni 2010, Burgau

Der Blick über den Tellerrand bringt oft überraschende Impulse. Deshalb widmet sich der 5. Burgauer Architekturtag am 24. Juni dem Thema 'Zukunftswerkstatt Schweiz'. Namhafte eidgenössische Planer...

mehr

Beton in der Architektur

61. BetonTage zeigen Potenziale des Baustoffs

Vom 14. - 16. Februar 2017 finden die 61. BetonTage im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm statt. Ein fester Bestandteil im Programm des Leitkongresses der Beton(fertigteil)industrie ist das Podium „Beton...

mehr
09/2016

Nicht so, wie es scheint HGK Basel/CH

Basel befindet sich im Umbruch. Die ehemalige Industriestadt wandelt sich zum Forschungs- und Dienstleis-tungsstandort. Die Transformation betrifft auch die Lager- und Gewerbeflächen vor den Toren...

mehr